Aktuell und bis in das Frühjahr hinein lohnt es, Pilze und Baumschwämme nach Kotspuren abzusuchen, denn die Raupen verschiedener Tineidae (Echte Motten) fressen darin. Etwa 20 in Deutschland vorkommende Arten können auf diese Weise mit etwas Glück gefunden werden.
In der Literatur und im Lepiforum werden Zunderschwämme, Trameten, Porlinge, Kohlenbeeren, Kohlenkrusten und Schichtpilze als Nahrung genannt, diese sollten deshalb bei der Suche im Fokus stehen.
Junge Zunderschwämme werden nach meiner Beobachtung von Raupen gemieden. Erst in fortgeschrittenem Verrottungszustand finden sich viele Kotspuren, auch von diversen Käferlarven.
Unser Vereinsmitglied Jonas Mittemeyer hatte im Februar 2023 in einer Whatsapp-Gruppe auf eine Art aufmerksam gemacht, die bislang in unserem Arbeitsgebiet wenig nachgewiesen wurde: Nemapogon clematella (FABRICIUS, 1781) .
Diese Art kann u.a. an der Rotbraunen Kohlenbeere (Hypoxylon fuscum) an Hasel (Corylus) sowie Erle (Alnus) gefunden werden, wobei die Suche nach meiner Erfahrung wesentlich mehr Zeitaufwand erfordert, als bei den vorgenannten Arten. Im toten Holz leben die Raupen des sehr schönen Falters. Die Suche nach den Raupen würde sich als sehr schwer erweisen, fräßen diese nicht an der Oberfläche der Rinde die dortigen Pilze aus. Dabei „verräth sie ihre Anwesenheit durch überwölbte, oft fleckartig erweiterte Gänge auf der Rinde“, wie bereits Schütze 1899 schreibt. Weiter führt er aus: „Die Raupe selbst wohnt im Holze in einem feinen Gange, welcher desto länger wird, je mehr die Bewohnerin an Größe zunimmt. Von dem Holze selbst nährt sie sich jedoch nicht; Raupen, denen ich weiter nichts gab, als morsches Holz, gingen nach und nach zu Grunde.“
Zwischenzeitlich haben einige Vereinsmitglieder ebenfalls diese Röhren in ihrem Wohnumfeld gefunden, so auch ich:
Es scheint sich vor allem zu lohnen, in feuchten Tälern oder in Gewässernähe an abgestorbenen Ästen und Zweigen von Hasel oder Erle zu suchen. In unserer Vereins-Datenbank sind aus den Jahren vor 2022 etwa genauso viele Imagines verzeichnet, wie seit dem ersten Fund von Jonas Mittemeyer schon an Minenfundorten hinzugekommen sind.
Das Eintragen der oben angeführten Pilzarten sorgt stets für Überraschungen, wie mein nachfolgender Fund belegt:
Dieser Fund war der Erstnachweis für Nordrhein-Westfalen, im unserer Vereinsdatenbank ist er zudem der einzige Eintrag für unser Arbeitsgebiet.
Literatur:
Gaedike, R. (2015): Tineidae I (Dryadaulinae, Hapsiferinae, Euplocaminae, Scardiinae, Nemapogoninae and Meessiinae). — In: Nuss, M., Karsholt, O. & P. Huemer [edit.]: Microlepidoptera of Europe 7: 1-308; Leiden & Boston (Brill).
Gerhardt, Ewald (1997): Der große BLV-Pilzführer für unterwegs: über 1200 Arten, München
Schütze, [K. T.] (1899): Biologische Mittheilungen über einige Kleinschmetterlinge]. — Stettiner Entomologische Zeitung 60 (3): 163-179.
Internet:
https://lepiforum.org/wiki/page/Nemapogon_clematella [Zugriff 16.03.2023]
Aktuelle Nachweise bei observation.org
Aktuelle Nachweise bei Naturgucker.de