Lichterkette am Felsenberg

Beim Pflegeeinsatz am Felsenberg in Schloßböckelheim am 29. April 2023 war das Wetter günstig: nicht zu warm, nicht zu kalt, nicht zu windig, bedeckt. Da schafften wir mit gleich 15 Helfern an einem Nachmittag eine Menge! Abends kamen dann die Leuchtanlagen zum Einsatz. Biotop-Pflege, tolle Beobachtungen und ausgiebiger Austausch mit den KollegInnen: Die Nahe war einmal mehr die Reise wert!

Chef-Organisator Heinz Schumacher hatte im Vorfeld auf einen großen Aufruf zur Mitarbeit verzichtet, weil er fürchtete, dass sonst gar nicht genug Arbeit für alle vorhanden sei. So arbeiteten wir mit 15 Leuten in zwei Gruppen auf zwei Flächen. Ziel der Aktion war wie in den Vorjahren das Zurückdrängen des Schlehenaufwuchses auf den seit vielen Jahren von der AG betreuten Magerrasen. Alles war gut zu schaffen, ohne dass allzu viele Fußspuren die herrliche Flora und Fauna dort beeinträchtigten.

Danach ließen wir uns den leckeren Kuchen, den Elisabeth Schumacher wieder gebacken und ihrem Mann mitgegeben hatte, und auch die Schokoladentorte von Volker Gayk gern schmecken!

von links: Hans Dudler, Ulrich Retzlaff, Hajo und Brigitte Schmälter, Volker Gayk, Steffi Braun, Jan Buchner, Rudi Seliger, Heinz Schumacher, Susanne Kutter, Jörg Siemers, Martine Goerigk, Rolf Labonde, Bernd Bergmann, Hajo Heimbach, Rudi Pähler, nach dem Pflegeeinsatz am Felsenberg in Schloßböckelheim, 29. April 2023 (Foto: Armin Dahl)

Für den abendlichen Lichtfang war das Wetter dagegen weniger geeignet: es hatte in der Woche zuvor Nachtfröste gegeben, zudem viel Regen, der am Vortag wie aus Kübeln über den Felsenberg ausgeschüttet worden war – und das in einem ohnehin „späten“ und feuchten Frühjahr. Weiterlesen

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Auf dem Weg nach oben – 2023 ist ein Raupenjahr

In diesem Frühjahr erleben wir eine wahre Explosion beim Auftreten der kleinen Raupen unserer Nachtfalter. Die Gartenvögel freut es, die Förster wissen, dass auch kahlgefressene Bäume im Juni rasch wieder austreiben.

In den ersten beiden Mai-Wochen haben wir auf unseren Exkursionen rund um Solingen, in die Ohligser Heide/Engelsberger Hof und zum Jaberg in Hilden mindestens 15 verschiedene Raupen-Arten gefunden, darunter der Schneespanner Phigalia pilosaria, die Satelliteule Eupsilia transversa, der Kleine Frostspanner Operophtera brumata, die Spanner-Arten Agriopis leucophaearia und A. aurantiaria/marginaria, die Zweifleck-Kätzcheneule Anortha munda sowie die dekorative Kleine Kätzcheneule Orthosia cruda.

Sehr attraktiv sind die stets agressiv wirkenden, in ihrer Färbung und Zeichnung stark variierenden Raupen des Großen Frostspanners Erannis defoliaria.

Großer Frostspanner – Erannis defoliaria an Quercus auf dem Weg nach oben. Foto: Roland

Viele Bäume, vor allem Eichen und Ahorne,  zeigen total ausgefressene Blätter. Unter den Bäumen, in deren Krone die Raupen fressen, sind die bodennahen Pflanzen dicht mit den braunen Fraßknödeln bedeckt. Unter einigen Bäumen waren auch Teppiche von grünen Blattresten, die beim Fressen herunterfallen. Selbst die Buchen, an denen wir sonst kaum Raupen gefunden haben, zeigen nun häufig Fraßspuren. In der Krautschicht fand sich ein Buchen-Frostspanner Operophtera fagata.

