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Es geht auch ohne Gift!
Im Jahr 2018 zeigten sich in ganz Nordrhein-Westfalen die Falter, Raupen und Nester des Eichenprozessionsspinners. Vielerorts befürchteten die Bürger gesundheitliche Schäden. Übertriebene Angst?

„Grundsätzlich ist Vorsicht im Kontakt mit den Raupen dieser Falter angebracht, generelle Angst ist aber nicht nötig.“ erläutern Dr. Wolfgang Vorbrüggen, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Rheinisch-Westfälischer Lepidopterologen. Die Schmetterlingskundler kennen sich mit den Tieren und im Umgang mit ihnen gut aus.

Gesundheitliche Beeinträchtigungen können von den Haaren der Raupen dann auftreten, wenn man die Tiere anfasst oder die Nester öffnet. Ab dem 3. Raupenstadium, meist Mitte bis Ende Mai schützen sich die Raupen durch Gifthaare vor Fressfeinden. In diesen Haaren befindet sich das Eiweißgift Thaumetopoein, das bei Menschen Allergien auslösen kann. Diese Allergien können mit Hautausschlag und im schlimmsten Fall mit Luftnot einhergehen. Dies setzt aber direkten Kontakt mit den Haaren voraus.

Prinzipiell können die Raupennester überall dort auftauchen, wo Eichen wachsen. Besonders beliebt bei den Tieren sind aber warme Waldränder. Die Nester sind als graue Gespinste in Eichen zu erkennen – nicht zu verwechseln mit den Gespinsten von Gespinstmotten, die man oft in Pfaffenhütchen oder Schlehen findet. Manchmal verlassen die Raupen das Nest und laufen z. B. auf Nahrungssuche wie in einer Prozession (daher der Name) hintereinander her.

Finger weg von den Raupen!

„Die wichtigste Vorsichtsmaßnahme ist also: Nicht die Nester öffnen und nicht die Raupen anfassen!“ Dann ergibt sich auch kein Kontakt mit den Haaren. „In der Luft fliegen die Haare nicht frei herum“ begründet Dr. Vorbrüggen.

Bereits im vergangenen Jahr haben verantwortungsbewusste Behörden befallene Bäume mancherorts mit einem Hinweisschild markiert, um unbeabsichtigten Kontakt durch die Bevölkerung zu vermeiden. Diese Maßnahme bezeichnen die Experten als in der Regel vollkommen ausreichend, um den Schutz der Bevölkerung zu gewährleisten. Auch lokal begrenzte Absperrungen (z. B. durch Flatterband) sind denkbar.
An belebten Plätzen können die Nester gegebenenfalls durch Fachkräfte entfernt werden. Vollkommen unangebracht sind Einsätze von Insektiziden, auch nicht mit sogenannten biologischen Mitteln (z.B. Bacillus thuringiensis-Präparate). Mit diesen Mitteln werden nämlich nicht nur die Prozessionsspinnerraupen, sondern alle Insekten vernichtet, also auch die möglichen Fressfeinde, Nützlinge sowie seltene und gefährdete Arten.

Die Fachleute halten die genannten Vorsichtsmaßnahmen für den Gesundheitsschutz für vollkommen ausreichend und bitten alle Bürger und Behörden, sich darauf zu konzentrieren und nicht den Einsatz von Insektiziden zu fordern. Dies ist auch auf dem Hintergrund des nachgewiesenen Insektensterbens absolut unverständlich und nicht akzeptabel.

Für Rückfragen:

Dr. Wolfgang Vorbrüggen, Vorsitzender, Tel.: 02405 14652, Email: w.vorbrueggen@web.de

Karl-Heinz Jelinek, Geschäftsführer, Tel.: 0221 82823742, mobil: 0151 15211483, Email: karl-heinz.jelinek@gmx.de

Mehr Infos gewünscht? Nehmen Sie Kontakt zu den Experten auf!

 

Literatur und Links:

Thomas Sobczyk (2014): Der Eichenprozessionsspinner in Deutschland.  Historie – Biologie – Gefahren – Bekämpfung. Herausgeber: Bundesamt für Naturschutz, Bonn-Bad Godesberg (BfN-Skripten 365  – Download unter www.bfn.de )   –  171 Seiten EPS in Deutschland: Zusammenfassung zum Download

Umweltbundesamt: Was ist bei der Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners nach dem Biozidrecht zu beachten? (Stand 4/2019)

Leitfaden zur Eindämmung des Eichenprozessionsspinners (Eine Übersetzung aus dem Niederländischen) Aktualisierung 2013 –  Niederländische Behörde für Lebensmittelsicherheit und Verbraucherschutz – Wirtschaftsministerium (Herausgeber)

 

 

 

 


Kostenfreie Bilder zum Download
Die folgenden Bilder können bei Nennung der Quelle frei verwendet werden.

Aufpassen! Eichenprozessionsspinnerraupen! Vorbildliche Warnmarkierung mit Flatterband, an einer Eiche in den Niederlanden. (Foto: Uli Haese)

Eichenprozessionsspinner- Thaumetopoea processionea (LINNAEUS, 1758). Männlicher Falter, Leverkusen, 21.07.2018 (Foto: Tim Laußmann)

Warnung vor dem Eichenprozessionsspinner: So werden Fußgänger an Straßen sicher geschützt. (Foto: Uli Haese)

Raupengespinst des Eichenprozessionsspinners an einer Eiche. Die Raupen sitzen unter einem Geflecht feiner Seidenfäden (Foto: Uli Haese)

Eichenprozessionsspinner – Warnschild von RWE-Power. (Foto: K.-H. Jelinek)