Drei an Kreuzdorn minierende Kleinschmetterlinge

An Purgier-Kreuzdorn (Rhamnus cathartica L.) kommen in unserem Arbeitsgebiet drei blattminierende Kleinschmetterlingsarten vor:
Bucculatrix frangutella (GOEZE, 1783), Stigmella catharticella (STAINTON, 1853) und Stigmella rhamnella (HERRICH-SCHÄFFER, 1860). Aktuelle Funde und Hinweise zum Auffinden vornehmlich der seltenen Stigmella-Arten sollen einen Anreiz geben, die Verbreitung in unserem Arbeitsgebiet zu erforschen.

Armin Dahl gab mir kürzlich einen Hinweis auf einen Minenfund von Stigmella rhamnella in Klotten an der Mosel, den Violet Middelmann und Remco Vos im Sepember 2018 erbracht hatten und der vom niederländischen Mikro-Experten Erik J. van Nieukerken bestimmt wurde. Dieser Fund spornte mich an, in meinem Wohnort Schloß Holte-Stukenbrock (Kreis Gütersloh, Nordrhein-Westfalen) an Purgier-Kreuzdorn nach Minen zu suchen. Ausreichende Kreuzdorn-Bestände befinden sich in meinem näheren Wohnumfeld an Straßen, die über die Autobahn A 33 führen. Diese Böschungen wurden in den 1970er Jahren mit unterschiedlichen Gehölzen bepflanzt, um Erdrutsche zu vermeiden.

Bucculatrix frangutella (GOEZE, 1783)
Die typischen Minen von Bucculatrix frangutella fielen mir sofort ins Auge. Die Raupe hinterlässt zuerst einen spiralförmigen Gang und frisst ein kurzes Stück geradlinig weiter. Dann verlässt die Raupe die Mine und lebt dabei frei auf dem Blatt. Sie erzeugt dabei  einen Lochfraß und verpuppt sich in einem gerippten Kokon. Eine 8-fach Lupe erleichtert die Begutachtung der winzigen, spiralförmigen Gänge. Die Art hatte ich bislang häufig an Faulbaum (Frangula alnus) gefunden, vornehmlich in beschatteten Bereichen. BIESENBAUM (2010) gibt die Flugzeit von Ende Mai bis Juli an.

Buccularix frangutella, Stukenbrock, Zuchtfalter, 16. März 2016 an Faulbaum (Foto: Dieter Robrecht)

Buccularix frangutella, Minen an Kreuzdorn, Stukenbrock, 11. August 2019 (Foto: Dieter Robrecht). Ohne Lupe sind die spiralförmigen Kreise nur schwer zu erkennen. Erst die Kotspur mit dem hellen Ende des Fraßganges fällt ins Auge.

Buccularix frangutella, Minen an Kreuzdorn, Stukenbrock, 11. August 2019 (Foto: Dieter Robrecht)

Buccularix frangutella, spiralförmige Mine an Kreuzdorn, Stukenbrock, 11. August 2019 (Foto: Dieter Robrecht)

Buccularix frangutella, Raupen und Lochfraß an Faulbaum, Stukenbrock, 7. September 2015  (Foto: Dieter Robrecht)

Schwieriger als bei B. frangutella ist die Bestimmung der Minen der beiden Nepticulidae-Arten, die ich ebenfalls an den oben genannten Stellen fand und die zu diesem Zeitpunkt von den Raupen bereits alle verlassen waren.

Stigmella catharticella (STAINTON, 1853)
S. catharticella fertigt eine Mine an, die anfangs gerade oder wenig gewunden verläuft und in ganzer Breite regelmäßig mit Kot gefüllt ist. Die Mine kann über eine längere Strecke dem Blattrand folgen. Geschieht dies nicht, wird sie in engen Schleifen verlegt und ist in ihrem Verlauf nicht auffällig verbreitert. In Nordrhein-Westfalen scheint die Art zwei Generationen zu bilden. Etwa 15 Minen konnte ich nach einer einstündigen Suche zählen.

Stigmella catharticella, Volkmarsen-Hörle, NSG Iberg, 29.09.2017 an Kreuzdorn (Foto: Dieter Robrecht)

Stigmella catharticella, Stukenbrock, 11. August 2019 an Kreuzdorn (Foto: Dieter Robrecht)

Stigmella catharticella, Stukenbrock, 11. August 2019 an Kreuzdorn (Foto: Dieter Robrecht)

 

Stigmella rhamnella (HERRICH-SCHÄFFER, 1860)
Von S. rhamnella fand ich nur wenige Minen. Die Raupen fertigen eine Mine an, die am Anfang „darmartig“ gewunden und schmal ist (nur wenn er am Blattrand liegt, kann er den Blattzähnen folgen). Der Minengang verbreitert sich gegen Ende stark  und bildet eine sogenannte Platzmine aus. Die Art fliegt in zwei Generationen.

Stigmella rhamnella, Stukenbrock, 11. August 2019 an Kreuzdorn (Foto: Dieter Robrecht).

Stigmella rhamnella, Stukenbrock, 11. August 2019 an Kreuzdorn (Foto: Dieter Robrecht).

Stigmella rhamnella, Stukenbrock, 11. August 2019 an Kreuzdorn (Foto: Dieter Robrecht). Zwei Minen in einem Blatt, eine davon miniert am Blattrand.

 

In der Deutschlandliste (GAEDIKE et al. 2017) ist Stigmella rhamnella für Nordrhein-Westfalen nicht aufgeführt. Eine Literatur-Recherche ergab jedoch, dass bei LUDWIG (1952) zu lesen ist „Gangmine, Olpe, Dillkreis“.

Zum Abschluss noch ein Tipp: Mir fiel bei der Suche auf, dass alle drei Arten scheinbar eher den schattigen bis halbschattigen Bereich bevorzugen.

 

Blattminierer-Seiten im Internet:
Lepiforum: Bucculatrix frangutella
Lepiforum: Stigmella rhamnella und S. catharticella
www.bladmineerders.nl (Niederlande)
www.bladmineerders.be/nl (Belgien)
www.leafmines.co.uk (Großbritannien)

Literatur:
BIESENBAUM, W. (2010): Die Lepidopterenfauna der Rheinlande und Westfalens, Bd 15, Familie: Bucculatricidae
GAEDIKE, R., NUSS, M., STEINER, A. & TRUSCH, R. (Hrsg.) (2017): Verzeichnis der Schmetterlinge Deutschlands
LUDWIG (1952): Die Blattminen des Siegerlandes und der angrenzenden Gebiete. Abh. Landesmus. Naturkd. Münster 15 (2): 1-48, Münster

Dieser Beitrag wurde unter Bestimmungshilfe, Seltene Arten veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.