Die BUND NRW Naturschutzstiftung und die Arbeitsgemeinschaft Rheinisch-Westfälischer Lepidopterologen haben den Stachelbeerspanner (Abraxas grossulariata) zum Schmetterling des Jahres 2016 gekürt. Der Nachtfalter steht auf der Roten Liste und wird bundesweit als gefährdet, in Nordrhein-Westfalen sogar als stark gefährdet eingestuft.
Wie viele andere Schmetterlingsarten wird der Stachelbeerspanner vor allem durch die intensive Forstwirtschaft bedroht. Monokulturen aus Kiefern und Fichten verdrängen die früher lichtdurchfluteten Wälder und rauben dem Falter zunehmend den Lebensraum. Da Stachelbeerspanner bevorzugt auch in Flussniederungen leben, gehört der Rückgang der Auwälder ebenfalls zu den Ursachen für seine Gefährdung. In den letzten hundert Jahren sind bereits über 80 Prozent der Auwälder in Deutschland verloren gegangen.
Der Stachelbeerspanner ist etwa zwei Zentimeter lang und hat eine Flügelspannweite von vier Zentimetern. Wegen seiner auffälligen Färbung wird er auch Harlekin genannt. Sein Körper ist orange mit schwarzen Flecken. Auf seinen Flügeln sind mehrere Reihen schwarzer Tupfer zu sehen, über die Vorderflügel ziehen sich leuchtend orangegelbe Streifen. Diese auffällige Warntracht schützt den Falter vor Fressfeinden.
Ausgewachsene Stachelbeerspanner nehmen keine Nahrung mehr auf. Sie sind im Hochsommer nur für wenige Wochen nachts unterwegs und legen ihre Eier in kleinen Gruppen an der Unterseite von Stachel- oder Johannisbeerblättern ab, den Nahrungspflanzen der Raupen. Die Raupen sind ebenso wie die erwachsenen Schmetterlinge lebhaft gefärbt und für Vögel ungenießbar. Sie überwintern eingesponnen zwischen Blättern.
Früher waren Stachelbeerspanner auch in Wohngebieten verbreitet und wurde manchmal sogar bekämpft. Der Trend weg von Bauerngärten mit insektenfreundlichen Sträuchern und der Einsatz von Pestiziden hat den Stachelbeerspanner aus unseren Gärten vertrieben. Die BUND NRW Naturschutzstiftung empfiehlt Gartenbesitzern daher, wieder mehr Beerenobst anzupflanzen und auf den Einsatz von Pestiziden zu verzichten. So kann sich der schöne Nachtfalter zukünftig wieder in unseren Gärten wohlfühlen.
Verwechslungsmöglichkeiten:
Der Stachelbeerspanner mit seiner schwarz-weiß-gelben Warnfärbung kann nur mit einer einzigen einheimischen Art verwechselt werden: dem sehr häufigen Brennnesselzünsler Anania hortulata (LINNAEUS, 1758), dem jedoch die gelbe Fleckenreihe auf dem Vorderflügel fehlt. Der Brennnesselzünsler ist mit durchschnittlich circa 30 Millimetern Flügelspannweite auch etwas kleiner als der Stachelbeerspanner (ca. 40 Millimeter Spannweite), die Haupt-Flugzeit im Juni liegt beim Brennnesselzünsler etwas früher als bei Abraxas grossulariata.
Die nebenstehende Karte der Nachweise des Stachelbeerspanners aus dem Arbeitsgebiet der Rheinisch-Westfälischen Lepidopterologen und der POLLICHIA – Verein für Naturforschung und Landespflege zeigt den dramatischen Rückgang der Beobachtungen in den letzten Jahrzehnten. Nur in den schawrz gefärbten Meßtischblatt-Quadranten sind in den letzten 15 Jahren Falter beobachtet worden.
Aktuelle Beobachtungen – am besten mit einem Bildbeleg – sind deshalb sehr willkommen. Bitte benutzen Sie dafür das Kontaktformular hier oder unsere Eingabemöglichkeiten auf der Seite www.insektplus.de.
Während der Stachelbeerspanner in Deutschland mittlerweile eine Rarität ist, werden aus den Nachbarländern noch größere Bestände gemeldet, zum Beispiel in den Niederlanden. und in Belgien, dort vor allem in Küstennähe.
Die BUND NRW Naturschutzstiftung und die Arbeitsgemeinschaft Rheinisch-Westfälischer Lepidopterologen küren seit 2003 den Schmetterling des Jahres, um auf die Bedeutung und Bedrohung der Schmetterlinge aufmerksam zu machen. Nur ein Drittel der Tag- und die Hälfte der Nachtfalterarten in Deutschland sind noch ungefährdet.