Kühl-feuchte Bachtäler liegen oft unter dem Radar der Entomologen. Dabei könnte sich die Nachsuche lohnen: Vor allem Feuchtgebiets-Arten werden oft übersehen oder breiten sich unbemerkt aus. Manche mögen´s lieber kalt!
Am Ostrand von Düsseldorf liegt der Abshof, fast genau im Zentrum des FFH Gebietes Rotthäuser Bachtal. Der private Naturschutzhof fördert auf vielfältige Weise die Biodiversität. Gedankt wird dies durch eine sehr hohe Zahl an seltenen Arten. Das Besondere an dem Tal sind der Rotthäuser Bach, der ihm den Namen gab, seine Quellen und Feuchtbiotope, Fischteiche und ausgedehnte Schilfflächen. Hinzu kommen wertvolle Erlen-, Eschen- und Weichholzauenwälder sowie Hainsimsen- Buchenwälder. Die Talsohle liegt bei knapp 100m NN, das nächste größere Feuchtgebiet liegt im Eller Forst, in etwa sieben Kilometer Entfernung, die Entfernung zur Rheinuferpromenade der Landeshauptstadt beträgt etwa zehn Kilometer Luftlinie.
Die Schmetterlingsfauna des Abshofs wird seit einigen Jahren +/- systematisch untersucht, was schon eine Reihe regional seltener Feuchtgebiets-Arten wie Arenostola phragmitidis, Sedina buettneri und Macrochilo cribrumalis zu Tage gefördert hat. Die Station ist z.B. auch regelmäßiger Fundort von Arctia caja, der Braune Bär fehlt ansonsten in der Region weitgehend. Die allermeisten entomologischen Daten zum Abshof sind bei observation.org erfasst.
Am 8. Juni 2023 konnte der Artenliste eine weitere Art hinzugefügt werden: Das zu den Rüsselzünslern (Crambidae) zählende Moorteufelchen Nascia cilialis (Hübner, 1796) wurde bei einem Lichtfang beobachtet. Die nächsten bekannten Vorkommen von N. cilialis lagen bislang im Schwalm-Nette-Gebiet und am Unteren Niederrhein, mehr als 60 bzw. 90 Kilometer entfernt.
Der Fund stellt den ersten Nachweis für den Naturraum Bergisches Land dar. Der nähere Fundort ist eine feuchte Schafweide, die mit Obstbäumen bestanden ist. Unmittelbar angrenzend befindet sich die Talsohle und der Rotthäuser Bach, der Bereich stellt sich als feuchte Hochstaudenflur mit Dominanz von Schilf und Großseggen dar. Die Umgebung des Hofes ist bei den lokal tätigen Entomologen als „Kaltluftloch“ gefürchtet, trotz der Nähe zur Großstadt herrschen hier häufig raue Bedingungen, wie in vielen Bachtälern im Bergischen Land und Sauerland. Vielleicht ist auch dort der Moorteufel los!