Mikro-Suchtipp: Saftschlürfermotte an der Pappel

Die Minen der Pappel-Schneckenmotte Phyllocnistis extrematrix sind aktuell relativ leicht zu finden. Die weiten, leeren Flächen auf der Verbreitungskarte könnten sich bald mit hübschen dunkelbraunen Quadraten füllen. 

Die zu den Gracillariidae gestellte Unterfamilie Phyllocnistinae (Saftschlürfermotten) sind in Deutschland mit acht Arten vertreten, sieben davon minieren als Raupe an verschiedenen Salix– und Populus-Arten.

Ph. extrematrix miniert an Schwarz- und Hybridpappel sowie Balsampappel-Arten. Laut Artseite im Lepiforum bzw. der dort verlinkten Arbeit von Tina Schulz & Thomas Fähnrich (2018) können an diesen Nahrungspflanzen die Minen von Ph. extramatrix von denen von Ph. unipunctella dadurch unterschieden werden, dass P. unipunctella an einem einzigen Blatt und P. extrematrix in Blatt, Blattstiel und Sprossachse/Zweig miniert. Bereits Hering (1957) beschreibt dieses Kriterium.

In der Vereinsdatenbank gibt es bisher nur einen einzigen Nachweis der Art, getätigt beim Westdeutschen Entomologentag 2018, direkt vor dem Löbbecke-Museum in Düsseldorf, durch den niederländischen Mikro-Spezialisten Erik van Nieukerken. Darüber hinaus fand Josef Bücker bereits 2012 in Hagen extrematrix-Minen an Pappelzweigen, die wohl den Erstnachweis für Deutschland darstellen.

Im Lepiforum steht zu lesen: „Die Omnipräsenz an einigen der Fundorte sowie die Nachweise in zwei weit auseinander liegenden Bundesländern [Bayern und Niedersachsen; der Hagener Fund ist dort noch nicht berücksichtigt] lassen vermuten, dass die Art weiter in Deutschland verbreitet ist und bisher übersehen wurde. An Fundstellen der ubiquitären, vielerorts massenhaft auftretenden Minen von Ph. unipunctella sollte also genauer nachgeschaut werden!“

Meine quasi mühelosen Funde passen zu dieser Aussage: Ende Juli wurde ich im Nordwesten von Köln erstmals auf die Art aufmerksam, als ich frische Schösslinge unten an einer Pyramidenpappel untersuchte. Neben Blattminen fand ich dabei auch Minen an den Zweigen/Sprossen/Blattstielen (siehe Fotos). Seitdem konnte ich bei sporadischen Ausflügen an circa der Hälfte aller Schwarz-/Pyramidenpappeln im Kölner Nordwesten Minen von Ph. extrematrix finden, konkret an sechs verschiedenen Standorten in vier Meßtischblatt-Quadranten (TK 25). Ein Aufzuchtversuch hat bislang noch keinen Falter ergeben.

Literatur und Links

Lepiforum: Artseite von Phyllocnistis extrematrix http://lepiforum.org/wiki/page/Phyllocnistis_extrematrix

Naturgucker: extrematrix-Beobachtungen aus dem Nordwesten von Köln

Hering (1957): Bestimmungstabellen der Blattminen von Europa: Einschließlich des Mittelmeerbeckens und der Kanarischen Inseln. 1406 Seiten, Springer Verlag

Schulz & Fähnrich (2018): Erstnachweis von Phyllocnistis extrematrix Martynova, 1955 für Deutschland, Niedersachsen; Entomologische Zeitschrift 128 (4): 231-235PDF: http://www.lepiforum.eu/bh/personen/tina_schulz/publications/erstnachweis_niedersachsen_phyllocnistis_extrematrix.pdf

 

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