Peter Fasel * 11. März 1954 – † 19. September 2025

Nachruf auf Peter Fasel, den langjährigen wissenschaftlichen Leiter der Biologischen Station Siegen-Wittgenstein

Peter Fasel, 2009 (Foto: Michael Frede)

Peter Fasel, 2009 (Foto: Michael Frede)

Am 19. September 2025 ist Peter Fasel im Alter von 71 Jahren in Bad Marienberg nach langer Krankheit friedlich eingeschlafen. Vielen Menschen aus Siegen-Wittgenstein, aber auch darüber hinaus, war und ist Peter Fasel v. a. als ausgesprochen fachkundiger, engagierter Naturschützer bekannt, dessen besonderes Interesse der Botanik und Vegetationskunde sowie der extensiven Land- und Forstwirtschaft und Schmetterlingen galt.

Peter Fasel wurde am 11.03.1954 im Westerwälder Hundsangen geboren und verbrachte  dort seine Kindheit und Jugend. Später studierte er in Darmstadt Biologie und war zwischenzeitlich als Gutachter tätig. Zwischen 1985 und 1991 war Peter Fasel als Mitarbeiter der Unteren Landschaftsbehörde des Kreises Siegen-Wittgenstein beschäftigt. 1991 wechselte er zur Biologischen Station Rothaargebirge. Diese war im Jahr zuvor als Bindeglied zwischen amtlichem und ehrenamtlichem Naturschutz und der Landwirtschaft gegründet worden. Peter Fasel wurde die wissenschaftliche Leitung der Biologischen Station übertragen, die er 28 Jahre lang bis 2018 ausübte.

War Peter Fasel bereits als ausgesprochen fachkundiger Mitarbeiter im amtlichen Naturschutz am Kreis Siegen-Wittgenstein sehr bekannt und geschätzt, so weitete sich sein Bekanntheitsgrad in der heimischen Bevölkerung sowie bei weiteren hauptamtlichen Naturschutzbehörden und bei den heimischen Naturschutzverbänden spätestens durch seine Arbeit an der Biologischen Station Rothaargebirge (die 2008 in Biologische Station Siegen-Wittgenstein umbenannt wurde) deutlich aus. Sowohl von der Unteren Naturschutzbehörde Siegen-Wittgenstein und ihren Fachkollegien in den Nachbarkreisen über die Bezirksregierung Arnsberg, die nordrhein-westfälischen Landesumweltämter in Recklinghausen bis hin zu den Landesumweltministerien Nordrhein-Westfalens, suchten im Laufe der Zeit alle den fachkundigen Rat und Expertisen bei Peter Fasel. Aber auch in der heimischen Land- und Forstwirtschaft bis hin zur Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen sowie in den Heimatvereinen etc., hatte Peter Fasel, der von Kindesbeinen an in der Landwirtschaft aufgewachsen war, ausgesprochen viele Ansprechpartner, die sein breit gestreutes Fachwissen in diesen Sektoren einzuschätzen wussten und anerkannten. Nicht zuletzt standen auch andere Biologische Stationen bis hin zum Dachverband der Biologischen Stationen NRW im regelmäßigen fachlichen Kontakt mit ihm. Aber Peter Fasel nahm natürlich seinerseits viele Fachinformationen seiner Gesprächspartner in seinen Wissensfundus auf, um auch diese zum Wohle der Natur an geeigneter Stelle anwenden und weitergeben zu können.

Zu den Meilensteinen in Peter Fasels Laufbahn als wissenschaftlicher Leiter der Biologischen Station gehört u.a. der ausgesprochen erfolgreiche Beginn des Vertragsnaturschutzes Anfang der 1990er Jahre, der unter fachlicher Expertise auch weiterer wissenschaftlicher MitarbeiterInnen bis zur Gegenwart intensiviert wurde und mittlerweile Hunderte heimischer Landwirte und Landwirtinnen auf über 2000 ha artenreicher Grünlandflächen in Siegen-Wittgenstein umfasst. Aber auch sehr viel naturschutzfachliches Sachverständnis und Erfahrung neben sehr vielen botanischen und zoologischen Daten von Peter Fasel flossen im Vorfeld in die 2001 erfolgte Ausweisung des 4660 ha großen Vogelschutzgebietes „Wälder und Wiesen bei Burbach und Neunkirchen“ ein. Aus seinen vielen Fachbeiträgen sticht das Werk „Die Farn- und Blütenpflanzen Wittgensteins“ besonders hervor. Diese mit großer Arten- und Gebietskenntnis sowie außerordentlichem Fleiß erstellte Flora, verfasste er zusammen mit den Co-Autoren Albrecht Belz und Anna Peter. Nach dessen Veröffentlichung 1992 war das Buch bereits innerhalb kürzester Zeit vergriffen.

