Großer Schillerfalter (Apatura iris) in der 2. Generation

Am 11.10.2023 gelang in Kerpen-Buir (NRW, Rhein-Erft-Kreis) ein sensationeller Fund! Der Hobbyfotograf Dirk Olefs konnte in seinem Garten ein Weibchen des Großen Schillerfalters der 2. Generation beobachten und vortreffliche Fotos davon anfertigen. Die Zufalls-Entomologen liefern immer wieder sehr spannende Beobachtungen!

Großer Schillerfalter ♀,  Kerpen-Buir, 11. Oktober 2023 © Dirk Olefs

Bei dem Fund vom 11.10.2023 handelt es sich nach meinem Kenntnisstand um den ersten sicheren Nachweis des Schlupfes eines Weibchens der 2. Generation in unserem Arbeitsgebiet.

Hierzu teilte mir Dirk Olefs mit, dass er ein bisschen „Schnappatmung“ bekam, als er im heimischen Garten diesen Falter zufällig während der Gartenarbeiten entdeckte, allen anderen im Garten befindlichen Personen das „Einfrieren“ auferlegte, damit dieses schöne Exemplar nicht entfleucht, während er eine Kamera holte und dann dieses imposante Tier fotografierte.

Am Ende war es für ihn als Hobbyfotograf ein herausragendes Ereignis – einerseits, weil er einen solchen Schmetterling noch nie zuvor gesehen hatte, andererseits aber auch, weil die iris-Dame sehr geduldig und entspannt seine Verrenkungen mit Kamera um sich herum ertragen hat; am Ende hatte er sogar noch Zeit, eine zweite Kamera mit Makro-Linse heranzuholen 🙂

Im Nachgang hat Dirk Olefs dann durch Recherche im Internet herausgefunden, dass es wohl ein Großer Schillerfalter sein müsse, und wahrscheinlich ein Weibchen in seinem Garten zu Besuch war. Diese Beobachtung hat ihn dann auch dazu gebracht, sich bei der Online-Plattform inaturalist.org zu registrieren und das Bild im Netz zu teilen. Weiterlesen

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Wanderfalter im Herbst 2023, und was der Hunga Tonga-Hunga damit zu tun hat

Zum Jahresende sind mal wieder besonders viele Zuwanderer  oder Arealerweiterer aus Südeuropa in Westdeutschland unterwegs. Eine gute Gelegenheit, sich ein paar faunistische Raritäten anzuschauen.

Hohe Temperaturen in der Atmosphäre, Sandstürme in der Sahara die ihre Staubwolken bis nach Nordeuropa schicken, tropische Nächte im Oktober in Nordrhein-Westfalens Großstädten. Der Oktober 2023 ist viel zu warm, darin sind sich die Experten einig.

Ob das am vom Menschen gemachten „Klimawandel“ liegt, das werden erst die Messergebnisse der kommenden Jahre zeigen. Eine plausible  Erklärung für die aktuellen Wetterkapriolen bieten jedoch die Daten zu einem geologischen Ereignis im Pazifikstaat Tonga, dazu weiter unten mehr. Aber hier geht es ja in erster Linie um Schmetterlinge: Die ersten Frostspanner sind schon wieder unterwegs, jedoch kommen immer noch reichlich Wanderfalter aus Südeuropa zu uns.

Abbildung 1: Ein „Rauhputz-Bild“ als Beleg. Rhodometra sacraria ♂ an der Hauswand, angelockt vom Licht. D-NRW Haan, 10. Oktober 2023 (Foto: Dahl)

Und nachdem weiterhin zahlreiche KollegInnen und auch Laien ihre Beobachtungsdaten bei observation.org oder anderen Plattformen eingeben, können alle jetzt sozusagen „in Echtzeit“ verfolgen, wie sich die Nachweiskarten von Arten füllen, die vor wenigen Jahren nur ausnahmsweise in der Region zu sehen waren.

