Noch ein Klimawandel-Gewinner? – Der Rote Ampfer-Glasflügler auf dem Vormarsch

Der Rote Ampfer-Glasflügler, Pyropteron chrysidiformis (Esper, [1782]), ist eine wärmeliebende Art, die in der Vergangenheit im Rhein- und Moseltal und an der Nahe, vereinzelt auch an der Ahr beobachtet wurde. Jetzt gibt es zwei Nachweise im Nordwesten von Köln.

In den vergangenen fünf Jahren mehren sich die Funde, wie die Verbreitungskarte der Arbeitsgemeinschaft zeigt. Die nördliche Nachweisgrenze lag bislang im Siebengebirge südlich von Bonn.

Nachweise von Pyropteron chrysidiformis. Quelle: AG Rheinisch-Westfälische Lepidopterologen e.V. http://nrw.schmetterlinge-bw.de Stand 13. Juni.
Die beiden Neufunde in den TK25-Quadranten 5006,2 und 5007,1 sind durch die roten Sterne markiert.

Am 31. Mai 2023 gelang nun die wohl erste Beobachtung des Roten Ampfer-Glasflüglers nördlich des Mittelrheintales: Fundort ist eine sehr warme, größere vegetationsarme Ödlandfläche am Rande eines Gewerbegebietes nahe Pulheim im Rhein-Erft-Kreis. Der Falter besuchte eine Blüte des Schmalblättrigen Greiskrauts (Senecio inaequidens), und der Beobachter – ein Stechimmen-Experte aus dem Entomologischen Arbeitskreis des NABU Köln – freute sich, dass er das hübsche Tier fotografieren konnte.

Elf Tage später konnte der zweite Nachweis erbracht werden: Bei einer Exkursion des entomologischen Arbeitskreises am 11.06.2023 im nordwestlichen Kölner Grüngürtel konnte ein Falter aus der Luft gekeschert werden. Dieser zweite Fundort liegt ca. 5km Luftlinie nordöstlich des ersten.

Roter Ampfer-Glasflügler (Pyropteron chrysidiformis) bei Pulheim. Foto: Frank Hartfeld

Nahrungspflanze für die Raupen des Roten Ampfer-Glasflügler ist vor allem der Schild-Ampfer Rumex scutatus, eine als „Schutt-Wanderer“ bekannte Pflanze. Diese wird nicht nur in Weinbauregionen an den Mauern gefunden, sondern auch entlang von Gleisanlagen, außerdem als Bestandteil der „Frankfurter Grünen Soße“ in Kräutergärten angebaut.

An den beiden neuen Fundorten wachsen der Krausblättrige Ampfer (Rumex crispus) und teils auch der Stumpfblättrige (Rumex obtusifolius).

Setzt sich der Trend der zurückliegenden warmen Jahre fort, ist zu erwarten, dass auch diese Art vermehrt in Nordrhein-Westfalen ankommt und auch in den vielfach genutzten Pheromonfallen zu finden sein wird. Die männlichen Falter von P. chrysidiformis „fliegen“ auf das Pherobank-Präparat SYMY, das normalerweise für Nachweise des Apfelbaumglasflügler Synanthedon myopaeformis eingesetzt wird.

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4 Antworten zu Noch ein Klimawandel-Gewinner? – Der Rote Ampfer-Glasflügler auf dem Vormarsch

  1. Jörg Siemers sagt:

    Nach dem zweiten Fund am Sonntag habe ich den Beitrag jetzt aktualisiert und auch die möglichen Raupennahrungspflanzen an den Fundorten ergänzt.

  2. Karl-Heinz Jelinek sagt:

    Sehr schön . . . und wieder eine neue Art für den Rhein-Erft-Kreis!

  3. Wilhelm Köstler sagt:

    Im Podelta habe ich als Futterpflanze von P.chrysidiformis den Krausen-Ampfer
    (Rumex crispus ) festgestellt, ebenso für Lycaena dispar, s. meine
    Publikatio in „galathea 13/2, 1997, S.51-60 (nachzulesen in Zobotat ).

    • Armin Dahl sagt:

      ja bei Bartsch et al. werde noch eine Anzahl weiterer Ampfer-Arten genannt.
      Bartsch, D., Pühringer, F., Milla, L., Lingenhöle, A. & A. Kallies (2021): A molecular phylogeny and revision of the genus Pyropteron Newman, 1832 (Lepidoptera, Sesiidae) reveals unexpected diversity and frequent hostplant switch as a driver of speciation. — Zootaxa 4972: 1-75.

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