Der Vorfrühling ist im besten Sinne des Wortes eine spannende Zeit, die ersten Falter fliegen und man kann noch an der Technik feilen. Besonders in der Digitalfotografie bieten sich mit dem sogenannten Stacking mittlerweile fantastische Möglichkeiten.
Der Wetterbericht kündigte für den 16. Februar 2017 Abendtemperaturen an, die für die Suche nach dem Frühen und Späten Schlehenbusch-Winterspanner erfolgversprechend schienen.
Auf dem Muschelkalkhang am Iberg in Volkmarsen-Hörle (Landkreis Waldeck-Frankenberg, Hessen) finden sich ausgedehnte Schlehenhecken, in denen beide Arten vorkommen. Wir starteten die Suche mit dem Beginn der Dämmerung, denn schon dann zeigten sich die ersten Falter, die an den Zweigen sitzen und daran weitgehend still ausharren. Erst wenn sie den Duftstoff eines Weibchens aufnehmen, fliegen sie das Weibchen zur Begattung an.
Bei bedecktem Himmel, einem leisen Windzug und einer Temperatur, die innerhalb einer Stunde von 5 Grad auf 3 Grad Celsius fiel, zeigten sich viele Falter. In dieser Zeit hatten wir etwa 250 Meter Heckensaum abgeleuchtet und mehrere Dutzend Falter beobachten können, fast ausnahmslos taufrische Tiere, davon etwa 90 Prozent Theria primaria.
Die Unterscheidung beider Arten ist in der Natur, nicht ganz einfach. Ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal ist das Mittelband der Vorderflügel. Beim Männchen von T. rupicapraria ist es schmäler und verengt sich zum Innenrand hin, außerdem tritt es kontrastreicher hervor als bei T. primaria. Die innere Begrenzungslinie des Mittelbandes tritt bei T. rupicapraria zudem deutlicher hervor.
Nur ein einziges Weibchen von T. primaria konnten wir finden, das an einer Zweigspitze saß (Foto). Das Weibchen von T. primaria hat ein parallelrandiges Mittelband, das von T. rupicapraria verengt sich, wie beim Männchen, ebenfalls zum Innenrand hin.
In wenigen Zweifelsfällen, z.B. bei abgeflogenen Faltern, kann eine Genitaluntersuchung notwendig werden, und da ja alles für das Internet aufbereitet werden soll, muss jeweils ein gutes Digitalfoto davon erstellt werden. Das Problem dabei? Die fehlende Tiefenschärfe der Fotos bei normalen, unter Glas eingebetteten Präparaten. Aber dafür gibt es gute Software und entsprechende Fototechnik, das sogenannte „Stacking“, auch Fokus-Stapelung oder deep focus fusion (DFF) genannt. Zwei Beispiele dafür: Beim Klick auf die Vorschaubilder öffnen sich die Bilddateien.
Zur Technik: Das Foto vom T. rupicapraria-Präparat besteht aus 176 Einzelfotos und sodann 17 „gestackten“ Bildern, die mittels der Software Adobe-Photoshop wieder zusammenfügt werden. Zeitaufwand in Summe etwa zwei Stunden aufgrund des vergleichsweise großen Genitals. Bei den Micros geht das alles etwas schneller. Das alles ist zwar mühselig, aber das Endergebnis rechtfertigt den Aufwand, und anders bekommt man solche Fotos nicht hin.
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