Ich will hier nur mal eine leicht erkennbare Art herausgreifen, den Rotgestreiften Wanderspanner – Rhodometra sacraria. Und um das in einen größeren Zusammenhang zu stellen, habe ich die Kartendarstellung aus observation.org gewählt: Ohne die Daten der Niederländer und Belgier können wir meines Erachtens die Funde in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz nicht seriös einordnen. Und mittlerweile lassen sich auch gemeinsame Nachweiskarten mit ein paar Mausklicks erstellen Weiterlesen

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Hochsommer-Exkursion zu Kaisermantel, Schachbrett und Mohrenfalter

Weißbindiger Mohrenfalter – Erebia ligea, Nettersheim, 23. Juli 2023 (Foto: Stefan Häcker)

Wenn erwachsene Männer in Gruppen auf dem Bauch herumkriechen und freudig erregte Soziallaute von sich geben – dann ist mal wieder Eifel-Exkursion. Mehr als 35 Tagfalterarten in wenigen Stunden, die Hochsommer-Exkursion ins Lampertstal und nach Nettersheim bot einiges an Überraschungen.
Falter in Menge und Top-Lebensräume direkt am Wanderweg, barrierefreies Terrain für die ältere Generation, keine größeren Steigungen oder Gekletter, zudem ausreichend Parkflächen: Das Lampertstal bei Blankenheim hat es uns angetan, dort gibt es eigentlich immer gute Falterfunde, und in den vergangenen Jahren haben wir deshalb dem Tal alljährlich mindestens einen längeren Besuch abgestattet.

Ende Juli ist eine gute Schmetterlings-Zeit für die Eifel, das Wetter nicht zu heiß, und so waren auch am 23. Juli 2023 wieder insgesamt zehn Interessierte pünktlich vor Ort, angeführt von Tim Laußmann und organisiert über den Naturwissenschaftlichen Verein Wuppertal.

Schon im Umfeld des Parkplatzes waren Dutzende Schachbrettfalter, Braune Feuerfalter und Kaisermäntel reichlich zu beobachten. Der Brombeer-Perlmuttfalter – Brenthis daphne ist in der Eifel mittlerweile fest etabliert, der Große Perlmuttfalter – Speyeria aglaja eher selten, Erebia ligea, der Weißbindige Mohrenfalter, schon ein echtes Highlight. Die Wiesen in den Trockentälern der Eifel waren schon lange abgeräumt, und so verteilte sich die Exkursion rasch entlang der Weg- und Grabenränder, Hecken und Altgrasstreifen, wo sich auch die Falter konzentrierten. Nach drei Stunden war die Artenliste schon lang, dreistellige Anzahlen von Kaisermantel und Schachbrett waren notiert.

Die Exkursion zog um zum Steinbruch Höneberg, wo es Erklärungen zur geologischen Entwicklung der Region und den komplexen Landschaftsformen der Eifel mit ihren Kalkkuppen und Tonmulden gab. Der Wuppertaler Verein hat eine lange Tradition gemeinsamer Exkursionen zusammen mit Botanikern, Geologen und Entomologen, und so hatten am Ende auch diejenigen, die schon alles gesehen hatten, wieder etwas dazugelernt.

Voller Einsatz für den Schlüsselblumen-Würfelfalter. Bild: Stefan Häcker

Der eindeutige Star am Höneberg war allerdings keine geologische Schichtenfolge, sondern wieder ein Tagfalter: Hamearis lucina, der Schlüsselblumen-Würfelfalter, hatte sich wohl in der Jahreszeit vertan. Die Art fliegt normalerweise von April bis Juni, zur Blütezeit der Schlusselblumen. Allerdings gibt es in der Literatur auch Angaben über Lysimachia-Arten als Nahrungspflanze der Raupen (Lysimachia nemorum, L. nummularia) und zumindest partielle 2. Generationen der Falter (vgl. EBERT Bd. 2: 149 ff.). Auf jeden Fall eine außergewöhnliche Beobachtung, das Geläster über die „Dickleibspinner“, die da beim Fototermin herumkrochen, konnten wir da leicht verschmerzen.

Hamaearis lucina, Steinbruch Höneberg, 23. Juli 2023 (Foto: Tim Laußmann)


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Wiederfunde von Antispilina ludwigi Hering, 1941 im Hohen Westerwald

© Foto: Hermann-Josef Falkenhahn

Am Schlangenknöterich leben nicht nur spektakuläre Tagfalter wie Blauschillernder Feuerfalter (Lycaena helle) und Randring-Perlmuttfalter (Boloria eunomia). Auch die Suche nach winzigen Blattminiereren kann sich lohnen.

