Biotop-Pflegeeinsatz in Schloßböckelheim im April 2019

Die von der Arbeitsgemeinschaft seit nunmehr fast 20 Jahren gepflegten Grundstücke am Felsenberg in Schloßböckelheim an der Nahe zählen entomologisch zu den bedeutendsten und artenreichsten Lebensräumen Deutschlands. Sollen die hier vorkommenden bundesweit stark gefährdeten Arten erhalten bleiben, so ist dies nur möglich, wenn regelmäßig der drohenden Verbuschung der Biotope durch Mahd entgegengewirkt wird.

Abb. 1: Blick von der oberen auf die untere Pflegefläche (rechts unten) und das Nahetal bei Schloßböckelheim (15.10.2011) Foto: H. Schumacher

Ursprünglich war der Termin auf den 13. April angesetzt. Wetterbedingt musste der Einsatz dann aber kurzfristig verschoben werden. Brigitte und Hajo Schmälter, die schon frühzeitig in Schloßböckelheim ein Zimmer gebucht hatten, reisten trotzdem an und leisteten schon gute Vorarbeit.

Bei sonnigem Wetter und gefühlten 30 Grad trafen sich dann am Ostersamstag, 20. April, organisiert von Heinz Schumacher, 13 „Landschaftspfleger“, ausgestattet mit Freischneidegeräten, Astscheren und dicken Handschuhen in Schloßböckelheim, um den Schlehenjungwuchs – Wurzelaustriebe seit der letzten Pflegemaßnahme – wieder zu beseitigen. Die Mahd nach Austrieb der Schlehen im Frühjahr hat sich als besonders effektiv erwiesen, da sie die Pflanze nachhaltig schädigt und so ein Wiederaustrieb verzögert wird. Im Gegensatz zu diesem Frühjahrsschnitt wirkt der Herbst- und Winterschnitt auf die Gehölze wie ein Verjüngungsschnitt. Die Pflanzen reagieren darauf im kommenden Frühjahr mit verstärktem Wachstum.
Bei unserem Biotoppflegeeinsatz kamen Freischneider zum Einsatz. Oftmals ist aber auch mühsame Handarbeit erforderlich, um Schlehenschösslinge zu entfernen und dabei die zu erhaltenen Pflanzen, z.B. den Echten Haarstrang (Peucedanum officinale), die Futterpflanze der europaweit geschützten Haarstrangeule (Gortyna borelii), zu erhalten.
Weitere Zielarten unserer Pflegearbeiten sind neben der Haarstrangeule u. a. die Hofdame (Arctia aulica), das Felshalden-Flechtenbärchen (Setina roscida) und der Steppenheiden-Würfeldickkopffalter (Pyrgus carthami).

Abb. 2: Kaffeepause im Schatten des Felsenahorns: Schloßböckelheim, Felsenberg, 20.04.2019. Von links nach rechts: Rudi Seliger, Martine Goerigk, Petra Seliger, Fabian Fritzer, Oliver Eller, Volker Gayk (hinten), Hajo Heimbach, Thomas Geyer, Daniel Müller, Dorothea Schäfer, Hilde Schmitt, Armin Dahl, Uwe Eisenberg. Foto: Heinz Schumacher.


Dank unserer Arbeiten sind die gepflegten Flächen in einem relativ guten Zustand. Schaut man dagegen vom Felsenberg auf die gegenüber liegenden, inzwischen weitgehend verbuschten Hänge rund um das Naturschutzgebiet Nahegau, so kann man erahnen, wie unsere Pflegeflächen ohne unsere Arbeit aussehen würden.
Gelegenheit, die wunderschöne Landschaft zu genießen, interessante Gespräche zu führen und zahlreichen Segelfaltern zuzuschauen, hatten die Teilnehmer während der Kaffeepause im Schatten eines Felsen-Ahorns. Neben Martine Goerigk hatte, wie immer, Elisabeth Schumacher für Kaffee und selbstgebackenen Kuchen gesorgt.

