Biotoppflegemaßnahmen in der Gemeinde Schloßböckelheim
Mitglieder unserer Arbeitsgemeinschaft sind in vielfältiger Weise aktiv. Sie arbeiten faunistisch, systematisch-methodisch oder betätigen sich aktiv im Naturschutz, im Erhalt wertvoller Lebensräume für Schmetterlinge.
Grundlage für das Engagement im Naturschutz ist in jedem Fall zunächst der Erwerb von Kenntnissen über die im jeweiligen Biotop lebenden Schmetterlinge. Denn, nur was man kennt, kann man auch schützen. Ohne Artenkenntnis werden viele Arten verschwinden und niemand wird ihnen nachtrauern, weil man von ihrer Existenz nichts wusste.
In diesem Sinne bemüht sich die Arbeitsgemeinschaft Rheinisch-Westfälischer Lepidopterologen zurzeit um den Aufbau einer vereinseigenen Datenbank. Niemandem ist geholfen, wenn Jemand im stillen Kämmerlein arbeitet und Daten nicht rausrückt - vor allem ist denen nicht geholfen, denen unser besonderes Interesse gilt, den Schmetterlingen.
Blick über das Nahetal bei Schloßböckelheim
Bei den Pflegeflächen aus der Umgebung von Schloßböckelheim handelt es sich um blütenreiche, magere und trockene Felskuppen. Vermutlich wurden diese Flächen früher als Ziegen- und Schafweide genutzt und konnten sich so unter Einfluss der besonderen klimatischen Bedingungen im unteren Nahetal, zu weitgehend baum- und strauchfreien Xerothermbiotopen entwickeln, die über die Grenzen unseres Arbeitsgebietes hinaus ihresgleichen suchen.
Die außergewöhnliche Schmetterlingsfauna des Gebiets ist dank lepidopterologisch-faunistischer Aktivitäten und der Veröffentlichung der erhobenen Daten schon lange bekannt. Gleich mehrere Falterarten werden inzwischen innerhalb unseres Arbeitsgebietes nur noch hier im unteren Nahetal gefunden. Hierzu gehören die Hofdame (Hyphoraia aulica), das Felshalden-Flechtenbärchen (Setina roscida), die Haarstrangeule (Gortyna borelii) und auch der Steppenheiden-Würfeldickkopffalter (Pyrgus carthami).
Schmetterlinge sind die Leitarten, an denen sich unsere Pflegearbeiten orientieren. Davon profitieren natürlich zahlreiche weitere Tier- und Pflanzenarten. Zu nennen sind z. B. die schönen Haarstrang- und Goldhaaraster-Bestände, der Felsen-Gelbstern (Gagea bohemica) und der Diptam (Dictamnus albus) oder auch die Smaragdeidechse.
Nachdem die Bewirtschaftung dieser Flächen dann in der Vergangenheit eingestellt wurde, setzte die natürliche Sukzession ein, die Flächen verbuschten nach und nach. Verbuscht aber eine Fläche, so werden den angestammten Pflanzen und Tieren nach und nach die Lebensbedingungen entzogen, (z.B. Licht und Wärme), sie verschwinden und werden durch andere Pflanzen und Tiere ersetzt. Wissenschaftliche Untersuchungen belegen eindrucksvoll, dass durch die Verbuschung der Kulturlandschaft die Artenvielfalt drastisch vermindert wird. Oberstes Ziel eines zeitgemäßen Natur- und Umweltschutzes sollte aber gerade die Erhaltung der Artenvielfalt (Biodiversität) sein.
Ein Blick vom Felsenberg über das Nahetal zeigt das ganze Ausmaß dieser Entwicklung, den immer weiter voran schreitenden Verlust wertvoller Lebensräume.
Dass diese Lebensräume rund um Schloßböckelheim im Gegensatz zu vielen anderen Gebieten überhaupt noch so lange die für die genannten Arten zusagenden Lebensbedingungen boten, liegt vermutlich an den extremen Bedingungen (südexponierte Felshänge, mittlerer Jahresniederschlag unter 500 mm).
Sollen die einzigartigen Lebensräume mit hoher Biodiversität in ihrer ursprünglichen Form erhalten werden, so sind allerdings auch hier regelmäßige Pflegearbeiten notwendig.
Unsere Pflegeflächen (im Vordergrund und Hintergrund oben) bei Schloßböckelheim
Wer aber Artenreichtum will und auch unserer Nachwelt möglichst viele der heute noch vorkommenden Arten erhalten will, muss Engagement zeigen und Verantwortung übernehmen.
Natürlich ist uns allen klar, dass wir mit unseren recht bescheidenen Möglichkeiten nur einen kleinen Beitrag zum Biotop- und Artenschutz/-reichtum leisten können.
Aber besser einen kleinen Beitrag leisten, als nichts tun.
Die Notwendigkeit, Ergebnisse der lepidopterologischen Feldarbeit mit Bemühungen zum Erhalt und zur Entwicklung der untersuchten, wertvollen Lebensräume zu verzahnen, ist inzwischen eines der Hauptanliegen der Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Rheinisch-Westfälischer Lepidopterologen.
Schon vor etwa 10 Jahren hat sich Heinz Schumacher daher entschlossen, zumindest für einige besonders wertvolle Flächen bei Schloßböckelheim Pflegemaßnahmen zu organisieren. Nach diversen Telefonaten und schriftlichem Kontakt wurde schließlich 2001 mit der Gemeinde Schloßböckelheim eine schriftliche Vereinbarung zur Pflege von gemeindeeigenen Flächen getroffen.
Erste Arbeiten erfolgten bereits im Februar 2002. In den Folgejahren kam eine weitere wertvolle Fläche hinzu, die erstmalig im Februar 2004 entbuscht wurde.
Dieser letzten Fläche galt im Winterhalbjahr 2008/09 auch unsere besondere Aufmerksamkeit. Am Samstag, 15. November 2008 und am Samstag, 21. Februar 2009 wurde hier gearbeitet.
Ernst Blum und Rudi Seliger (von links) bei Entbuschungsarbeiten am 21.02.2009
Organisiert und fachkundig geleitet wurden die Pflegearbeiten durch Heinz Schumacher.
Erfreulich war, dass die Mitgliedern unserer Arbeitsgemeinschaft 2008/09 erstmals tatkräftig unterstützt wurden durch Mitglieder der NABU-Gruppe Bad Kreuznach und auch durch Lepidopterologen aus der Pfalz und aus Hessen.
Besonders bedanken möchten wir uns bei Ernst Blum und Rainer Michalski, die nicht nur selber tatkräftig geholfen haben, sondern auch spontan und erfolgreich um Mithilfe geworben haben.
Wer sich in Zukunft beteiligen möchte, wendet sich bitte an:
Heinz Schumacher, Gießelbach 51, 53809 Ruppichteroth (Tel.:02295-6572) oder
Hermann-Josef Heimbach, Delmondstr. 16, 56598 Rheinbrohl (Tel.: 02635-3998).
Heinz Schumacher u. Hermann-Josef Heimbach [27.02.2009] |