Der Knöterich-Erzglanzfalter – Antispilina ludwigi Hering, 1941 hat seinen Typenfundort im Hohen Westerwald, in der Umgebung von Driedorf-Waldaubach, im Lahn-Dill-Kreis (Hessen). Bei Albert Grabe (1944) lesen wir, dass der Entdecker, der Siegener Arzt Dr. Albert Ludwig, die Art – außer bei Waldaubach im Jahr 1940 – auch noch 1942 bei dem Siegerländer Ort Wilnsdorf-Wilden gefunden hat. Dies war lange Zeit der einzige Nachweis des zu den Heliozelidae (Erzglanzfaltern) zählenden Falterchens in Nordrhein-Westfalen.

Bereits 2021 wurde auf der Melanargia-Webseite ein Link zu einer neueren Publikation gesetzt, die eine Kleinschmetterlingsart betrifft, deren Typuslokalität im Arbeitsgebiet der Arbeitsgemeinschaft Rheinisch-Westfälischer Lepidopterologen e. V. liegt: Nieukerken et al. (2021) konnten A. ludwigi an zahlreichen Fundstellen in Frankreich (Zentralmassiv und Jura), Belgien (Ardennen) und der Schweiz (Jura und Alpen) nachweisen.
In der Datenbank der Arbeitsgemeinschaft findet sich zudem ein ein Nachweis von fünf Minen aus dem Wüstebachtal bei Monschau, gefunden anlässlich eines Lichtfangs am 18. Juli 2021 von Arnold Schreurs und Rudi Seliger (conf. E.v. Nieukerken).

Rudolf „Ruedi“ Bryner wies am 19. Juli 2023 noch einmal im Lepiforum darauf hin, dass momentan der beste Zeitpunkt für die Minensuche an Blättern vom Schlangen-Knöterich Polygonum bistorta L. sei. Da ich einerseits die Bewirtschaftung von hessischen Lycaena helle-Maßnahmenflächen überprüfen musste, und zudem im Südsiegerland die Biologische Station einen öffentlichen Lichtfang anbot, entschloss ich mich am 22. Juli 2023, dort quasi „nebenbei“ nach A. ludwigi-Minen zu schauen.

Bereits bei der ersten Stichprobenfläche hatte ich Erfolg:
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Die Brombeereule unterwegs nach Norden!

Dysgonia algira, D-NRW Mülheim/Ruhr, Erddeponie Kolkerhof, 1. Juli 2023 (Foto: Armin Dahl)

Der Klimawandel beschert uns exotisch anmutende Arten. Aktuell gibt es weitere Funde von Dysgonia algira, jetzt auch aus dem Ruhrgebiet / Niederrhein.

Bei einem Leuchtabend am 30. Juni / 1. Juli 2023 in Mühlheim/Ruhr haben wir zu unserer angenehmen Überraschung ein Exemplar der Brombeereule – Dysgonia algira (Linnaeus, 1767) angetroffen. Unser Fund stellt den zur Zeit nördlichsten (uns) bekannten Nachweis dieser Art in Deutschland dar. Fast zeitgleich wurde am 30. Juni 2023 ein weiterer, ziemlich abgeflogener Falter der Brombeereule in Neuss gefunden. Beide Fundorte liegen naturräumlich in der Mittleren Niederrheinebene.

