Die Brombeereule unterwegs nach Norden!

Dysgonia algira, D-NRW Mülheim/Ruhr, Erddeponie Kolkerhof, 1. Juli 2023 (Foto: Armin Dahl)

Der Klimawandel beschert uns exotisch anmutende Arten. Aktuell gibt es weitere Funde von Dysgonia algira, jetzt auch aus dem Ruhrgebiet / Niederrhein.

Bei einem Leuchtabend am 30. Juni / 1. Juli 2023 in Mühlheim/Ruhr haben wir zu unserer angenehmen Überraschung ein Exemplar der Brombeereule – Dysgonia algira (Linnaeus, 1767) angetroffen. Unser Fund stellt den zur Zeit nördlichsten (uns) bekannten Nachweis dieser Art in Deutschland dar. Fast zeitgleich wurde am 30. Juni 2023 ein weiterer, ziemlich abgeflogener Falter der Brombeereule in Neuss gefunden. Beide Fundorte liegen naturräumlich in der Mittleren Niederrheinebene.

Erst am  26. August 2020 gelang Karl-Heinz Böttinger der Erstfund dieser Art  in Nordrhein-Westfalen, im Rheintal bei Köln-Rath (vgl. Schmetterlinge Deutschlands) . Ein weiterer Nachweis von Thomas Wurzinger zwischen Bergisch-Gladbach und Leverkusen stammt vom 10. September 2021. Der erste 2023er-Fund von D. algira im Gebiet der Arbeitsgemeinschaft erfolgte am 19. Mai durch Wolfgang Brüggemann am Felsenberg bei Schloßböckelheim/Nahe. Seitdem wurden an mehreren Orten, vor allem entlang der Mosel, Falter der Brombeereule angetroffen.

Ein Blick auf die Funde in den Nachbarländern Belgien und Niederlande zeigt die Ausbreitungsrichtung nach Norden/Osten: Der nördlichste Nachweis in den Niederlanden stammt bislang aus dem Jahr 2018, Fundort ist IJmuiden nordwestlich von Amsterdam.

Die Flugzeit der Art erstreckt sich nach Angaben WARING et al. (2020) von Ende April bis Mitte Oktober. Die Brombeereule bildet jährlich zwei Generationen aus, und überwintert als Puppe. D. algira kommt nicht nur ans Licht, sie ruht nach eigenen Beobachtungen an der Mosel tagsüber in Weinbergsbrachen unter Blättern, und ist dort leicht aufzuscheuchen.

SPULER (1908) verdanken wir die Namensableitung der Brombeereule, „die von Algier, wo sie sehr häufig vorkommt.“ Algerische Wetterverhältnisse haben im Zuge des Klimawandels auch hierzulande Einzug gehalten. Weitere Meldungen der Brombeereule aus dem Nordwestdeutschen Tiefland werden mit einiger Sicherheit folgen.

Links und Literatur:
Aktuelle Funde von D. algira in Deutschland – https://observation.org/species/9816

Karte der Funde in den Niederlanden – https://waarneming.nl/species/9816

Nachweiskarte der Brombeereule bei  Schmetterlinge Deutschlands: https://www.schmetterlinge-d.de/Lepi/EvidenceMap.aspx?Id=4466226

SPULER, A. (1908-1910): Die Schmetterlinge Europas. Dritte Auflage von Prof. E. Hofmann’s Werk: Die Gross-Schmetterlinge Europas. Bd. 1 – 4. – Stuttgart (E. Schweizerbartsche Verlagsbuchhandlung)

WARING, P., M. Townsend & R. Lewington (2020): Nachtvlinders: de nieuwe veldgids voor Nederland en België. 7. Ausgabe, 447 S., Kosmos Uitgevers.  ISBN-10‏ : ‎902156940X

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Eine Antwort zu Die Brombeereule unterwegs nach Norden!

  1. Klaus Hanisch sagt:

    Karlheinz Böttinger, der die Brombeereule als Erstfund für NRW am 26.08.2020 aus Köln-Rath/Heumar melden konnte, hat am 04.08.2023 wiederum ein Exemplar in seiner Wohnung in Köln-Rath/Heumar vorfinden können, ebenfalls wieder im Bad bei nachts eingeschaltetem (normal gebräuchlichem) Licht und offenem Fenster.

    Gruß
    Klaus

    PS: Foto vorhanden

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