Konkurrenz zwischen Honigbienen und den übrigen auf Pollen und Nektar angewiesenen Wirbellosengruppen ist seit langem Thema im Naturschutz! Allerdings war die Datengrundlage dazu bisher eher schwach. Neue Studien aus den Niederlanden sorgen hier für Abhilfe, und es gibt konkrete Empfehlungen für die Nutzung von Heide-Gebieten durch Imkerei.
Wildbienen scheinen in den Niederlanden eine der am stärksten vom Insektensterben betroffenen Gruppen zu sein, 55% aller betrachteten Arten stehen auf der Roten Liste (Reemer 2018). Für Schmetterlinge deuten die Studien ebenfalls auf einen starken Rückgang hin: Seit 1992 registrierten die Niederländer einen Rückgang der Gesamtzahl um 48% (Van Swaay 2018).
Vor diesem Hintergrund hat die Immobilienverwaltung der Zentralregierung (Rijksvastgoedbedrijf, in Deutschland wäre das die
Bundesanstalt für Immobilienaufgaben – BIMA) eine Studie in Auftrag gegeben, die den Einfluss von Honigbienen-Ständen auf Wildbestäuber in verschiedenen Truppenübungsplätzen in den Niederlanden untersucht hat. Dazu wurden 50×50 Meter große Flächen in verschiedenen Abständen von den Honigbienenkästen nach Bestäubern abgesucht. Ergebnis: In der Umgebung aufgestellter Bienenstöcke ist die Zahl der übrigen Bestäuber-Insekten deutlich reduziert, und zwar statistisch abgesichert. Zudem nimmt der Konkurrenzdruck stark mit der Zahl der aufgestellten Bienenvölker zu, der Einfluss reicht über vier Kilometer Entfernung in den Umkreis der Bienenstände.
Nach Meinung der Autoren und auf der Grundlage des Vorsorgeprinzips sollte der Anteil der Fläche, auf der Wettbewerbsdruck durch Honigbienen akzeptiert wird, für Naturschutzgebiete maximal 25 Prozent betragen. Höchst interessant ist ein von den Autoren entwickelter „Konkurrenzdruck-Rechner„, mit dessen Hilfe in Abhängigkeit von Größe des Gebietes, der blühenden Heideflächen und Zahl der Bienenstöcke errechnet werden kann, wie stark die Beeinflussung der Wildbestäuber ist. Folgt man den Empfehlungen, dürften kleinere Heidegebiete, zum Beispiel auf der rechtsrheinischen Heideterrasse, automatisch aus der Imker-Nutzung herausfallen.
Die bereits erwähnte BIMA, die ihrerseits einen ökologischen Zertifizierungsprozess der von ihr bewirtschafteten Liegenschaften anstrebt, könnte sich am kleinen Nachbarland ein Beispiel nehmen. Aber auch viele Städte wie zum Beispiel Solingen, die ihre Naturschutzgebiete mit zahlreichen Bienenvölkern regelrecht umstellen, sollten die Studie aufmerksam lesen: Honigbienennutzung schadet der Artenvielfalt, vor allem in kleinen Gebieten!
John T. Smit, Theo Zeegers & Linde Slikboer: Richtlijn plaatsing honingbijkasten op heideterreinen van defensie wurde erstellt vom höchst seriösen Kenntniscentrum Leiden, das sich der Wirbellosen-Forschung verschreiben hat. Die komplette Studie findet sich hier zum Download
Literatur
Reemer, M. 2018. Basisrapport voor de Rode Lijst Bijen. – EIS Kenniscentrum Insecten, Leiden.
Van Swaay, C. 2018. Achteruitgang van vlinders en andere insecten-meetnet vlinders. Vlinders, 33(1), 11-11.
Lange überfällig! Die Natur ist kein Selbstbedienungsladen, der Nektar gehört nicht uns Menschen sondern den Bestäuberinsekten! Siehe artgerechte-bienenerhaltung.de
Hochinteressanter Beitrag von Armin Dahl!:
Ich frage mich seit Jahren, wie das mit der Blütennektar-Konkurrenz ist. Wie groß ist eigentlich die Gefahr, dass Alles leergesoffen ist?
Wenn immer ich mit meinen Studenten in Ungarn bin, dann haben wir täglich an die 40 Tagfalterarten; darunter sind die Kohlweißlinge und Pfauenaugen in geringer Individuenzahl. Hier haben wir oft nur 8 Tagfalterarten im näheren Bereich; darunter sind die Kohlweißlinge und Pfauenaugen in deutlich größerer Individuenzahl. Profizieren sie hier von der geringen Konkurrenz durch weitere Arten?