Der Kaisermantel ist Schmetterling des Jahres 2022

Kaisermantel, Argynnis paphia, Schmetterling des Jahres 2022. D-NRW Blankenheim, Lampertstal, Eifel 3. Juli 2020 (© Tim Laußmann)

Die BUND NRW Naturschutzstiftung und die Arbeitsgemeinschaft Rheinisch-Westfälischer Lepidopterologen e.V.  haben den Kaisermantel (Argynnis paphia) zum Schmetterling des Jahres 2022 gekürt. Der größte mitteleuropäische Perlmuttfalter ist zwar noch ungefährdet, doch seine Lebensräume werden immer kleiner.

Der Kaisermantel führt uns vor Augen, wie wichtig gesunde und naturnahe Wälder sind. Vielerorts beobachten wir einen Rückgang der Falterpopulationen. Triste Fichtenmonokulturen sind nicht nur für den Schmetterling des Jahres ungeeignete Lebensräume. Hier stehen die Bäume häufig so eng, dass nur wenig Licht auf den Waldboden fällt und kaum Pflanzen wachsen. Der Kaisermantel ist jedoch auf Bodenbewuchs angewiesen. Für den auffälligen Falter ist naturnaher lichter Mischwald der ideale Lebensraum. Zudem ist Mischwald wesentlich artenreicher und auch beständiger gegen Klimaphänomene. Auf den Flächen mit abgestorbenen Fichten sollte daher künftig besser Mischwald wachsen.

Im Sommer bewohnt der Kaisermantel Waldränder und Lichtungen, wo er häufig an Disteln, Flockenblumen oder Skabiosen saugt. Anders als die etwas blasser gefärbten Weibchen zeigen die satt orangefarbenen Männchen breite Striche auf den Vorderflügeln, die „Duftschuppen“. Damit locken sie die Weibchen an. Diese legen nach der Paarung ihre Eier in geringer Höhe an Baumrinde ab, aber nur an Bäumen, die in der Nähe von Veilchen wachsen.

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Systematik: Der Kaisermantel (Argynnis paphia) ist ein Tagfalter aus der Familie der Edelfalter (Nymphalidae) und gehört dort zu den Perlmuttfaltern. Der Name Perlmuttfalter bezeichnet ein gemeinsames Merkmal dieser Falter: die perlmuttartig schimmernden Flecken auf der Unterseite der Flügel. Gemeinsam ist den Perlmuttfaltern auch eine orangefarbene Oberseite mit einem Muster aus dunklen Flecken. Zur sicheren Artbestimmung ist bei Perlmuttfaltern außer der Oberseite meist auch ein Blick auf die Unterseite hilfreich.

Verbreitung: Der Kaisermantel ist eine euro-sibirische Art. Ihr Verbreitungsgebiet reicht von Europa über die gemäßigten Klimagebiete Asiens bis nach Japan. In Deutschland ist die Art in allen Bundesländern vertreten, auch in allen Nachbarstaaten kommt sie vor.

Lebensraum: Der Kaisermantel liebt offene, lichte Mischwälder mit reichhaltiger, aber nicht zu dichter Bodenvegetation, wo Veilchen als Futter für die Raupen wachsen und im Sommer eine reiche Blütenvielfalt Nektar für die Falter bietet.

Nahrung der Raupen: Die Raupen des Kaisermantels sind hoch spezialisiert und fressen nur an Veilchenarten.

Beschreibung Imagines: Der Kaisermantel macht mit gut sechs Zentimetern Spannweite und als größter mitteleuropäischer Perlmuttfalter seinem Namen alle Ehre. Mit der leuchtend orangefarbenen Flügeloberseite und dem schmalen, silbrig schimmernden Band auf der grünlichen Unterseite, der zu seinem weniger gebräuchlichen Namen „Silberstrich“ geführt hat, gehört er zu den schönsten und auffälligsten Tagfaltern im Hochsommer.

Männchen und Weibchen sehen für Laien erst einmal gleich aus, lassen sich jedoch bei genauem Hinsehen unterscheiden: die Männchen sind oft strahlend orange gefärbt und besitzen breite Striche auf den Vorderflügeln, so genannte Duftschuppen. Die Weibchen sind meist gedeckter gefärbt und haben ausgeprägte dunkle Flecken auf den Vorderflügel-Oberseiten. Weibchen können auch grau-braun gefärbt vorkommen.

