Mikro-Tagung in Willebadessen – Kleine Falter, große Geschichte

Vom 11.–13. Oktober 2019 fand das 23. Treffen der deutsch sprechenden Kleinschmetterlingsexperten in Willebadessen im Kreis Höxter statt, das von Dieter Robrecht hervorragend organisiert war. 31 Teilnehmer aus Deutschland, Luxemburg, Schweiz, Österreich, Niederlande und Dänemark informierten sich anhand von Vorträgen über neueste Ergebnisse zu dieser wenig wahrgenommenen Artengruppe der Schmetterlinge.

Zwar standen und stehen die Kleinschmetterlinge nach wie vor im Schatten der großen und auffälligen Arten, aber bereits seit Jahrhunderten haben sich einige Entomologen auch mit dieser Gruppe eingehend beschäftigt. Das wird nicht nur bei der Betrachtung des auf der Tagung vorgestellten 2. Bandes über die Kleinschmetterlinge der Oberlausitz erkennbar. Die Bedeutung der Kleinschmetterlinge in der Entwicklung der Lepidoptera wird zudem deutlich, wenn man Insekteneinschlüsse in Bernstein betrachtet, wo über 100 Millionen Jahre alte Kleinschmetterlinge nachgewiesen wurden. Während also gigantische Dinosaurier die Erde bevölkerten, flogen dort bereits Kleinschmetterlinge, wie in einem Vortrag zu diesem Thema gezeigt wurde.

Insgesamt gab es zehn Vorträge zu unterschiedlichen Aspekten und Familien der Kleinschmetterlingsfauna. Darüber hinaus blieb dennoch ausreichend Zeit für Fachgespräche und Einsicht in die mitgebrachten Sammlungskästen. Die Unterstützung von Experten zu speziellen Schmetterlingsfamilien war ebenso möglich wie die Vorstellung neuester und geplanter Literatur. Für ein in Arbeit befindliches Buch über die Arten der Familie Gelechiidae von Nord- und Nordwesteuropa werden noch zu einigen Arten Daten benötigt. Da als Südgrenze in diesem Projekt etwa der 52. Breitengrad definiert wurde, könnten alle Daten ab dem nördlichen Münsterland interessant sein. Wer hat dazu noch Daten?

Der abschließende Höhepunkt jeder Kleinschmetterlingstagung ist immer eine gemeinsame Exkursion. Sie führte am Sonntag in das NSG Kalktriften, das mit einem Schmetterlingspfad direkt am Ortsrand beginnt. Der Jahreszeit entsprechend wurde hauptsächlich nach Blattminen unterschiedlicher Schmetterlingsfamilien gesucht. Glücklicherweise war Erik van Nieukerken mit von der Partie, so dass wir einen der profundesten Kenner der Familie Nepticulidae in der Gruppe hatten.

Diese Exkursion zeigt einmal mehr, welchen faunistischen Forschungsbedarf es insbesondere bezüglich der Kleinschmetterlinge in unserem Arbeitsgebiet noch gibt!

Insgesamt konnten im Rahmen der Tagung 20 Arten aus den Familien Nepticulidae, Heliozelidae, Tischeriidae und Gracillariidae nachgewiesen werden. Darunter sind immerhin drei Erstnachweise für Nordrhein-Westfalen! An Odermennig (Agrimonia eupatoria) wurden gleich 2 Arten neu nachgewiesen: Stigmella aeneofasciella (HERRICH-SCHÄFFER, [1855]) und Ectoedemia agrimoniae (FREY, 1858). Die dritte wurde an Gemeiner Heckenkirsche (Lonicera xylosteum) gefunden, nämlich Stigmella lonicerarum (FREY, 1857). Fotos dieser drei Funde wurden inzwischen durch Dieter Robrecht auch im Lepiforum publiziert.

 

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