Schmetterlinge am Gewöhnlichen Beifuß (Artemisia vulgaris)

Drei Kleinschmetterlings-Arten, die bislang in unserem Arbeitsgebiet nur punktuell und selten nachgewiesen wurden, leben als Raupe an bzw. in den Blättern vom Gewöhnlichem Beifuß: Leucospilapteryx omissella (STAINTON, 1848) (Gracillariidae), Bucculatrix noltei PETRY, 1912 (Bucculatricidae), und Hellinsia lienigianus (ZELLER, 1852) (Pterophoridae). Der Mangel an Nachweisen ist verwunderlich, denn der Beifuß wächst in unserem gesamten Arbeitsgebiet überall. Mit diesem Beitrag möchte ich dazu anregen, künftig auch dieser Pflanze und ihren Bewohnern Beachtung zu schenken.

Leucospilapteryx omissella (STAINTON, 1848)

Willy BIESENBAUM (2010) führt im Faunenband  15 der Lepidopterenfauna der Rheinlande und Westfalen L. omissella noch nicht auf. Der Erstfund der Beifuß-Miniermotte gelang Rudi Seliger 2011 im Bereich Schwalmtal am Niederrhein im Westen des Landes. Angeregt durch die sehr gute Dokumentation von Heidrun Melzer im Lepiforum machte ich mich in meinem heimatlichen Umfeld in Ostwestfalen gezielt auf die Suche, und fand die Art an Pflanzen, die an Straßenrändern und Feldwegen wuchsen.

Die roten Blasenminen der zu den Echten Miniermotten (Gracillariinae) zählenden, winzigen Art sind sehr auffällig und können bei der herbstlichen Minensuche eigentlich nicht übersehen werden. Und so gelang mir der Nachweis in der Senne an drei Standorten in Stukenbrock (Kreis Gütersloh), Oerlinghausen (Kreis Lippe) und Bielefeld-Sennestadt. Die rötliche Blasenmine darf nicht verwechselt werden mit der Fliegenart Trypeta artemisiae (Fabricius, 1784). Diese Minen sehen schwärzlich aus und sind weniger aufgeblasen. Abbildungen und Hinweise finden sich auf der Webseite bladmineerders.nl/


Bucculatrix noltei PETRY, 1912

Willy BIESENBAUM (2010)  führt in Faunenband 15 der Lepidopterenfauna der Rheinlande und Westfalens zu Bucculatrix noltei an, dass es nur Nachweise aus dem deutsch-niederländischen Grenzgebiet und dem Niederrhein gibt. Er weist darauf hin, dass eine gezielte Nachforschung notwendig sei, da die Art in den Niederlanden sehr häufig ist.
Meine Raupensuche von Anfang September bis Mitte Oktober gestaltete sich stets als sehr ergiebig, denn der Lochfraß an den Pflanzen zeigt die Anwesenheit der Raupen sehr auffällig an. Egal an welchen Standorten ich suchte, viele Pflanzen waren mit Raupen besetzt: Stukenbrock, Gütersloh, Augustdorf, Oerlinghausen, Willebadessen.
Die Raupenzucht gestaltete sich als unproblematisch. Die abgeschnittenen Pflanzenstengel stellte ich in Wasserbehälter und dichtete den Stengel mit Papier rundherum ab, damit die Raupen nicht in das Wassergefäß krabbeln und dort ertrinken. Die Raupen verließen nämlich größtenteils die Pflanze und verpuppten sich am Boden des Zuchtbehälters, in diesem Fall ein 10-Liter-Eimer.


Hellinsia lienigianus (ZELLER, 1852) – Braunfleckige Beifuß-Federmotte

Eine weitere Art, die bislang selten in unserem Arbeitsgebiet nachgewiesen wurde, ist  Hellinsia lienigianus (ZELLER, 1852). Die Raupe zieht als Schutz vor Fressfeinden und Raupen-Parasiten die Endspitze eines Beifuß-Blattes zusammen, die dann gerollt aussieht. Eher zufällig entdeckte ich zunächst eine Raupe Anfang September, da Bucculatrix noltei an dem Blatt schon gefressen haben musste, jedoch das zusammen gerollte Blatt untypisch war. Die Raupe der Federmotte befand sich dann in dieser Blattrolle. Weitere Raupen konnte ich in Sennestadt, Oerlinghausen und Stukenbrock jeweils Anfang bis Mitte September finden.

Die Überwinterung der Raupen misslang mir leider. Ein Abkäschern der Pflanzen zur Flugzeit habe ich noch nicht ausprobiert, diese Methode dürfte jedoch erfolgreich sein.


Literatur:

BIESENBAUM, W. (2010): Die Lepidopterenfauna der Rheinlande und Westfalens, Band 15: BUCCULATRICIDAE u. GRACILLARIIDAE . 167 Seiten, 9 Farbtafeln. Leverkusen.

Dieser Beitrag wurde unter Bestimmungshilfe, Seltene Arten veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.