Nahrung der Imagines: Wir treffen den Falter im Sommer an Waldrändern, auf Waldwegen sowie auf Lichtungen an, wo er an Disteln, Flockenblumen und Skabiosen saugt, daneben an Wasserdost und anderen Hochstauden mit vorzugsweise blauvioletten bis weißlichen Blüten. Doch auch Blüten von Brombeeren sind beliebt, und das sind längst nicht alle Pflanzen, die als Energiequelle dienen können. Zum Nektarsaugen kann der Kaisermantel bis in Parks und Gärten im Siedlungsbereich vordringen.

Generationen: Der Kaisermantel bildet eine Generation im Jahr mit Hauptflugzeit im Juli und August aus. Die Flugzeit beginnt in der Regel im Juni und klingt im September aus.

Lebenszyklus: Mit dem speziellen Duft ihrer Duftschuppen betören die Männchen die Weibchen im Flug. Nach der Befruchtung suchen die Weibchen im Wald Baumstämme auf, an deren Rinde sie in geringer Höhe ihre Eier ablegen. Wichtig ist, dass in der Nähe des Baums Veilchen wachsen, möglichst in beschatteten Bereichen. Daher untersucht das Weibchen den Lebensraum sehr intensiv, bevor es zur Eiablage kommt. Nur in geeigneten Habitaten hat der Nachwuchs eine Chance.

Im Spätsommer schlüpfen die Raupen, fressen aber zunächst nur ihre Eihülle. Dann verbergen sie sich in Ritzen der Baumrinde, um zu überwintern. Erst im Frühjahr krabbeln die Raupen herunter auf den Waldboden und ernähren sich von den Blättern verschiedener Veilchenarten.

Gefährdung/Rote Liste: Nach der Roten Liste von 2010 gilt der Kaisermantel in Deutschland als ungefährdet, mit zwar dem kurzfristigen Bestandstrend einer Zunahme, jedoch langfristig einem Rückgang. Dazu passt, dass der Kaisermantel etwa in Nordrhein-Westfalen auf der Roten Liste von 2020 nicht mehr auf der Vorwarnliste geführt wird, da er in einigen Landesteilen in den letzten Jahren häufiger beobachtet werden konnte, auch wenn er in anderen Landesteilen unverändert gefährdet ist.

Die Einstufung als ungefährdet ist also kein Grund zur Sorglosigkeit – auch Waldarten wie der Kaisermantel stehen in Deutschland unter Druck, weil geeignete Lebensräume knapp geworden sind.

Weiterführende Links

Aktuelle Nachweise des Kaisermantels europaweit auf observation.org

Verbreitung des Kaisermantels in Deutschland auf schmetterlinge-d.de

Weiterführende Informationen, Bestimmung von Tag- und Nachtfaltern: Lepiforum.org

BUND NRW Naturschutzstiftung

 

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5 Antworten zu Der Kaisermantel ist Schmetterling des Jahres 2022

  1. Dierkschnieder sagt:

    So ein Blödsinn!!!! ) 95% der Eier werden in den Baumkronen abgelegt, und da sind keine ausreichenden Veilchen in der Nähe!!!

    • Philipp Eckardt sagt:

      Woher hast’n das? Die Eier werden an Baumstämmen welche in der Nähe von Veilchen liegen abgelegt.

      • Ulrich Dierkschnieder sagt:

        Durch eigene Beobachtung einer Eiablage am 3.9.2018 an Acer platanoides (Stammhöhe ca. 8 m + ca. 10 m Kronenhöhe) konnte ich feststellen, dass 5 Eier am Stamm (mit jeweils ca. 1,0-1,5m Höhenunterschied und über 50 Eier in der Baumkrone platziert wurden. Das Weibchen „hüpfte“ hin und her. Ein „Hingekrabbel“
        der Jungraupen zu den Veilchen, die an diesem Ort sehr einzeln und verteilt standen, schließe ich aus.

        • Armin Dahl sagt:

          Also ich habe mal ein Video aus unserem kleinen Steinbruch hier in Haan gemacht, auf dem ist zu sehen wie ein Kaisermantel versucht ein Ei an meiner Jeans abzulegen, nachdem er vorher an einer Birke in Kniehöhe abgelegt hatte. Ich konnte mein Glück nicht fassen. Veilchen stehen da überall in den Gebüschen

  2. Ulrike Schäfer sagt:

    Danke (‘mal wieder!) für diesen interessanten und ausführlichen Beitrag.

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