Klein, kleiner, Miniermotten: Zwei Kleinschmetterlinge an Johanniskraut

In unserer Arbeitsgemeinschaft gibt es leider nur einen kleinen Kreis von Mitgliedern, die sich eingehender mit den sogenannten Kleinschmetterlingen befassen. Oftmals höre ich: „Die sind mir zu klein, wie soll ich die denn präparieren?“. Zumindest bei den Kleinsten der Kleinen ist dem natürlich zuzustimmen.
Zu den Kleinsten unter den Microlepidoptera gehören zweifellos die Nepticulidae (Zwergminiermotten), die eine Flügelspannweite von nur etwa 3 mm haben können. Die Falter sind anhand äußerer Merkmale teilweise schwierig zu bestimmen, meist ist eine Untersuchung der Genitalstrukturen erforderlich. Bei diesen Winzlingen erhöht das natürlich den Schwierigkeitsgrad einer Determination.

GAEDIKE et al. (2017) verzeichnet für Nordrhein-Westfalen über 70 Arten der Nepticulidae. Bekanntlich können viele Arten anhand der Minenstruktur angesprochen und sicher nachgewiesen werden, wobei eine Lupe dabei oftmals unerlässlich ist. Dass ein Interesse an der Minensuche durchaus bestehen kann, zeigt mein kleiner Bericht zu Zimmermannia liebwerdella im Lepiforum, der dort bereits 430 mal angeklickt wurde (Stand 21.08.2018). Diese in der Rinde der Rotbuche minierende Nepticuliden-Art ist weit verbreitet und sehr leicht zu finden.

Auf eine weitere leicht nachzuweisende Art möchte ich heute hinweisen, da die Minen aktuell zu finden sind und die Falter bereits schlüpfen: Fomoria septembrella (STAINTON, 1849). Die Raupen minieren in zwei Generationen in Blättern von Johanniskraut-Arten (Hypericum) sowohl im Freiland als auch in Gärten. In meinem Garten hatte ich bewusst einige Pflanzen stehen lassen und Anfang August 2018 auf Minenbesatz kontrolliert. Zu meiner Freude fand ich etwa 20 Minen aus denen am 20. August 2018 der erste Falter schlüpfte. Die Mine beginnt als sehr langer, schmaler Gang mit einigen Windungen und bildet dann eine Platzmine. Die erwachsene Raupe bläht das Blatt auf und fertigt darin den Puppenkokon.

Auf eine Verwechselung mit Leucoptera lustratella (HERRICH-SCHÄFFER, [1855]) (Familie Lyonetiidae – Langhorn-Blattminiermotten, Schlangenminiermotten) die ebenfalls an Johanniskraut miniert, muss geachtet werden. Diese miniert allerdings in der Platzmine ohne vorherige lange Fraßgänge.


Literatur:
GAEDIKE, R., NUSS, M., STEINER, A. & TRUSCH, R. (2017): Entomofauna Germanica Bd. 3. Verzeichnis der Schmetterlinge Deutschlands (Lepidoptera). 2. überarb. Auflage. — Entom.Nachr.Ber., Beih. 21, Dresden (Liste hier zum Download)

SCHÜTZE, K. (1931): Die Biologie der Kleinschmetterlinge unter besonderer Berücksichti¬gung ihrer Nährpflanzen und Erscheinungszeiten. Handbuch der Microlepidopteren. Raupenkalender geordnet nach der Illustrierten deutschen Flora von H. Wagner. — Verlag Intern.Entom.Ver., Frankfurt/M.

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