Massenhaft Pestizide in Naturschutzgebieten nachgewiesen

Malaisefallen im NSG Wisseler Dünen am Niederrhein: In den Proben fanden sich Rückstände 20 verschiedener Pestizide. 12. Mai 2020 (Foto: Dahl)

Warum nehmen die Insekten nicht nur in der landwirtschaftlich genutzten Fläche, sondern auch in Naturschutzgebieten rasant ab?  Ein Forscherteam, in dem unter anderem der Entomologische Verein Krefeld mitgearbeitet hat, präsentiert jetzt eine Studie, in der neben den Insekten selbst auch die Belastung durch Schädlingsbekämpfungsmittel, Unkrautvernichter und Pilzgifte untersucht wurde. Erschreckendes Fazit: Die Insekten tragen die Giftstoffe aus der Landwirtschaftsfläche in die Naturschutzgebiete.

In Deutschland wurde der Rückgang der Insektenbiomasse in Naturschutzgebieten innerhalb von Agrarlandschaften beobachtet. Eine der diskutierten Hauptursachen ist der Einsatz synthetischer Pestizide in der konventionellen Landwirtschaft. In einer deutschlandweiten Feldstudie haben die Autoren Fluginsekten mit Malaisefallen in an landwirtschaftlich genutzten Flächen angrenzenden Naturschutzgebieten gesammelt.

Eine chemische Mehrkomponenten-Spurenelementanalyse wurde verwendet, um 92 gängige landwirtschaftliche Pestizide in Ethanol aus Insektenfallen, die im Mai und August 2020 beprobt wurden, nachzuweisen. In ALLEN Proben aus NSGs wurden Rückstände zahlreicher Pestizide nachgewiesen. Insektengifte fanden sich auch dort, wo angeblich nicht gespritzt wird, z.B. an der Brauselay bei Cochem – dem Fluggebiet des Apollofalters.

Insgesamt wurden Rückstände von 47 derzeit verwendeten Pestiziden nachgewiesen, und Insektenproben waren im Durchschnitt mit 16,7 verschiedenen Pestiziden kontaminiert. An allen Standorten wurden Rückstände der Herbizide Metolachlor-S, Prosulfocarb und Terbuthylazin sowie der Fungizide Azoxystrobin und Fluopyram erfasst.

In 16 von 21 Naturschutzgebieten wurde das Neonikotinoid Thiacloprid nachgewiesen, wahrscheinlich aufgrund der Endverwendung vor einem EU-weiten Verbot. Eine Veränderung der Zusammensetzung der Rückstandsmischungen war aufgrund des höheren Herbizideinsatzes im Frühjahr und der zunehmenden Fungizidapplikationen im Sommer erkennbar.

Nach Angaben der Autoren ist eine drastische Reduzierung von Pestiziden in  Verbindung mit großen Pufferzonen um die Naturschutzgebiete notwendig, um eine Kontamination ihrer Insektenfauna zu vermeiden.

Studie: Direkte Pestizidbelastung von Insekten in Naturschutzgebieten in Deutschland. Verfügbar unter:https://bit.ly/3shEGuM

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