Schmetterling des Jahres 2013


Der Sumpfwiesen-Perlmuttfalter (Boloria selene) ist von der BUND NRW Naturschutzstiftung und der Arbeitsgemeinschaft Rheinisch-Westfälischer Lepidopterologen zum Schmetterling des Jahres 2013 gekürt worden, denn anhand dieser Art lässt sich besonders gut zeigen, wie sich der Klimawandel auf die biologische Vielfalt in Deutschland auswirkt. Der Falter kommt noch in weiten Teilen Europas, Asiens und in Nordamerika vor. Die bräunlich-orange gefärbten Flügeloberseiten tragen schwarze Muster. Die perlmuttartigen Flecken an der Flügelunterseite gaben dem Falter seinen Namen.

Der Sumpfwiesen-Perlmuttfalter lebt vor allem auf Feuchtwiesen, an Moorrändern und in Sümpfen, da seine Raupen hier Sumpfveilchen finden, ihre Hauptfutterpflanzen. In den regenreichen atlantischen und alpinen Bereichen Deutschlands kommt der Schmetterling zusätzlich auch auf trockeneren nährstoffarmen Wiesen, Weiden, Mager- und sogar Schwermetallrasen vor und ernährt sich von den dortigen Veilchenarten.

Sumpfwiesen-Perlmuttfalter
Sumpfwiesen-Perlmuttfalter (Oberseite) (Foto: J. Philipp)

Bereits jetzt lebt der Schmetterling in inselartig voreinander isolierte Populationen. Hauptursache dafür ist der fortschreitende Landschaftsverbrauch und die Industrialisierung der Landwirtschaft mit Trockenlegung vieler Feuchtgebiete, Umbruch von Wiesen zu Ackerland sowie die Eutrophierung durch Stickstoffeintrag aus der Luft.

Durch die Erderwärmung werden die für den Falter besonders wichtigen Feuchtgebiete im Sommer immer häufiger austrocknen, und die Raupen finden nichts mehr zu fressen. In Nordrhein-Westfalen gilt der Sumpfwiesen-Perlmuttfalter zurzeit als "stark gefährdet" und wird von der Landesregierung als "Art mit besonderem Handlungsbedarf" eingestuft. Deutschlandweit steht er auf der Vorwarnliste der bedrohten Tiere. Nach aktuellen Voraussagen* wird der Schmetterling in den nächsten Jahrzehnten aufgrund des Klimawandels einen Großteil seines Lebensraums einbüßen. Entsprechend wird ein starker Rückgang der Bestände vorausgesagt. Der Sumpfwiesen-Perlmuttfalter gehört damit zu den Verlierern des Klimawandels.

Der Sumpfwiesen-Perlmuttfalter gehört mit einer Flügelspannweite von 28 bis 38 Millimetern zu den mittelgroßen Tagfaltern. Die Schmetterlinge fliegen in Deutschland meist in zwei Generationen, von Mai bis Juni und im Spätsommer. Die zweite Generation ist ein wenig kleiner und dunkler als die erste. Das vordere Beinpaar ist wie bei allen Edel- und Augenfaltern zu kleinen "Putzpfötchen" umgewandelt. Die Schmetterlinge sitzen daher nur auf vier Beinen. Sie saugen Nektar an großen und auffälligen violetten Blüten wie beispielsweise Sumpf-Blutauge, Teufelsabbiss, Disteln oder Klee.

Die Schmetterlingsweibchen legen ihre beige-grünen kegelförmigen und längsgerippten Eier häufig einfach in die Vegetation. Die kleinen Raupen müssen ihre Nahrungspflanze dann selber finden. Das gelingt ihnen nur bei dichten Veilchenbeständen. Die gut zwei Zentimeter großen nachtaktiven Raupen sind dunkel gefärbt und tragen am Körper Dornen mit verästelten Borsten. Das vordere Dornenpaar am Hinterkopf weist fühlerartig nach vorne. Die Schmetterlinge überwintern als Raupen und verpuppen sich im Frühjahr des nächsten Jahres. Zur Verpuppung heften sich die gelbbraunen Raupen an Pflanzenstängel.

*: Quelle: Klimaatlas der europäischen Tagfalter; Climatic Risk Atlas of European Butterflies, Biorisk 1, 1-710 (Special Issue), Settele J, Kudrna O, Harpke A, Kuehn I, van Swaay C, Verovnik R, Warren M, Wiemers M, Hanspach J, Hickler T, Kuehn E, van Halder I, Veling K, Vliegenthart A, Wynhoff I, Schweiger O (2008)

Weitere Informationen finden Sie auf der Internetseite
http://www.bund-nrw-naturschutzstiftung.de/schmetterling2013

[22.11.2012]


Letzte Aktualisierung:  16.03.2013