Erst am  26. August 2020 gelang Karl-Heinz Böttinger der Erstfund dieser Art  in Nordrhein-Westfalen, im Rheintal bei Köln-Rath (vgl. Schmetterlinge Deutschlands) . Ein weiterer Nachweis von Thomas Wurzinger zwischen Bergisch-Gladbach und Leverkusen stammt vom 10. September 2021. Der erste 2023er-Fund von D. algira im Gebiet der Arbeitsgemeinschaft erfolgte am 19. Mai durch Wolfgang Brüggemann am Felsenberg bei Schloßböckelheim/Nahe. Seitdem wurden an mehreren Orten, vor allem entlang der Mosel, Falter der Brombeereule angetroffen.
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Traumpfade durch vergiftete Landschaften


Der Mosel-Apollofalter, der wohl berühmteste Schmetterling im Arbeitsgebiet, geht seit etwa zehn Jahren dramatisch zurück. Parallel dazu sind im Weinbau seit dieser Zeit neue Spritzmittel im Einsatz, die nicht nur für Pilze giftig sind. Man kann an Zufall glauben – wir tun es nicht. Die Aufsichts- und Umweltbehörden, die Weinbaulobby und einige Umweltverbände wissen sehr wohl, was vorgeht, drücken aber die Augen fest zu oder sind auf Tauchstation.

Der Apollofalter an der Mosel stirbt aus, und am Ende will es keiner gewesen sein. Dabei liegen die Fakten auf dem Tisch, das Ganze ist kein großes Geheimnis: Die in der unmittelbaren Umgebung der Apollofalter-Lebensräume per Hubschrauber versprühten, angeblich für Falter unschädlichen Fungizide sind weitaus giftiger als bisher offiziell bekannt, reichern sich zudem in der Umwelt an, und wirken auch auf Insekten. Die Bundes- und Landesbehörden wissen seit geraumer Zeit davon, schieben sich aber gegenseitig die Zuständigkeit zu, wie schon einmal in den 80er Jahren.

Mit einem solchen Vorwurf mag man sich einen Haufen Ärger einhandeln, immerhin sind da Landwirtschaftsverbände, Chemiekonzerne mit mächtigen Rechtsabteilungen, und nicht zuletzt eine Menge Winzer mit ihren Familien auf der Bühne. Deshalb an dieser Stelle: Alles, was wir hier zeigen, sind für jeden öffentlich zugängliche Fakten, keine Meinungen oder Behauptungen!

Seit Monaten recherchieren wir dazu und sammeln Material, haben dazu Stellungnahmen von Behörden, Protokolle von Gesprächen und aufschlussreiche E-Mails zu dem Thema in unseren Schubladen. Der Versuch einiger Mitglieder der AG, mit Anfragen und Telefonaten etwas zu erreichen, hat bisher nichts gebracht. Unter der Hand bekommen wir zwar Unterstützung, aber passieren tut NICHTS. Das Thema nervt gehörig, muss jetzt aber einfach mal raus ans Licht!

Wir haben dafür eine extra Seite auf unserer Homepage eingerichtet, auf der wir in einem ersten Schritt einige Dokumente ablegen, damit sich jede(r) selbst in Bild machen kann.

>> zur Dossier-Seite / Apolloschutz

„Schmetterlinge schützen! Das ist unsere Aufgabe“ steht vorne auf dem Werbeflyer unserer Arbeitsgemeinschaft. Auch wenn es manchmal weh tut! Der Apollofalter, Wahrzeichen und Sympathieträger der Untermosel, ist mittlerweile extrem selten, und die eifrig beworbenen „Traumpfade“ durch seine Lebensräume sind nur noch leere Kulissen.

Das Geknatter der Hubschrauber an der Untermosel ist die Begleitmusik des Artensterbens! Das hat absolut gar nichts mit Respekt vor der Natur oder Artenschutz zu tun. Hier geht es nur um Profit. Eine besonders geschützte Schmetterlingsart wird für das Luxus-Produkt Wein geopfert.

Seit zehn Jahren werden wieder persistente, halogenierte Fungizide versprüht, die die Umwelt dauerhaft belasten. Unserer Ansicht nach ist der großflächige Einsatz dieser Wirkstoffe im Umfeld der Apollofalter-Populationen zumindest mitverantwortlich für den starken Rückgang, ob es den Verantwortlichen passt oder nicht. Und das „Schwarze Peter“- Spiel der Behörden muss ein Ende haben. Sonst werden wir den Apollofalter an der Mosel verlieren!

Oder soll das der viel beschworene Insektenschutz in Deutschland sein? Wenn wir nicht einmal in der Lage sind, eine besonders geschützte Schmetterlingsart zu erhalten, dann drängt sich der Verdacht auf: Insektenschutz im Jahr 2023: alles nur hohles Gerede, absolut gar nichts dahinter!