Peter Fasel suchte vorbehaltlos das Gespräch mit Menschen. Jeder der mit Peter Fasel kommunizierte, traf auf einen äußerst eloquenten, großzügigen, humorvollen Menschen, der aber bei Erfordernis seine naturschutzfachlichen Standpunkte auch energisch zu vertreten wusste und sich darüber hinaus zu vielen anderen Themen äußern konnte. Oft musste man sich schmunzelnd ein wenig Zeit nehmen, damit man nach seinen meist wortreichen Ausführungen die Gelegenheit bekam, darauf zu antworten. Vielen heimischen Menschen werden auch die von ihm geführten, legendären Wanderungen u. a. in das Naturschutzgebiet „Gernsdorfer Weidekämpe“ und auf die Trupbacher Heide in Erinnerung bleiben. Diese Veranstaltungen umfassten manchmal über Hundert TeilnehmerInnen, da Peter Fasel möglichst immer auf eine Voranmeldung verzichten wollte, um allen Interessierten die Teilnahme an seinen Wanderungen zu ermöglichen.

Leider ist es nicht möglich, sämtliche Fähigkeiten und Erlebnisse von und mit Peter Fasel in diesem Beitrag zu würdigen. Sie würden ein seitenstarkes Buch füllen. Aber sein naturschutzfachlich außerordentlich wichtiges Vermächtnis wird allen seinen Wegbegleitern und Bekannten in guter Erinnerung bleiben. Er hinterlässt einen großen, naturschutzfachlichen Fußabdruck.

Die wissenschaftlichen MitarbeiterInnen der Biologischen Station Siegen-Wittgenstein sowie der Vorstand und die Mitglieder des „Vereins zur Förderung der Zusammenarbeit zwischen Naturschutz und Landwirtschaft im Kreis Siegen-Wittgenstein e. V.“ trauern um Peter Fasel und werden sein Andenken in Ehren halten.


Den Nachruf auf unser langjährigen engagiertes Mitglieds Peter Fasel haben wir von den Seiten der Biologischen Station Siegen-Wittgenstein übernommen. 

Danke an Michael Frede für Text und Foto!

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Eine Antwort zu Peter Fasel * 11. März 1954 – † 19. September 2025

