Dramatischer Rückgang des Moselapollos Parnassius apollo vinningensis

Besondere Zeiten erfordern besondere Maßnahmen: Entgegen den sonstigen Gewohnheiten haben wir uns entschlossen, den soeben erschienenen Artikel über den Stand der  Apollofalter-Population bereits heute im Volltext zu veröffentlichen (siehe unten), damit auch die Schmetterlingsfreunde, Naturschutzaktivisten, Wissenschaftler und Behördenmitarbeiter außerhalb unseres Vereins darauf aufmerksam werden.

Damit verbunden ist die große Bitte in Zukunft JEDE Apollofalter-Sichtung an der Untermosel zu dokumentieren und mitzuteilen, am besten mit genauen Beobachtungsdaten / Fotos über die üblichen Portale (observation.org, naturgucker.de, artenfinder-rlp.de) oder auch über das Kontaktformular der Arbeitsgemeinschaft.

Zusammenfassung
Recht zahlreich wurde der Moselapollo Parnassius apollo vinningensis STICHEL, 1899 zum letzten Mal in 2011 beobachtet. Ein Jahr später kam es zu einer deutlichen Verringerung der Individuenzahlen an allen bekannten Vorkommen, wovon sich die Art im Folgenden kaum mehr erholte. In 2019 zeigten sich dann nur noch einzelne Exemplare, sodass ein unmittelbares Aussterben des Moselapollos zu befürchten ist. Derzeit kann über die Ursache für die negative Bestandsentwicklung nur spekuliert
werden. Die fortschreitende Verbuschung der Lebensräume sowie der Verkehrstod vieler Falter in trockenen Jahren dürften den Schmetterling zwar stellenweise, aber nicht überall gefährden. So lässt sich mutmaßen, dass ein globales Problem, wie die Klimaerwärmung, den besorgniserregenden Trend bedingt. Um die genaue Ursache für den Rückgang des Moselapollos herauszufinden, werden zielgerichtete Forschungen unerlässlich sein.

Volltext zum Download:

Dramatischer Rückgang des Moselapollos Parnassius apollo vinningensis
Apollofalter: Anschreiben an die Landesregierung RLP vom 6. Februar 2020

Abstract
Dramatic decline of the Moselle-Apollo Parnassius apollo vinningensis STICHEL, 1899
Quite a number of the Moselle-Apollo Parnassius apollo vinningensis STICHEL, 1899 were observed for the last time in May 2011. One year later there was a significant decline in the number of individuals of all known occurrences and subsequently the species hardly recovered. In 2019 only single speciments appeared so that extinction of the Moselle-Apollo seems to be imminent. At present the cause of the negative development of the population can only be speculated upon. The advancing shrub encroachment of habitats as well as the traffic death of many imagines in dry years may partially endanger this butterfly, but not everywhere. Thus, it can be conjectured that a global problem, such as climate warming, causes this alarming trend. In order to discover the exact cause for the decline of the Moselle-Apollo targeted research will be essential.

 

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10 Antworten zu Dramatischer Rückgang des Moselapollos Parnassius apollo vinningensis

  1. Hans Gilles sagt:

    Insektizide sind heute nicht mehr Stand der Dinge. Wir arbeiten heute mit Pheromonen und Raubmilben. Die arbeiten den ganzen Sommer über umsonst und zuverlässig. Insektizide wären da eher kontraproduktiv. Nach den braunen Pheromonkapseln im Weinberg könnt Ihr ja mal Ausschau halten.

  2. Gestern, 12.06.2020 fanden wir uns zu einer kleinen Moselexkursion zusammen. Wir besuchten das Dortebachtal, die Hänge zwischen Pommern und Kletten, den Apolloweg bei Valwig. Es ist sehr traurig. Ich hoffe, es waren nicht die letzten drei Exemplare, die ich im Dortebachtal zu Gesicht bekommen habe. Aber die Befürchtung werde ich nicht los. Es schien überdies pro Exemplar ca. 4-5 Fotografen zu geben, die ihm nachstellen.
    Am Apolloweg wurde auch dieses Jahr definitiv gespritzt! Ich kenne mich da mit dem Weinbau ein wenig aus. Aber ich halte es für ein Fungizid. Evtl. auch zusätzlich Kupfer. Es waren auch sonst erschreckend wenige Falter dort unterwegs.

    • Armin Dahl sagt:

      im Weinbau, auch im Ökoweinbau, wird seit vielen Jahrzehnten immer gespritzt. Und Schwefel und Kupfer die Haupt-Wirkstoffe, als Fungizide. Das hat den Apollo allerdings bis vor ein paar Jahren nicht ernsthaft gefährdet. Im Weinbau wird Kupfersulfat zur Bekämpfung von Peronospora (falscher Mehltau) und Rotem Brenner eingesetzt. Ohne würde man da wahrscheinlich nichts ernten.
      Infos hier: https://www.probiowein.de/Gut-zu-Wissen/Wein-und-Kupfer
      der zitierte Dr. Oliver Schmidt ist übrigens der Ex-Mann meiner Cousine, Professor für Kellertechnik.

  3. Also in 2019 habe ich auf 2 Exkursionen am Apolloweg kein einziges Exemplar gesehen. 2018 immerhin noch 2 Stück.
    Gesehen habe ich aber im Ort Valwig, direkt unterhalb des Apolloweges ein Schild, das auf die Besprühung von Pestiziden aus der Luft hinweist bzw. davor warnt.
    Meines Wissens wird in dieser Gegend kein Weinberg mehr mit Pestiziden behandelt. Ich gehe davon aus, dass hier klammheimlich längst wieder die chemische Keule Einzug gehalten hat. Und wenn man biologische Insektizide einsetzt, tötet das die Population der Apollos ebenfalls.

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