 

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Das Moorteufelchen Nascia cilialis neu für das Bergische Land

Kühl-feuchte Bachtäler liegen oft unter dem Radar der Entomologen. Dabei könnte sich die Nachsuche lohnen: Vor allem Feuchtgebiets-Arten werden oft übersehen oder breiten sich unbemerkt aus. Manche mögen´s lieber kalt!

Am Ostrand von Düsseldorf liegt der Abshof, fast genau im Zentrum des FFH Gebietes Rotthäuser Bachtal. Der private Naturschutzhof fördert auf vielfältige Weise die Biodiversität. Gedankt wird dies durch eine sehr hohe Zahl an seltenen Arten. Das Besondere an dem Tal sind der Rotthäuser Bach, der ihm den Namen gab, seine Quellen und Feuchtbiotope, Fischteiche und ausgedehnte Schilfflächen. Hinzu kommen wertvolle Erlen-, Eschen- und Weichholzauenwälder sowie Hainsimsen- Buchenwälder. Die Talsohle liegt bei knapp 100m NN, das nächste größere Feuchtgebiet liegt im Eller Forst, in etwa sieben Kilometer Entfernung, die Entfernung zur Rheinuferpromenade der Landeshauptstadt beträgt etwa zehn Kilometer Luftlinie.

Moorteufelchen – Nascia cilialis, D-NRW Düsseldorf Abshof, 8. Juni 2023. Foto: Martine Goerigk

Die Schmetterlingsfauna des Abshofs wird seit einigen Jahren +/- systematisch untersucht, was schon eine Reihe regional seltener Feuchtgebiets-Arten wie Arenostola phragmitidis, Sedina buettneri und Macrochilo cribrumalis zu Tage gefördert hat. Die Station ist z.B. auch regelmäßiger Fundort von Arctia caja, der Braune Bär fehlt ansonsten in der Region weitgehend. Die allermeisten entomologischen Daten zum Abshof sind bei observation.org erfasst.

Am 8. Juni 2023 konnte der Artenliste eine weitere Art hinzugefügt werden: Das zu den Rüsselzünslern (Crambidae) zählende Moorteufelchen Nascia cilialis (Hübner, 1796) wurde bei einem Lichtfang beobachtet. Die nächsten bekannten Vorkommen von N. cilialis lagen bislang im Schwalm-Nette-Gebiet und am Unteren Niederrhein, mehr als 60 bzw. 90 Kilometer entfernt.

Die Datenlage zu Nascia cilialis ist eher dürftig. Das Rote Kästchen markiert den Fund im TK 4707. Quelle: schmetterlinge-d.de, Stand 12. Juni 2023

Der Fund stellt den ersten Nachweis für den Naturraum Bergisches Land dar. Der nähere Fundort ist eine feuchte Schafweide, die mit Obstbäumen bestanden ist. Unmittelbar angrenzend befindet sich die Talsohle und der Rotthäuser Bach, der Bereich stellt sich als feuchte Hochstaudenflur mit Dominanz von Schilf und Großseggen dar. Die Umgebung des Hofes ist bei den lokal tätigen Entomologen als „Kaltluftloch“  gefürchtet, trotz der Nähe zur Großstadt herrschen hier häufig raue Bedingungen, wie in vielen Bachtälern im Bergischen Land und Sauerland. Vielleicht ist auch dort der Moorteufel los!

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Der Eichenzweig-Glasflügler – Paranthrene insolitus: unterkartiert oder wirklich selten?

Eichenzweig-Glasflügler Paranthrene insolitus; Friesheimer Busch, 9. Juni. 2023. Foto: Karl-Heinz Jelinek

Weitere Funde des Eichenzweig-Glasflüglers in der Niederrheinischen Bucht werfen einige Fragen auf. Ist die Art wirklich so selten, oder wurde nicht ausreichend danach gesucht? Wo ist der Lebensraum dieser Art?