Nicht hoch genug kann die Arbeit eines jeden Einzelnen, der Einsatz für Natur- und Artenschutz, gewürdigt werden, insbesondere, wenn man die weiten Anfahrtswege der meisten Teilnehmer berücksichtigt. Nur 3 Helfer kamen aus der näheren Umgebung.
Zwar bestehen Kontakte zum NABU Bad Kreuznach, zum NABU Bad Sobernheim und auch zur Gemeinde Schloßböckelheim, dennoch ist die Resonanz auf unsere Aufrufe zur Mitarbeit in der Regel sehr bescheiden. Offensichtlich haben diese Organisationen die Bedeutung der von uns gepflegten Flächen noch nicht verinnerlicht.
Wünschenswert wäre eine stärkere Unterstützung durch Kräfte vor Ort.

Ziegenbeweidung wird zwar immer wieder ins Gespräch gebracht, kann aber vermutlich für die recht kleinen Pflegeflächen keine Lösung sein. Neben der geringen Flächengröße sind die schwierigen Geländeverhältnisse und die Forderung nach Schonung der Haarstrangbestände begrenzende Faktoren.
Denkbar ist eine Beweidung nur bei Einbeziehung größerer angrenzender Flächen.
In Gesprächen mit allen Beteiligten und Fachkräften, mit Verbänden und Behörden wird hier nach einer Lösung gesucht werden müssen.

Text: Heinz Schumacher und Hermann-Josef Heimbach

 

 

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3 Antworten zu Biotop-Pflegeeinsatz in Schloßböckelheim im April 2019

  1. Gilbert von Luck sagt:

    Hallo Herr Dahl,
    das mit der Verbuschung war mir klar, das mit Prunus mahaleb nicht, interessant, danke!
    Ein Satyr ist ein (postulierter) Naturgeist, ein männlicher Baumgeist, im Gegensatz zur weiblichen Dryade ;- )
    Ich sah dergleichen bisher immer nur auf Fotos und Filmen, nie unmittelbar. Aber sie sind angeblich auch schwer erkennbar (so es sie gäbe).
    Auf dem Foto ist er unten, auf einem Ast des kahlen Baums stehend, zu sehen. Er trägt, glaube ich, einen Köcher. Wer auch nur selten mal Wolkenbilder erkennt, wird ihn erkennen :- )

    Die Schlehen, mit etwas Wurzelballen und runtergeschnitten, nähme ich immer noch gerne.

  2. Gilbert von Luck sagt:

    Guten Tag,

    ist Ihnen aufgefallen, dass Sie auf dem oberen Foto einen Naturgeist, einen Satyr, vermute ich, „eingefangen“ haben?

    Mich erstaunt die Abneigung gegen Schlehen. Ich verbreite sie als Nachtfalterraupenfutterpflanzen überall, wo ich kann, in Berlin. Hier gibt es nur Thuja, Kirschlorbeer und Architektengemüse, Cotoneaster. Gerne hätte ich viel mehr Schlehen, denn es gelang mir noch nie, sie anders als durch Wurzelschösslinge, die von alleine hochkamen, zu vermehren. Schicken Sie sie mir doch zu!
    Ich nehme an, die Segelfalterraupen fressen in ihrem Gebiet auch an Schlehen.
    Aber ich weiß natürlich um die Wichtigkeit von Offenland.
    Vielleicht sollten Sie mal durch ein paar öffentliche Aushänge – DinA 4 an Bäumen usw. – um Mithilfe bitten, statt über die Behörden. Die sind i.d.R. mit dem Sortieren farbiger Büroklammern beschäftigt.

    Vielen Dank für Ihre Arbeit und alles Gute!

    P.S.: Diese Eintragung wurde als „spam“ abgelehnt, nachdem ich die „webseite“ eingetragen habe:
    https://groups.yahoo.com/neo/groups/AgNAD/info

    • Armin Dahl sagt:

      Niemand hat etwas gegen Schlehe. Aber: die Verbuschung durch die Schlehe ist Hauptursache für das Verschwinden der Trockenrasen und Felssteppen im Nahetal. Und da sind wirklich die letzten Populationen von Spitzenarten betroffen. Die Segelfalter ernähren sich nach unseren Beobachtungen an Nahe und Mosel bevorzugt von der Felsen- oder Weichselkirsche (Prunus mahaleb)
      Das mit dem Satyr habe ich nicht verstanden.

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