Beobachtungen des Labkrautschwärmers Hyles gallii beim Tagebau Inden

Lebensräume für wärmeliebende Arten – dafür sind die Braunkohlereviere im Rheinland bekannt. Die trockenen und sonnigen Standorte sind ein lohnendes Ziel für die Suche nach Schwalbenschwanz, Mauerfuchs und Co. Dabei stöberten wir Mitte August 2024 unverhofft einen ruhenden Labkrautschwärmer in der trockenen Staudenvegetation auf, und ein paar Tage später fand sich dort auch die Raupe.

Wärmeliebende Insekten zählten zu den Zielarten, die uns im Spätsommer 2024 regelmäßig an den Rand des Braunkohletagebaus Inden im Kreis Düren führten. Neben den bereits erwähnten Falterarten ist z.B. auch die Kleine Zangenlibelle in den dortigen Gewässern zuhause. Und es gibt immer wieder neue Überraschungen, wie den Vermehrungsnachweis des Labkrautschwärmers Hyles gallii. Wir fanden den Falter, beobachteten wie sich die Raupe eingrub, und dokumentierten die Entwicklung der Puppe in den folgenden 19 Tagen.

Tag 0: Die Raupe gräbt sich ein

Am 26. August, neun Tage nach der Begegnung mit dem Falter, hörten wir ein paar dutzend Meter von seinem Fundort entfernt ein leises Rascheln in der Vegetation. Der Urheber fand sich schnell: eine dicke Raupe des Labkrautschwärmers. Emsig und für uns scheinbar ziellos lief sie kreuz und quer über den steinigen und spärlich bewachsenen bis nackten Boden.

Schließlich verharrte die Larve und begann sich mithilfe ihrer Mundwerkzeuge einzugraben – mit  deutlich hörbaren Rupf- und Knabbergeräuschen. Bei dem trockenen und harten Boden war das ein mühsames und wohl auch langwieriges Unterfangen. Um der Raupe dabei Schutz vor der sengenden Sonne und hohen Bodentemperaturen anzubieten, stellten wir ihr einen dicken Kieselstein zur Seite und überließen das Tier sich selbst.

Tag 12: Puppenfund

Am 7. September 2024 waren wir erneut vor Ort. Die Raupe war längst verschwunden. Einer Intuition folgend wendeten wir den zum Sonnenschutz abgelegten Stein: darunter hatte sich die Raupe einen Gang gegraben und verpuppt. Der Kopf und die sich noch entwickelnden Anlagen künftiger Strukturen – Flügel, Beine, Fühler – schienen vom Rest des Körpers bereits dunkel abgesetzt. Dahinter waren die Grenzen von mindestens zehn Segmenten gut erkennbar. Ohne das Tier berührt zu haben bedeckten wir es wieder mit dem Stein.

Tag 19: Sichtbare Veränderungen der Puppe

Am 14. September 2024 warfen wir erneut einen Blick auf die Puppe. Seit dem letzten Besuch waren die Anlagen der Flügel und Fühler deutlich gewachsen und hinter ihnen nur noch vier Segmente des Abdomens gut zu erkennen.

Hoffen wir, dass weiterhin alles gut läuft und der Schwärmer im kommenden Jahr schlüpfen und herumfliegen wird!

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PS: Vorsicht, Betriebsgelände!

Der Vollständigkeit halber sei darauf hingewiesen: Jenseits der Tagebau-Betriebsgelände kann auf öffentlichen Wegen nach Lust und Laune beobachtet werden. Exkursionen auf  Betriebsgelände bedürfen jedoch der vorherigen Absprache mit dem Betreiber.

Link: Beobachtung der Labkrautschwärmer-Raupe bei observation.org

Über André Diesel und Claudine Strack

Claudine Strack und Andre Diesel sind Hobby-Naturgucker aus der Region Köln/Bonn. Neben Vögeln haben sie Libellen, Wildbienen und Schmetterlinge im Visier.
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4 Antworten zu Beobachtungen des Labkrautschwärmers Hyles gallii beim Tagebau Inden

  1. Gilbert sagt:

    Wunder schön, danke dafür – was mir auffiel: Wenn ich das richtig verstanden habe, hat sich die Raupe den genauen Eingrabepunkt aufgrund des Steins noch mal anders überlegt, nachdem sie es erst ein paar cm weiter versucht hat?

    • André Diesel sagt:

      Moin Gilbert, genau so war’s ;-). Vielleicht war es der Raupe einfach zu mühsam, einen Stollen in den steinigen und harten Boden zu treiben. Auf der Suche nach einer Alternative scheint sie dann auf den Stein gestoßen zu sein und hatte ihn einfach untergraben, um sich den Hohlraum für ihre Verpuppung zu schaffen.

  2. Wilhelm Köstler sagt:

    Eine gelungene Dokumentation von Freilandbeobachtungen, schönes Bildmaterial Gratulation.

  3. Werner Kunz sagt:

    Ja: das sind schöne Beobachtungen, die sorgfältig dargestellt sind. Als das ehemalige Tagebaugebiet „Königshovener Höhe“ vor zehn Jahren noch nicht durch Rekultivierung („Renaturierung??“) zerstört war, wurde die Art dort jährlich regelmäßig von verschiedenen Beobachtern festgestellt (siehe Naturgucker.de).

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