  1. Hermann-Josef Falkenhahn sagt:

    Peter Fasel war ein wichtiger Wegbereiter der lepidofaunistischen Erfassung des westlichen Hessens im 20 Jahrhundert.
    > Anschließend an die ersten sondierenden (und erhellenden) Exkursionen der AG rhein.-westfäl. Lepidopterologen in den frühen 1970ern (Stamm, Kinkler, Nippel, Wagener, u.a.) in den Dill-Westerwald waren es insbesondere Peters Naturschutzgutachten (mit Makrolepidopteren als einem der Schwerpunkte), die die großen Potentiale des Naturraums Westerwald (incl. Teilen des Lahn-Dill-Berglands) anhand ihrer Artengilden deutlich machten. Peter war in den 1980er Jahren in der Lage, zahlreiche heute hochgradig seltene (mittlerweile ganz überwiegend erloschene) Artvorkommen zu dokumentieren (Weißzüngel-Orchidee Pseudorchis albida, Coenonympha tullia/Melitaea cinxia/Euphydryas aurinia noch verbreitet und oft häufig; Epione vespertaria, Atethis pallustris, Apamea furva, u.a.m.).
    > In diesem Zusammenhang müssen insbesondere Peters ausgiebig bebilderte Dia-Vorträge zur Lebewelt der Westerwald-Hutungen gewürdigt werden (ich habe in meinem Leben bereits viele gute Vorträge gesehen, aber diese Vorträge waren absolute Highlights). Selbst der „Westerwälder Fuchs“ nahm in persona als Vorzeigeobjekt an den Vorträgen teil (eine fuchsrote Züchtung des Altdeutschen Schäferhund, hoch spezialisiert als ausschließlicher Rinderhütehund, RL 1). Neben den brillianten Dia-Aufnahmen spielte Peter auch alte Filmaufnahmen eines Burbacher Apothekers ab, welche das Dorfleben und die Vieh-/Hutewirtschaft im Westerwald des frühen 20. Jh. nahebrachten.
    > Peters hartnäckige Erkrankung führte zu zahlreichen Telefonaten zwischen uns, aus der Peters Sorge um den Verbleib seiner Sammlung immer dringender durchklang. So habe ich mich vor zwei Jahren mehrmals nach Hundsangen begeben, um gemeinsam mit Peter seine umfangreiche Insektensammlung (rund 100 Kästen 51×42) zu sichten, zu kategorisieren und zu bewerten. Ich sah zahlreiche aus heutiger Sicht bemerkenswerte Belege aus den Zeiten seines Studiums und der frühen Gutachter-Tätigkeit. Sie stammten von Habitaten (feuchten Gründland-Talzügen, histor. Hutearealen, Lahn-nahen Steinbrüchen), die nach eigener Einschätzung zwischenzeitlich sicher ihre hohen Habitatqualitäten eingebüsst haben dürften. Meine Sammlungs-Inventarisierung sandte ich an Frau Dr. M. Espeland, die sich freute, die Sammlung von Dr. Fasel ans Museum Alexander König, Bonn, zu holen.
    > Unvergessen ist mir ein kurzer Spaziergang mit Peter 2023 ins NSG Dornburg (Lahn-Dill-Kreis) geblieben. Auf dem basaltischen, bewaldeten Berggipfel angekommen fiel die Krankheit von Peter ab wie eine Hülle, und zum Vorschein kam der wohlbekannte „alte“ Peter, der mich mit leuchtenden Augen auf das Vorhandensein alter latènezeitlicher Ackerterassen links und rechts hinwies (und weiteres Wissenswerte mehr). Zurück zuhause in Hundsangen (= im sozialen Leben) angekommen, fiel Peter wieder zurück seine Innenwelt.
    > Für Interessierte zitiere ich nachfolgend einige faunistische Arbeiten von Dr. Fasel, welche meine tiefergehende Bearbeitung dieser Region initiierten (ein weiterer Impuls waren für mich die Stechimmen-Veröffentlichungen des Siegerländer Entomologen Stud.Dir. Heinrich Wolf).
    >
    > Fasel, P. (1981): Die Fuchskaute im Westerwald. Ornithologie und Naturschutz, Westerwald-Mittelrhein-Mosel-Eifel-Ahr 2 (1980): 74–82.
    > Fasel, P. (1982a): Beitrag zur Schmetterlingsfauna des hohen Westerwaldes im Gebiet von Rabenscheid. Hessische Faunistische Briefe 2(2): 30–36.
    > Fasel, P. (1982b): Zur Fauna und Vegetation des Elbbachlaufes bei Dornburg-Langendernbach. Der Westerwald 75: 107–108.
