Faunistische Leckerbissen im herbstlichen Bergwald

In den letzten Tagen haben verschiedene Kollegen das Sauerland nach seltenen Arten abgesucht, Ziel waren vor allem verschiedene Bergahorn-Bestände mit Vorkommen von Nothocasis sertata (HÜBNER, [1817]) – Ahorn-Lappenspanner und Mesotype parallelolineata (RETZIUS, 1783) – Parallelbindiger Kräuterspanner. Hier eine kleine Zusammenstellung aus den verschiedenen Mails, manch einer bekommt vielleicht Lust selbst noch ein paar Datensätze beizusteuern.

Nothocasis sertata (HÜBNER, [1817]) - Ahorn-Lappenspanner. Niedersfeld, 8. September 2016 (Foto: Dierter Robrecht)

Nothocasis sertata (HÜBNER, [1817]) – Ahorn-Lappenspanner. Niedersfeld, 8. September 2016 (Foto: Dieter Robrecht)

Mesotype parallelolineata (RETZIUS, 1783) - Parallelbindiger Kräuterspanner, Niedersfeld, 8. September 2016 (Foto: Dieter Robrecht)

Mesotype parallelolineata (RETZIUS, 1783) – Parallelbindiger Kräuterspanner, Niedersfeld, 8. September 2016 (Foto: Dieter Robrecht)

Frank Rosenbauer schreibt zu den Biotopansprüchen von  Nothocasis sertata: „Insgesamt also eine in NRW sehr wenig beobachtete Art, was auf die speziellen Biotopansprüche (frisch-schattige Schluchtwälder in mittleren Höhenlagen (der von Lehmann bei Arnsberg beschriebene Biotop ist somit ein wenig außergewöhnlich), in höheren Lagen auch sonnigere Hanglagen mit autochthonen Vorkommen des Berg-Ahorn) die nur sehr lokal erfüllt werden, sowie der späten Flugzeit zurückzuführen ist.

Bei „normalem Wetter“ kühlen diese Biotop im Herbst meist so rasch aus, dass man auch mal nur mit einer pronuba und einer pyramidea auf der Liste nach Hause fahren muss

In anderen Gebieten geht die Art auch ins Flachland wenn kühle autochthone Berg-Ahorn-Vorkommen vorhanden sind, wie zum Beispiel in Schleswig-Holstein oder in Brandenburg.  […]
sertata war mit natürlichen Berg-Ahorn-Schluchtwälder im gesamten höheren Sauerland weit verbreitet. Da diese Biotope jedoch in der Masse leider Fichtenforsten weichen mussten, ist sie heute dort wohl nur noch lokal und außerhalb von Naturschutzgebieten wohl stark gefährdet.“

So richtig selten ist Nothocasis sertata in entsprechenden Biotopen aber nicht, die Kollegen berichten von bis zu 30 Faltern an einem warmen Abend, hinzu kommen Einzeltiere von M. parallelolineata und Larentia clavaria (Haworth, 1809).

In den Niederlanden ist Nothocasis sertata erstmals im Herbst 2014 in der Nähe von Maastricht in der Provinz Zuid-Limburg  nachgewiesen worden. In Belgien ist bei waarnemingen.be ebenfalls ein einzelner aktueller Fundort von sertata aufgeführt, so dass vielleicht in enstprechenden Waldbeständen der Eifel noch Chancen auf einen Neufund bestehen. Die Flugzeit von N. sertata erstreckt sich nach FORSTER & WOHLFAHRT (1981) von Ende August bis Mitte November, nach den wenigen vorliegenden Daten für Westfalen vom 05. September bis 5. Oktober.

Die Raupenzeit wird in der Literatur von Mai bis Juni angegeben. OSTHELDER (1929) schreibt: „Raupe an Acer pseudo-platanus, sobald die Blätter frisch entwickelt sind, in große Blattquirle eingesponnen, die leicht kenntlich sind.“


Literaturlink:
LEHMANN, I. (1985) Entomologische Notizen aus Westfalen 4: Nothocasis sertata (HÜBNER, 1817) in Westfalen (Lepidoptera, Geometridae), – Natur und Heimat 45: 135-139

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