Tagpfauenaugen: Zusätzliche Generation!

Die niederländischen Kollegen der Vlinderstichting machen darauf aufmerksam, dass sie im März 2017 ungewöhnlich viele Meldungen von Tagpfauenaugen erhielten. Das Maß ist der Anteil dieser Art an allen Tagfaltermeldungen. Ist das Zufall oder steckt mehr dahinter?

Bestandsschwankungen sind bei Insekten ja nun wirklich nichts Neues. Trotzdem bieten die Niederländer eine interessante Erklärung an. Schon im Spätsommer des vorhergehenden Jahres hat sich in ihren Beobachtungsdaten sehr deutlich eine zusätzliche Generation des Tagpfauenauges abgezeichnet. Dies wird mit einer Graphik illustriert, die den Verlauf der Beobachtungsdaten 2016 mit den gemittelten Daten der Vorjahre vergleicht. Diese zusätzliche Generation soll dafür verantwortlich sein, dass mehr Falter überwintert haben, insbesondere im Vergleich zum Kleinen Fuchs.

Tagpfauenaugen in den Monitoring-Strecken, rot 2016, blau gemittelt 1990-2015 (Quelle: Vlinderstichting)

Angeregt durch eigene Beobachtungen von vielleicht tatsächlich ungewöhnlich vielen Raupen im Spätsommer 2016, die sich besonders an Feldrändern fanden, lässt sich der Gedanke noch ein Stück weiter spinnen. Im September gibt es nach der Ernte kaum noch Einsätze von Insektiziden. Damit könnte sich diese späte Raupengeneration besonders unbehelligt von Agrargiften entwickelt haben. Auch wenn dies als zusätzliche Ursache für die aktuell hohen Beobachtungszahlen spekulativ bleibt, zeigt das Beispiel, dass es auch interessant sein kann, sich den Allerweltsarten zu widmen. Es lohnt sich insbesondere, auch diese häufigen Arten regelmäßig zu melden, was in den Niederlanden schon vorbildlich geschieht. Und sei es nur, um ein einigermaßen verlässliches Vergleichsmaß für den Anteil einer Art an den Gesamtmeldungen zu erhalten. Außerdem eignen sich gerade diese auffälligen Arten dazu, Interesse bei Anfängern zu wecken, indem sich subjektive Einzelbeobachtungen in einen größeren Kontext einfügen lassen.


Link: Wow! wat een dagpauwogen!

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5 Antworten zu Tagpfauenaugen: Zusätzliche Generation!

  1. Jürgen Möschel sagt:

    Die starke G2 von Inachis Io ist für den September 2016 für RLP ähnlich den holländischen Daten bei http://www.artenanalyse.net abgebildet – sie übertrifft dort sogar die Sommergeneration (vielleicht waren im Sommer aber auch mehr Melder im Urlaub). Der sehr sonnige März und die warmen Tage in der ersten Aprilhälfte haben aber sicherlich allen Arten, die als Falter überwintern oder eine frühe erste Generation haben, zu einem Schub verholfen. Das würde ich jetzt nicht nur auf Inachis Io einschränken. Mir sind in diesem Jahr besonders viele P. c-album und C. argiolus in unserer Region (Trier) aufgefallen. C. argiolus konnte ich letztes Jahr noch Ende September beobachten, also vermutlich G3. Aber auch zum ersten Mal L. camilla in der G2, der September war ja auch hochsommerlich warm, weshalb dies nicht sonderlich verwunderte.
    Grüße
    Jürgen

  2. Sonntag der 9. April mit seinen warmen Sonnenwetter stimmt mich hoffnungsvoll. Nicht nur viele Tagpfauenaugen, auch relativ viele Landkärtchen, Admiräle, C-Falter, Aurorafalter, kleine Weißlinge, Zitronenfalter, Waldbrettspiele, Faulbaumbläulinge und zwei Nagelfleck-Männer waren bei uns (Ölbachtal/Pattscheid und Murbachtal/Diepental) unterwegs. Kann mich nicht erinnern an einem Tag im Frühjahr bei uns mal so viele Falter verschiedener Arten gesehen zu haben.

  3. Karl-Heinz Jelinek sagt:

    Auffällig viele Tagpfauenaugen habe ich ebenfalls in einigen Gebieten westlich des Rheins gefunden. Nun kommen dort aber bereits seit mehr als zwei Jahrzehnten regelmäßig zwei Generation vor, was nicht unbedingt zu einer größeren Anzahl von Faltern führen muss. Allerdings hatten wir im vergangenen Jahr durch die ungewöhnlichen Schönwetterperioden von August bis September hervorragende Bedingungen für die zweite Generation. Durch das anfänglich schlechte Schmetterlingsjahr waren möglicherweise auch weniger Parasitoide unterwegs, was eine Massenvermehrung begünstigt haben könnte.

    Zu Zählungen der häufigen Arten kann ich auch nur ermuntern. Ich zähle seit nunmehr 30 Jahren auch alle Allerweltsarten so gut es geht. Nur so können wir die Häufigkeit einzelner Arten in ein richtiges Licht rücken!

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