Bemerkenswert ist die hohe Anzahl an Raupen, die die Stämme der Bäume von unten nach oben hochwandern, meist Spanner, aber auch die Pyramideneule Amphipyra pyramidea. Bei einer Raupenlänge von 4 Zentimetern und einer Baumhöhe von 15 Metern (1: 375) ist das so als ob ein Mensch von 1,60 m Größe sich vornimmt, einen 600 Meter hohen Baum zu erklimmen,

Bodennah entdeckten wir die große Raupe vom Weidenbohrer Cossus cossus, sowie an Gräsern die Grasglucke Euthrix potatoria. Fast in jedem Strauch des Pfaffenhütchens finden sich die dicht mit Raupen bestückten Gespinstnester von Yponomeuta cagnagella. Viele kleinere grüne, schwach gezeichnete Raupen, kann man vom Foto nicht sicher bestimmen. Auch die Tortriciden-Raupen sind nicht sicher einzuordnen, mit Ausnahme von Torticodes alternella.

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Schmetterlinge im Garten – Eisenhut-Goldeule

Ein Suchtipp für den Hausgarten: Die Eisenhut-Goldeule Polychrysia moneta (Fabricius, 1787) ist eine der Schmetterlingsarten, die sich leichter über ihre Raupen als über die Falter nachweisen lassen.

Im Frühjahr kann man am Blauen Eisenhut (Aconitum napellus) die charakteristischen, durch die Raupen verursachten Veränderungen der Triebspitzen finden.  Auch am Gelben Eisenhut (Aconitum lycoctonum) und Rittersporn (Delphinium) kann sich die Suche lohnen.

Abbildung 1: Eisenhut-Goldeule – Polychrysia moneta, mittelalte Raupe an Aconitum napellus. Wuppertal-Elberfeld, ca. 260 m, 1. Mai 2023. Freilandfotos: Armin Radtke

Dieselbe Raupe, im Bild unten links. Ihr leicht geöffnetes Gespinst an der Triebspitze mit Kotspuren auf dem einen Blättchen oben rechts. Foto: Armin Radtke

Spätere Raupenstadien von Polychrysia moneta wandern von der Triebspitze nach unten und verstecken sich in herabhängenden Blättchen. Foto: Armin Radtke

Die vielen aktuellen Nachweise im Raum Wuppertal erfolgten sämtlich in Gärten (Kleingartenanlagen oder Hausgärten), natürliche Vorkommen der Pflanze sind auf höhergelegene Regionen beschränkt, z. B. in Eifel, Sauer-und Siegerland.

Nachweise von Polychrysia moneta. Quelle: AG Rheinisch-Westfälische Lepidopterologen e.V. http://nrw.schmetterlinge-bw.de Stand 3. Mai 2023

Ein Blick auf die Verbreitungskarte dieser Art in unserem Arbeitsgebiet zeigt, dass es früher viel mehr Nachweise gab. Ursache für den vermeintlichen Rückgang könnte sein, dass frühere Beobachter vermehrt auf Raupensuche gegangen sind. Daneben wurden in früherer Zeit womöglich Eisenhut Stauden auch verbreiteter in Bauerngärten angepflanzt.

Erwachsene Raupe von Polychrysia moneta im Porträt. Foto: Armin Dahl

Also: schaut beim nächsten Spaziergang durch die Kleingartenanlagen oder Vorgärten in Eurer Umgebung doch mal auf die Eisenhut-Stauden und sucht an den Triebspitzen nach den Spuren der Raupen.

Die Raupen lassen sich relativ leicht mit Blättern von Aconitum napellus durchfüttern und ergeben dann im Sommer die wunderschönen Falter mit den goldfarbigen „Moneten“- Makeln auf den Flügeln

Eisenhut-Goldeule – Polychrysia moneta, Wuppertal-Barmen, April 2017 leg. Ludger Buller, Zucht und Foto: Armin Radtke.

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Kreaturen der Nacht oder Lichtfang mit 4000 Teilnehmern

Unser „Kerngeschäft“ sind Schmetterlingskunde und Naturschutz, und dazu gehört immer auch ein wenig Werbung für die eigene Sache. Öffentlicher Lichtfang ist ein gutes Mittel, das Interesse ist aber meist begrenzt. Ganz anders der Auftritt bei der Düsseldorfer Nacht der Museen 2023: Der sprengte mit mehr als 4000 Besuchern völlig den Rahmen.

