Neue Glasflügler, Neuer Faunenband, Neue Termine

Felskuppen, Trockenrasen, Weinberge, Fluss. Der Felsenberg bietet tolle Lebensräume und Landschaftsbilder.

Das Nahebergland oberhalb von Bad Kreuznach ist mit seinen Felsbiotopen und Trockenrasen eine der artenreichsten Regionen in Deutschland. Das Gebiet ist eine Modellregion für Biodiversität, am Fluß leben hochseltene Reptilien wie die Würfelnatter, nur wenige Meter weiter fliegen die Segelfalter und zahlreiche entomologische Raritäten.

Wer das Gebiet noch nicht kennt: Der Termin für den nächsten Pflegeeinsatz am Felsenberg bei Schloßböckelheim steht jetzt fest. Am letzten Aprilwochenende (Samstag 29.4. 2023 ab 14:00 Uhr) werden wir dort wie in den vergangenen Jahren versuchen, die Verbuschung der wichtigsten Flächen ein klein wenig zurückzudrängen. Helfer sind immer willkommen, auch wenn sie nur die Pflegetruppe mit Kaffee und Kuchen für die Pause versorgen. Schlehenbüsche haben Dornen, der Felsenberg ist supersteil, deshalb bitte Handschuhe und festes Schuhwerk mitbringen.
Parallel dazu gibt es wieder die Möglichkeit, Lichtfang im TOP-Gebiet der Arbeitsgemeinschaft zu machen, aktuell belegt das Messtischblatt 6112 Waldböckelheim mit 1370 nachgewiesenen Lepidopterenarten Platz 1 in unserer Datenbank (Stand 27.3.2023).
Damit wir den Pflegeeinsatz besser planen können, bitte Anmeldung bei Heinz Schumacher

Stichwort Raritäten: Eine neue Falterart in einem Bundesland nachzuweisen, noch dazu mit einer eleganten Methode, das ist schon nicht schlecht! Glückwunsch an Toni Kasiske, dem das Kunststück im gut untersuchten Niedersachsen gelang. Der Nachwuchsforscher hat im Stadtgebiet von Braunschweig ein offenbar ausgedehntes Vorkommen des Gelblichen Ampfer-Glasflüglers – Pyropteron triannuliformis entdeckt. Der Nachweis gelang mit handelsüblichen Pheromonen. Und wenn es so geht wie mit anderen Arten (z.B. Schneeball-Glasflügler, Großer Weiden-Glasflügler), dann ist das erst der Anfang, und vielleicht folgt nach Niedersachsen bald ein Fund in Westfalen. Nachzulesen ist das Ganze im gerade erschienenen Heft der Melanargia, Jahrgang XXXV, auch der 35. Jahrgang wieder souverän herausgegeben von Schriftführer Günter Swoboda.

Und dann war da noch der Faunenband 20 der Lepidopterenfauna der Rheinlande und Westfalens in der Post!

Die Autoren Rolf Mörtter, Rudi Seliger und Wolfgang Wittland wandeln in kriminalistischer Kleinarbeit auf den Pfaden von Altmeister Willy Biesenbaum ( 17. September 2022)  dem der Band post mortem gewidmet wurde. Peter Stüben steuerte professionelle Farbaufnahmen bei, und viele Mitglieder ihre Funddaten und Belege.

Verschollen und wiedergefunden: Nachweiskarte von Eudonia delunella.

Wieder einmal zeigt sich, daß wir auch in Zukunft nicht um Genitalpräparation oder das mittlerweile etablierte Barcoding herumkommen, wenn wir der Wahrheit z.B. bei den bearbeiteten Zünslerfamilien (Pyralidae und Crambidae) näher kommen wollen.
So können auch mal Arten mangels Beleg oder wegen Fehlbestimmungen wieder aus dem Arbeitsgebiet verschwinden, im vorliegenden Fall z.B. Homoeosoma nimbella, Scoparia ingratella und Eudonia laetella.
Der Faunenband mit 227 Seiten Text, Phänogrammen und Karten enthält Angaben zur Flugzeit und Bestandsentwicklung der behandelten Arten, damit sind dann die Pyraloidea in fünf Faunenbänden komplett. Zweifellos ein Meilenstein der faunistischen Forschung!

Dank gilt neben allen Autoren und Mitarbeitern auch der Nordrhein-Westfalen-Stiftung für die finanzielle Unterstützung bei den Druckkosten!

Exponentielles Wachstum der Beobachtungszahlen (blaue Balken) und Beobachter (orange Linie) bei observation.org seit 2010.

Im Jahr 2022 haben aus unserem Arbeitsgebiet mehr als 4000 (!) Menschen alleine über die Plattform observation.org Nachtfalterbeobachtungen gemeldet, insgesamt waren es mehr als 125.000 Beobachtungen. Daten sind das neue Gold, und so finden sich darunter auch viele spektakuläre Zufalls-Beobachtungen. Nebenbei kann man über diese Citizen Scientist-Projekte praktisch live erleben, wie der Klimawandel manche Arten vor sich hertreibt. Wer hätte zum Beispiel gedacht, dass die Spanische Flagge – Euplagia quadripunctaria einmal bis ins südliche Münsterland verbreitet sein wird, wie jüngst auch in der Arbeit von Karsten Hannig in den Abhandlungen aus dem Westfälischen Museum für Naturkunde nachzulesen?

Das Vereinsleben hat in Corona-Zeiten erheblich gelitten, die Naturbegeisterung, das Interesse in der Bevölkerung an Artenvielfalt, Insekten und Naturschutz hat dagegen stark zugenommen. Und die Laien von heute sind die Kenner von morgen und die Taxonomen von übermorgen. Sie müssen nur an die Hand genommen werden. Deshalb: Bitte meldet alle Termine, Vorträge und Exkursionen etc. über das Kontaktformular oder andere Kanäle! Wir tragen sie dann in den Terminkalender ein, damit Eure Veranstaltungen auch gut besucht werden. In diesem Sinnen wünsche ich Euch eine prallvolle spannende Faltersaison!


Literatur:

 

 

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