Wiederfunde von Antispilina ludwigi Hering, 1941 im Hohen Westerwald

© Foto: Hermann-Josef Falkenhahn

Am Schlangenknöterich leben nicht nur spektakuläre Tagfalter wie Blauschillernder Feuerfalter (Lycaena helle) und Randring-Perlmuttfalter (Boloria eunomia). Auch die Suche nach winzigen Blattminiereren kann sich lohnen.

Der Knöterich-Erzglanzfalter – Antispilina ludwigi Hering, 1941 hat seinen Typenfundort im Hohen Westerwald, in der Umgebung von Driedorf-Waldaubach, im Lahn-Dill-Kreis (Hessen). Bei Albert Grabe (1944) lesen wir, dass der Entdecker, der Siegener Arzt Dr. Albert Ludwig, die Art – außer bei Waldaubach im Jahr 1940 – auch noch 1942 bei dem Siegerländer Ort Wilnsdorf-Wilden gefunden hat. Dies war lange Zeit der einzige Nachweis des zu den Heliozelidae (Erzglanzfaltern) zählenden Falterchens in Nordrhein-Westfalen.

Bereits 2021 wurde auf der Melanargia-Webseite ein Link zu einer neueren Publikation gesetzt, die eine Kleinschmetterlingsart betrifft, deren Typuslokalität im Arbeitsgebiet der Arbeitsgemeinschaft Rheinisch-Westfälischer Lepidopterologen e. V. liegt: Nieukerken et al. (2021) konnten A. ludwigi an zahlreichen Fundstellen in Frankreich (Zentralmassiv und Jura), Belgien (Ardennen) und der Schweiz (Jura und Alpen) nachweisen.
In der Datenbank der Arbeitsgemeinschaft findet sich zudem ein ein Nachweis von fünf Minen aus dem Wüstebachtal bei Monschau, gefunden anlässlich eines Lichtfangs am 18. Juli 2021 von Arnold Schreurs und Rudi Seliger (conf. E.v. Nieukerken).

Rudolf „Ruedi“ Bryner wies am 19. Juli 2023 noch einmal im Lepiforum darauf hin, dass momentan der beste Zeitpunkt für die Minensuche an Blättern vom Schlangen-Knöterich Polygonum bistorta L. sei. Da ich einerseits die Bewirtschaftung von hessischen Lycaena helle-Maßnahmenflächen überprüfen musste, und zudem im Südsiegerland die Biologische Station einen öffentlichen Lichtfang anbot, entschloss ich mich am 22. Juli 2023, dort quasi „nebenbei“ nach A. ludwigi-Minen zu schauen.

Bereits bei der ersten Stichprobenfläche hatte ich Erfolg:

In einem dauerhaft brachliegenden Randstreifen einer gemähten Knöterich-Feuchtwiese, im Umfeld eines von Weichholzbüschen gesäumten Wiesengrabens, fand ich zahlreiche A. ludwigi-Minen. Der Fundort (8,13502°E 50,66649°N; 558 m) ist nahezu identisch mit dem Typenfundort „Feuerhecke“ (= Fauernheck) bei Waldaubach. Wenig später überprüfte ich im Südsiegerland (NRW) eine nur schwach beweidete, feuchtnasse Weidepartie in der historischen Gemeindeviehweide von Burbach-Lippe (NSG Buchhellerquellgebiet; 8,05271 E 50,69844 N; 590 m). Auch hier fand ich A. ludwigi-Minen, jedoch nur einige wenige.

Von allen Knöterichblättern, von denen ich vermutete, dass sie A. ludwigi-Minen aufwiesen, wurden Fotos gemacht und Ruedi Bryner zur Begutachtung vorgelegt. Vom hessischen Fundort hat dann R. Bryner mehrere, vom südwestfälischen Fundort nur eine Mine sicher als A. ludwigi zugehörig determiniert: Ich danke ihm an dieser Stelle sehr für sein zuvorkommendes Interesse und seine prompte Reaktion.

In der EMail-Korrespondenz weist Ruedi Bryner zudem darauf hin, dass die Entwicklung der Raupen 2023 aufgrund des ungewöhnlich warmen Jahresklimas phänologisch bereits weit fortgeschritten ist: Viele Raupen läuten bereits die Hibernation ein, vermutlich in Abhängigkeit vom abnehmenden Turgordruck in der Nährpflanze. Es könnte also durchaus sein, dass es für die Suche nach besetzten Minen (z.B. in der Eifel) in diesem Jahr bereits etwas zu spät ist. Verlassene oder abgestorbene Minen, die den Artweis sicher erlauben, sollten sich aber unverändert finden lassen.

Da ich die Verhältnisse im Hohen Westerwald sehr gut kenne, bin ich mir sicher, dass auf dessen eigentlicher Basalthochebene noch zahlreiche A. ludwigi-Vorkommen ihrer Entdeckung harren, darunter der noch offenstehende Erstfund für Rheinland-Pfalz. Eine gezielte Suche sollte sich m.E. auf deutlich unternutztes, bzw. brachliegendes Knöterich-Grünland konzentrieren, das nicht ganztägig besonnt, sondern gerne etwas schattig liegen darf.

Literatur und Links

Grabe, A. (1944). Uffeln: “Die sogenannten Kleinschmetterlinge (Microlepidopteren) Westfalens.” 2. Nachtrag. 29: 216–219. Zeitschrift der Wiener Entomologischen Gesellschaft, 29, 216–219. https://www.zobodat.at/pdf/ZOEV_29_0216-0219.pdf

Hering, E. M. (1941). Minenstudien 16. Deutsche Entomologische Zeitschrift, 1941 (1–2): 10–23. https://doi.org/10.1002/mmnd.48019410103

Ludwig, A. (1952). Die Blattminen des Siegerlandes und der angrenzenden Gebiete. Abhandlungen aus dem Landesmuseum für Naturkunde zu Münster Westfalen, 15(2): 1–48. http://www.lwl.org/wmfn-download/Abhandlungen/Abh_15(2)1952.pdf

Nieukerken, E. J. van, Wullaert, S., Lee, B.-W. & Bryner, R. (2021). Antispilina ludwigi Hering, 1941 (Lepidoptera, Heliozelidae), a rare but overlooked European leaf miner of Bistorta officinalis (Polygonaceae): New records, redescription, biology and conservation. Nota Lepidopterologica, 44: 99–121. https://doi.org/10.3897/nl.44.63848

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