Mittelmosel-Exkursion: Der Kaiser als Krönung!

Die Exkursion an die Moselschleife bei Reil wird den Teilnehmern für eine ganze Weile im Gedächtnis bleiben: Wetterglück und tolle Lebensräume kamen zusammen und die Artenliste war entsprechend lang.

Zum Internationalen Tag der Artenvielfalt hatte Thorsten Melsheimer ins Weindörfchen Reil an der Mittelmosel eingeladen, auf seinem Ökoweingut die Biodiversität live zu erleben. Schließlich bewirtschaftet er seine Weinberge so, dass die Artenvielfalt gefördert wird, und auch dort, wo kein Weinbau mehr betrieben wird, hat er Ziegen als Landschaftspfleger im Einsatz.
Armin Dahl war gern in seine alte Heimat gekommen, um in einem Bildervortrag schon einmal die Lebensbedingungen der Schmetterlingen in den Steillagen an der Mosel zu erläutern und einige der schönsten und seltensten Vertreter vorzustellen – und was jeder tun kann, um die Schmetterlinge zu fördern. Der Hinweis, der ökologisch korrekte Weingenuß diene schließlich der Artenvielfalt, wurde vom zahlreich erschienenen Publikum gern aufgegriffen und bei der anschließenden Weinprobe im Keller gleich in die Tat umgesetzt.
Die Initiative „Steillagenweinbau schafft Vielfalt – das Moselprojekt“, die Anne Buchsbaum vom Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau vorstellte, hat auch zum Ziel, mehr Winzer in Richtung Ökologie bei der Bewirtschaftung der Steillagen zu bewegen, Maßnahmen für mehr Blütenreichtum  in den Anbauflächen zu fördern sowie gezielt einzelne Brachflächen durch Beweidung oder Mahd freizuhalten.

Melitaea didyma (ESPER, 1778) - Roter Scheckenfalter. Reil, Mullay / Hofberg, 21. Mai 2016 (Foto: Brigitte Schmälter)

Melitaea didyma (ESPER, 1778) – Roter Scheckenfalter. Reil, Mullay / Hofberg, 21. Mai 2016 (Foto: Brigitte Schmälter)

Schon vor der eigentlichen Hauptveranstaltung, dem öffentlichen Lichtfang, hatten einige Teilnehmer die Zeit genutzt und im Rahmen der Vorexkursion die Moselschleife rund um das Belle-Epoque-Städtchen Traben-Trarbach erkundet. Dabei gelangen bereits tolle Beobachtungen, wie die des Roten Scheckenfalters Melitaea didyma (ESPER, 1778), der seit vielen Jahrzehnten an der Mittelmosel nicht mehr nachgewiesen wurde.

Pechipogo strigilata (LINNAEUS, 1758) - Bart-Spannereule. Reil, 21. Mai 2016 am Licht (Foto: Armin Dahl)

Pechipogo strigilata (LINNAEUS, 1758) – Bart-Spannereule. Reil, 21. Mai 2016 am Licht (Foto: Armin Dahl)

Zum Anbruch der Dunkelheit hatten dann sechs passionierte „Flatterleute“ mehrere Leuchtanlagen am steilen Mullay-Hofberg / Pfefferberg aufgebaut und brauchten nicht lange auf die ersten Falter zu warten. War das ein Anflug! Nach einem warmen Kaiserwettertag und bei einem nachsichtigen Vollmond, der sich meist hinter einen Wolkenschleier zurückzog, flogen über 100 Großschmetterlingsarten an, darunter Raritäten wie die Eichenglucke Phyllodesma tremulifolia (HÜBNER, [1810]) und die wärmeliebende Bart-Spannereule Pechipogo strigilata (LINNAEUS, 1758).

Epatolmis luctifera ([DENIS & SCHIFFERMÜLLER], 1775) - Kaiserbär. Reil, 21. Mai 2016 am Licht (Foto: Armin Dahl)

Epatolmis luctifera ([DENIS & SCHIFFERMÜLLER], 1775) – Kaiserbär. Reil, 21. Mai 2016 am Licht (Foto: Armin Dahl)


Eine recht große Gruppe von Interessierten aus dem Nachmittagsvortrag kam ebenfalls dazu, um die Nachtfalter in ihrer Vielgestaltigkeit zu bewundern. Als Krönung gab sich wunschgemäß der Kaiserbär Epatolmis luctifera ([DENIS & SCHIFFERMÜLLER], 1775) die Ehre, sogar in doppelter Ausführung und zum Entzücken der Anwesenden. Die ganze Nacht begleitete der Gesang der Nachtigallen die anfliegenden Falter und die „Mottenfänger“, die ihre Leuchten erst einpackten, als schon der Morgen dämmerte.


weiterführende Links
Historische Weinbaulandschaften der Mosel mit Details zu den Projektflächen

Online-Nachweiskarten der Schmetterlinge des Arbeitsgebiets

Wettervorhersage für die Region Mittelmosel

Kartendienst für Rheinland-Pfalz

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