Mit dem Einsatz künstlicher Pheromone hat die Erforschung der Glasflügler in den letzten Jahrzehnten einen enormen Aufschwung erlebt. Die Kenntnis über die Verbreitung vieler Arten ist gewachsen. Aber dennoch gilt, dass das Pheromon zur richtigen Zeit am richtigen Ort wirken muss.

Erst im Jahr 1991 wurde Paranthrene insolitus Le Cerf, 1914 für das Arbeitsgebiet der Arbeitsgemeinschaft Rheinisch-Westfälischer Lepidopterologen nachgewiesen (Schumacher 1991), kurz nachdem der Erstnachweis für Deutschland erbracht wurde (Köhler 1991). Damals wurde noch das Synonym Paranthrene novaki Toševski, 1987 als Name für die Art verwendet. Der Fundort lag in Ruppichteroth im Kartenblatt TK 25/MTB 5110, einer Gemeinde im Rhein-Sieg-Kreis rund 30 Kilometer östlich von Bonn, wo auch Heinz Schumacher seinen Wohnsitz hat.

In den Folgejahren wurden weitere Nachweise in den angrenzenden MTB 5111 und 5210 gemacht, der letzte im Jahr 1995 (vgl. Datenbank Schmetterlinge AG Rheinisch-Westfälischer Lepidopterologen). Weitere Beobachtungen kamen nicht hinzu, und in den Roten Listen von NRW wurde Art nur als im Bergischen Land vorkommend geführt (Dudler et al. 1999; Schumacher et al. 2011). Laut Roter Liste Deutschlands gilt die Art als selten und nicht gefährdet (Rennwald et al. 2011).

Am 28.05.2020 konnte ich dann mit Hilfe des Wageningen Pheromons „insolita“ drei  Falter im Waldgebiet bei Erftstadt nachweisen (Schumacher, 2021). Das war der Erstfund für die Niederrheinische Bucht. Der Fundort war auf einer als Mittelwald im Rahmen eines LIFE-Projektes gepflegten Fläche, auf der einzelne Eichen stehen geblieben sind. In der aktuellen Roten Liste gilt die Art nun für das Bergische Land als verschollen und für die Niederrheinische Bucht durch extreme Seltenheit (potenziell) als gefährdet (Schumacher & Vorbrüggen, 2021).

Fundort auf der Ville in dem erwähnten Mittelwald, zum Zeitpunkt des Erstfundes für die Niederrheinische Bucht am 28.5.2020. Foto: Karl-Heinz Jelinek.

In den Jahren 2022 und 2023 habe ich das Pheromon im ehemaligen Munitionsdepot am Friesheimer Busch in Erftstadt ausgebracht, einem mit einzelnen Eichen bestandenen, als Wiesenkomplex vom NABU Rhein-Erft gepflegten Gelände. Dort konnte ich in den Zeiträumen 3.-10.06.2022 und 5.-9.06.2023 jeweils einen Falter in Unitrap-Fallen nachweisen.

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Noch ein Klimawandel-Gewinner? – Der Rote Ampfer-Glasflügler auf dem Vormarsch

Der Rote Ampfer-Glasflügler, Pyropteron chrysidiformis (Esper, [1782]), ist eine wärmeliebende Art, die in der Vergangenheit im Rhein- und Moseltal und an der Nahe, vereinzelt auch an der Ahr beobachtet wurde. Jetzt gibt es zwei Nachweise im Nordwesten von Köln.

In den vergangenen fünf Jahren mehren sich die Funde, wie die Verbreitungskarte der Arbeitsgemeinschaft zeigt. Die nördliche Nachweisgrenze lag bislang im Siebengebirge südlich von Bonn.

Nachweise von Pyropteron chrysidiformis. Quelle: AG Rheinisch-Westfälische Lepidopterologen e.V. http://nrw.schmetterlinge-bw.de Stand 13. Juni.
Die beiden Neufunde in den TK25-Quadranten 5006,2 und 5007,1 sind durch die roten Sterne markiert.

