Beobachtungen und Fotos von Menschen, die eigentlich gar nicht viel mit Schmetterlingen zu tun haben, sind in den zurückliegenden Jahren zu einer unverzichtbaren Informationsquelle für Falterforscher aller Art geworden.
So liefern die Schwebfliegenkenner, Käfersammler und Wildbienenfreunde und sogar die Botaniker immer wieder schöne und interessante Bilder und Beobachtungen von Arten, die normalerweise „unter dem Radar“ durchfliegen.

Abbildung 1: Pyropteron chrysidiformis an Origanum vulgare. Landschaftspark Duisburg, 23. Juni 2025 (Foto: Thorsten Pietsch)
Der Rote Ampfer-Glasflügler Pyropteron chrysidiformis ist so eine Art, die von den Tagfalterbeobachtern gerne übersehen wird,. Und die beim Licht- und Köderfang erst recht – weil tagaktiv – nicht zu erwischen ist. Die Art hat ihr Areal in den zurückliegenden Jahren über die Weinbergslagen im Mittelrhein- und Ahrtal hinaus nach Norden erweitert. Darüber hatte Jörg Siemers hier schon 2023 berichtet[1], bisher lag die Nachweisgrenze nordwestlich von Köln.
Im Hitzesommer 2025 ist P. chrysidiformis erstmals nördlich der Ruhrmündung beobachtet worden: Im Landschaftspark Nord in Duisburg-Meiderich fotografierte der Käferkundler Thorsten Pietsch einen Falter beim Blütenbesuch. Der Kollege drückte genau in dem Moment auf den Auslöser, als der Falter mit ausgefahrenem Rüssel in den Röhrenblüten von Oregano (Origanum vulgare) nach Nektar suchte. Und so haben wir jetzt einen neuen, vorgeschobenen Verbreitungspunkt im Niederrheinischen Tiefland, und eine Vorstellung, wo sich die Falter ihren Proviant holen.

Roter Stern: Neuer Fundort des Roten Ampfer-Glasflüglers im MTB 4506/2 Duisburg. Quelle: https://portal.melanargia.de/Lepi/EvidenceMap.aspx?Id=440043
Bei der Ausdehnung der trockenen Brachflächen im Ruhrgebiet und der Raupennahrungspflanze (z.B. Stumpfblättriger Ampfer – Rumex obtusifolius) wird der Falterfund mit einiger Sicherheit nicht alleine stehenbleiben. Industriebrachen und alte Gleisanlagen mit entsprechendem Bewuchs sind im Ruhrgebiet reichlich vorhanden. Und mittlerweile gibt es ja im „Pott“ auch schon einige größere Weinberge, z.B. an der Emscher, in Herne, Castrop-Rauxel und Dortmund [2]. Mit weiteren Funden im Ruhrgebiet oder noch weiter nördlich ist also unbedingt zu rechnen.
Für das aktuelle Jahr 2025 ist die Flugzeit noch nicht ganz vorbei, P. chrysidiformis fliegt von Anfang Mai bis in den August. Der Nachweis kann wie oben beschrieben über die Suche an Blüten erfolgen, die Männchen des Roten Ampfer-Glasflüglers fliegen zudem an das Pheromon für den Apfelbaum-Glasflügler (S. myopaeformis, Wageningen-Präparat SYMY) an.
Danke an Thorsten Pietsch für die Bereitstellung des Fotos, die Originalbeobachtung findet sich auf observation.org unter https://observation.org/observation/358438084/.
Links
[1] https://www.ag-rh-w-lepidopterologen.de/2023/06/02/noch-ein-klimawandel-gewinner-der-rote-ampfer-glasfluegler-auf-dem-vormarsch/
[2] https://www.ruhrnachrichten.de/castrop-rauxel/weinanbau-an-der-emscher-6700-reben-auf-groesstem-weinberg-der-region-in-castrop-rauxel-w928679-2001348006/

