Artenvielfalt im freien Fall

Flächendeckender Rückgang von Schmetterlingen in Baden-Württemberg: In Scientific Reports stellen die Wissenschaftler Jan Christian Habel, Robert Trusch, Thomas Schmitt, Michael Ochse und Werner Ulrich ihre aktuellen Forschungsergebnisse zum Bestand von Schmetterlingen vor.

Dabei handelt es sich um die erste flächendeckende Langzeitstudie, die Daten über die tagaktiven Schmetterlinge in Südwestdeutschland bis zurück in das 18. Jahrhundert nutzt. Ihr Ergebnis verfestigt das Bild, das bereits die „Krefeld-Studie“ von 2017 zeichnete: Die Wahrscheinlichkeit, viele Individuen von vielen unterschiedlichen Schmetterlingsarten auf einem Spaziergang zu sehen, hat besonders in den letzten zwei Jahrzehnten deutlich abgenommen. Ökologische Systeme können bei der Überschreitung eines Grenzwertes leicht kippen. Dies könnte in Baden-Württemberg bereits vor etwa 20 Jahren passiert sein. Die Artenvielfalt befindet sich seitdem in freiem Fall.

Die aktuelle Studie belegt eine flächendeckende Reduktion der Häufigkeit der meisten Arten – ein Trend, der auch vor Naturschutzgebieten und extensiv genutzten Flächen nicht Halt macht, unabhängig von Nutzungsgrad und Nutzungsänderung. Dies sollte äußerst nachdenklich und besorgt stimmen, da sich offensichtlich die Landschaft in einer so schlechten allgemeinen Verfassung befindet, dass überregional Populationen verschwinden. Hier könnte ein Messprogramm für Insektizide, wie es von Wissenschaftlern längst gefordert wurde, helfen, die Vermutungen zum Insektensterben in Gebieten fernab intensiver Landnutzung auf eine sichere Datenbasis zu stellen.

Publikation in Scientific Report, einem Journal aus der Nature Publishing Group:

Habel JC, Trusch R, Schmitt T, Ochse M, Ulrich W (2019): Long-term large-scale decline in relative abundances of butterfly and burnet moth species across south-western Germany. Scientific Reports, DOI 10.1038/s41598-019-51424-1. https://www.nature.com/articles/s41598-019-51424-1

Zur vollständigen Pressemitteilung des Staatlichen Museums für Naturkunde Karlsruhe

Dieser Beitrag wurde unter Daten, Insektensterben, Seltene Arten veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.