    > Fasel, P. (1984a): Faunistisch-ökologisches Gutachten für das NSG „Amdorfer Viehweide”. im Auftrag der Bezirksdirektion für Forsten und Naturschutz, Darmstadt, Hundsangen. 52 S.; Anhang
    > Fasel, P. (1984b): Faunistisch-ökologisches Gutachten für das NSG „Hörbacher Viehweide”. im Auftrag der Bezirksdirektion für Forsten und Naturschutz, Darmstadt, Hundsangen. 55 S.; Anhang
    > Fasel, P. (1984c): Faunistisch-ökologisches Gutachten für das NSG „Wacholderheiden bei Niederlemp”. im Auftrag der Bezirksdirektion für Forsten und Naturschutz, Darmstadt, Hundsangen. 32 S.; Anhang
    > Fasel, P. (1984d): Faunistisch-ökologisches Gutachten für das NSG „Waldaubacher Hecke” (‘Metzelnheck’). im Auftrag der Bezirksdirektion für Forsten und Naturschutz, Darmstadt, Hundsangen. 49 S.; Anhang
    > Fasel, P. (1984e): Vegetation, Flora und Fauna des Hohen Westerwaldes, dargestellt am Beispiel ausgewählter Untersuchungsflächen in der Gemeinde Burbach-Lippe, Nordrhein-Westfalen. Teil 2 (Fauna). im Auftrag der Landesanstalt für Ökologie, Landschaftsentwicklung und Forstplanung (LÖLF), Hundsangen. 228 S.
    > Fasel, P. & Schuy, W. (1985): Ökologisches Gutachten zur Flurbereinigung Rossbachtal. im Auftrag der Hess. Landesanstalt für Ernährung, Landwirtschaft und Landentwicklung, Hundsangen.
    > Fasel, P. (1986a): Ökologisches Gutachten zur Beurteilung der Schutzwürdigkeit aufgrund der aktuellen Flora, Vegetation und Fauna für das NSG ‘Aubachtal’ zwischen Langenaubach und Rabenscheid, Lahn-Dill-Kreis, TK 25 Rennerod 5314, Burbach 5214 und Herborn 5315. Teil II: Fauna. im Auftrag der Bezirksdirektion für Forsten und Naturschutz, Darmstadt, Hundsangen.
    > Fasel, P. (1986b): Ökologisches Gutachten zur Beurteilung der Schutzwürdigkeit aufgrund der aktuellen Flora, Vegetation und Fauna für das NSG ‘Bermeshube’ bei Heisternerg, Gemeinde Driedorf, Lahn-Dill-Kreis, TK 25 Rennerod 5314, Teil II: Fauna. im Auftrag der Bezirksdirektion für Forsten und Naturschutz, Darmstadt, Hundsangen.
    > Fasel, P. (1986c): Ökologisches Gutachten zur Beurteilung der Schutzwürdigkeit aufgrund der aktuellen Flora, Vegetation und Fauna für das NSG ‘Feuerhecke’ bei Waldaubach, Lahn-Dill-Kreis, TK 25 Rennerod 5314, Teil II: Fauna. im Auftrag der Bezirksdirektion für Forsten und Naturschutz, Darmstadt, Hundsangen.
    > Fasel, P. (1986d): Ökologisches Gutachten zur Beurteilung der Schutzwürdigkeit aufgrund der aktuellen Flora, Vegetation und Fauna für das NSG ‘Viehweide am Bartenstein’ bei Rabenscheid, Lahn-Dill-Kreis, TK 25 Rennerod 5314, Teil II: Fauna. im Auftrag der Bezirksdirektion für Forsten und Naturschutz, Darmstadt, Hundsangen.
    > Fasel, P. & Twardella, R. (1987): Erstnachweis von Discoloxia blomeri CURTIS (Blomers Ulmenblattspanner) (Lep., Geometridae) für das westliche Hessen. Hessische Faunistische Briefe 7: 2–4.
    > Fasel, P. (1988): Faunistisch-ökologische Untersuchung eines montanen Magerweidenkomplexes im NSG Fuchskaute, Hoher Westerwald. Fauna und Flora in Rheinland-Pfalz 5(1): 181–223.
    > Fasel, P. (1992): Habitatwahl von Heuschrecken (Insecta: Saltatoria) in Trockenbiotopen des Dill-Westerwaldes. Botanik und Naturschutz in Hessen, Beihefte 4: 111–117.
    > Fasel, P., Twardella, R. & Franz, A. (1994): Die Schmetterlingsfauna des Naturschutzgebietes „Gernsdorfer Weidekämpe“ in Wilnsdorf-Gernsdorf, Kreis Siegen-Wittgenstein (Macrolepidoptera). Melanargia 6(2,3): 29–38, 96 [Nachtrag].
    > Fasel, P., Twardella, R. & Fieber, V. (2003): Nachruf für Artur Franz * 20. Oktober 1924 + 27. Februar 2003. Melanargia 16: 39–42.

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