Langfristig angekündigte Termine zum „Mottenfang“ haben so ihre Tücken, das Wetter passt selten, und die Zahl der Teilnehmer ist meist überschaubar. Das Ganze noch in der Innenstadt von Düsseldorf, wo das Artenspektrum ausgedünnt ist. Meine Erwartungen sind gering, was den Erfolg der Aktion vor dem Löbbecke-Museum angeht.

Das Fernsehen soll auch da sein heißt es, Sendezeit aber noch vor der Tagesschau, da gibt es beim Lichtfang nichts zu sehen. Zur Sicherheit werden deshalb am Vorabend ein paar Nachtfalter in Döschen gepackt und müssen im Kühlschrank übernachten, als Demonstrationsobjekte, für alle Fälle.

Als ich dann – weit vor Sonnenuntergang – auf den Parkplatz vor dem Aquazoo einbiege, trifft mich fast der Schlag! Eine endlos lange, stetig wachsende  Menschenschlange bis fast zum Eingangstor, alle unterm Regenschirm, ein Live-Übertragungswagen mit Satellitenschüssel vor dem Gebäude, Getränkestand mit Extra-Schlange, der Eingangsbereich zum Museum ist eine wuselige Menge. Bildungsbürger, kostümierte Girlies, kulturinteressierte Townhipster, Menschen aller Länder, alle ausgehfein: Das übliche Fachpublikum mit Parka und Wanderschuhen ist das auf jeden Fall nicht!

Den ursprünglichen Plan, etwas seitlich im Park hinter dem Museum unsere Leuchttürme aufzubauen, können wir gleich vergessen, die Anlage muss auf die Wiese direkt vor den Eingang, es nieselt. Gefühlte 300 Augenpaare beobachten den Aufbau schweigend, nur ein paar Kinder trauen sich zu fragen „Was machen Sie da mit der Lampe und der Gardine.“ Zum Glück kommt Unterstützung durch das Aquazoo-Maskottchen, weitere Lichtanlagen werden aufgebaut, das Aggregat liefert Strom. Und die Fernsehleute von der WDR-Lokalzeit (ab Minute 13) kommen wegen des Andrangs nicht mehr durch bis zu uns, die wir die „Kreaturen der Nacht“ anlocken und live bestimmen sollen.

Hai-Light des Tages: Wenns der Sache hilft, kann ich mich sogar mit Knorpelfischen anfreunden. (Foto: Philipp Schroeder)

Sieben Stunden später, immer noch strömen Menschen an uns vorbei, die Straßenbahn ist voll, es fühlt sich an wie bei Annie Lennox „This City Never Sleeps“. Die Fledermäuse vom Teich am Museum sind jedoch schon lange im Bett. Es gab halt nichts zu fressen, einen Lichtfang mit derart schlechtem Anflug habe ich eigentlich noch nie erlebt, immerhin hat der Regen aufgehört.  Nicht mal zehn Arten Großschmetterlinge, das ist Mitte April praktisch Nichts. Vor dem Museum, zwischen den ganzen Straßenlaternen, war eigentlich nur ein einziger Falter erwähnenswert, die Kiefern-Eule Panolis flammea.

Schick und pelzig: Kieferneule – Panolis flammea, Düsseldorf, 22. April 2023 (Foto: Philipp Schroeder)

 

Zimtbär – Phragmatobia fuliginosa im Anflug. (Foto: Armin Dahl)

Ein einsamer Zimtbär – Phragmatobia fuliginosa ist hundertfach fotografiert und direkt bei Instagram gepostet worden. Mangels Anflug mussten auch die Falter vom Vorabend noch als Statisten mithelfen, und so kam auch noch der Birken-Zahnspinner zu seinem Auftritt. Stars des Abends waren eine träge Amerikanische Kiefernwanze und eine Echte Motte, beide aus einer Etagenwohnung in Wuppertal nach Düsseldorf eingeschmuggelt.