Am 31. Mai 2023 gelang nun die wohl erste Beobachtung des Roten Ampfer-Glasflüglers nördlich des Mittelrheintales: Fundort ist eine sehr warme, größere vegetationsarme Ödlandfläche am Rande eines Gewerbegebietes nahe Pulheim im Rhein-Erft-Kreis. Der Falter besuchte eine Blüte des Schmalblättrigen Greiskrauts (Senecio inaequidens), und der Beobachter – ein Stechimmen-Experte aus dem Entomologischen Arbeitskreis des NABU Köln – freute sich, dass er das hübsche Tier fotografieren konnte.

Elf Tage später konnte der zweite Nachweis erbracht werden: Bei einer Exkursion des entomologischen Arbeitskreises am 11.06.2023 im nordwestlichen Kölner Grüngürtel konnte ein Falter aus der Luft gekeschert werden. Dieser zweite Fundort liegt ca. 5km Luftlinie nordöstlich des ersten.

Roter Ampfer-Glasflügler (Pyropteron chrysidiformis) bei Pulheim. Foto: Frank Hartfeld

Nahrungspflanze für die Raupen des Roten Ampfer-Glasflügler ist vor allem der Schild-Ampfer Rumex scutatus, eine als „Schutt-Wanderer“ bekannte Pflanze. Diese wird nicht nur in Weinbauregionen an den Mauern gefunden, sondern auch entlang von Gleisanlagen, außerdem als Bestandteil der „Frankfurter Grünen Soße“ in Kräutergärten angebaut.

An den beiden neuen Fundorten wachsen der Krausblättrige Ampfer (Rumex crispus) und teils auch der Stumpfblättrige (Rumex obtusifolius).

Setzt sich der Trend der zurückliegenden warmen Jahre fort, ist zu erwarten, dass auch diese Art vermehrt in Nordrhein-Westfalen ankommt und auch in den vielfach genutzten Pheromonfallen zu finden sein wird. Die männlichen Falter von P. chrysidiformis „fliegen“ auf das Pherobank-Präparat SYMY, das normalerweise für Nachweise des Apfelbaumglasflügler Synanthedon myopaeformis eingesetzt wird.

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Lichterkette am Felsenberg

Beim Pflegeeinsatz am Felsenberg in Schloßböckelheim am 29. April 2023 war das Wetter günstig: nicht zu warm, nicht zu kalt, nicht zu windig, bedeckt. Da schafften wir mit gleich 15 Helfern an einem Nachmittag eine Menge! Abends kamen dann die Leuchtanlagen zum Einsatz. Biotop-Pflege, tolle Beobachtungen und ausgiebiger Austausch mit den KollegInnen: Die Nahe war einmal mehr die Reise wert!

Chef-Organisator Heinz Schumacher hatte im Vorfeld auf einen großen Aufruf zur Mitarbeit verzichtet, weil er fürchtete, dass sonst gar nicht genug Arbeit für alle vorhanden sei. So arbeiteten wir mit 15 Leuten in zwei Gruppen auf zwei Flächen. Ziel der Aktion war wie in den Vorjahren das Zurückdrängen des Schlehenaufwuchses auf den seit vielen Jahren von der AG betreuten Magerrasen. Alles war gut zu schaffen, ohne dass allzu viele Fußspuren die herrliche Flora und Fauna dort beeinträchtigten.

Danach ließen wir uns den leckeren Kuchen, den Elisabeth Schumacher wieder gebacken und ihrem Mann mitgegeben hatte, und auch die Schokoladentorte von Volker Gayk gern schmecken!

von links: Hans Dudler, Ulrich Retzlaff, Hajo und Brigitte Schmälter, Volker Gayk, Steffi Braun, Jan Buchner, Rudi Seliger, Heinz Schumacher, Susanne Kutter, Jörg Siemers, Martine Goerigk, Rolf Labonde, Bernd Bergmann, Hajo Heimbach, Rudi Pähler, nach dem Pflegeeinsatz am Felsenberg in Schloßböckelheim, 29. April 2023 (Foto: Armin Dahl)

Für den abendlichen Lichtfang war das Wetter dagegen weniger geeignet: es hatte in der Woche zuvor Nachtfröste gegeben, zudem viel Regen, der am Vortag wie aus Kübeln über den Felsenberg ausgeschüttet worden war – und das in einem ohnehin „späten“ und feuchten Frühjahr. Weiterlesen

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