Wir drei „Experten“, Martine Goerigk, Armin Radtke und meine Wenigkeit,  haben etwas ausgefranste Mundwinkel, die Leuchttücher sind voller Schlamm, die Kaffeekanne leer, die Füße tun weh. Zusammen haben wir drei eine Unmenge an Fragen beantwortet, über Insekten, Klimawandel, Gartentipps verteilt und über Gott und die Welt diskutiert. Das Bestimmen der Falter mit den Apps von observation.org fasziniert alte und junge Naturforscher, ich habe auch ein paar Leute getroffen die ich vorher nur übers Internet kannte. Und hoffentlich haben wir einige von den mehr als 4000 gezählten Museum-„Nachtschwärmern“ für das Thema Entomologie begeistern können.

Ein dickes Dankeschön an Philipp Schroeder, stellvertretend für das Team vom Aquazoo Löbbecke Museum Düsseldorf, für perfekte Organisation und Unterstützung. Und so wie es aussieht werden wir auch im kommenden Jahr an gleicher Stelle unser geliebtes Hobby vor großem Publikum präsentieren dürfen!

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Wiederfund in Hessen nach mehr als 70 Jahren- Eupithecia irriguata

Eupithecia irriguata, FFH Mönchbruch, 10. April 2023 (Foto: Erik Opper)

Am 13. April 2022 konnte der Verfasser drei Exemplare (2x Männchen, 1x Weibchen) von Eupithecia irriguata (HÜBNER, [1813]) in der FFH-Heidelandschaft bei Mörfelden-Walldorf, südwestlich des Frankfurter Flughafens, bei einem Lichtfang nachweisen. Der Helle Eichenhain-Blütenspanner wurde in Hessen zuvor letztmals 1951 unweit von Kassel gesichtet.

Bereits am Folgetag konnte Hermann Falkenhahn ein weiteres Weibchen am Licht an gleicher Stelle beobachten. Auch 2023 gelang in der näheren Umgebung wieder ein Nachweis. Um die Stabilität der Population und das Verbreitungsgebiet der seltenen Art zu untersuchen, hat der Verfasser am  10. April 2023 etwa 800m entfernt von der Fundstelle aus 2022 einen erneuten Lichtfang unternommen. Dabei wurde der Fund von 2022 bestätigt – ein Exemplar von Eupithecia irriguata fand sich gegen 21:15 Uhr am Licht ein. Das Belegfoto wurde am Folgetag von Daniel Bartsch im Lepiforum bestätigt.

Eupithecia irriguata gilt bundesweit als vom Aussterben bedroht (RL1), aktuelle Nachweise liegen nur noch aus Bayern (RL 3) und Baden-Württemberg (RL1) vor. Bemerkenswert ist, dass selbst der in Südhessen lebende „EupitheciaPapst“ Karl Dietze (1851-1935) diese Art nur von Frankfurt kannte. Der letzte mir bekannte Nachweis von E. irriguata in Hessen stammt aus einem Eichenwald bei Heiligenrode im Osten von Kassel, wo Heinrich Reuhl die Art am 1. Mai 1951 beobachtete (REUHL, 1976)

Die engere E. irriguata-Fundstelle ist der ostexponierte Waldrand einer breiten Stromleitungstrasse auf Flugsanddecken. Der Baumbestand besteht aus Kiefern/Buchen-Forsten mit nur einzelnen randständigen älteren Stieleichen-Individuen (30-50 Stammdurchmesser), jedoch dem Dreifachen an nordamerikanischen Eichen (Quercus rubra/palustris).

Fundort von E. irriguata bei Mörfelden (Foto: Erik Opper)

Herauszuheben ist die Wärmegunst der sandigen Energietrasse, die windgeschützt inmitten von Forsten und Wäldern im Oberrheingraben liegt. Dank der regelmäßigen Mahd durch Hessen Forst unter der Anleitung von NSG-Schutzgebietsbetreuern konnte der gesamte Lebensraum für diese sehr seltene Art und eine Vielzahl weiterer Tag- und Nachtfalterarten optimal erhalten bleiben. Diese Art der Pflege gilt es auch zukünftig fortzusetzen.

Ich danke insbesondere meinem geschätzten Kollegen Hermann Falkenhahn für Bestimmung 2022 und die Lebensraumbeschreibung.

Literatur

REUHL, H. (1976): Die Großschmetterlinge („Macrolepidoptera“) Nordhessens VIII. „Heterocera“ (Nachtfalter). 3. Geometridae (Spanner). – PHILIPPIA 111/1: 45-62

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Frühlingsbote im Eichenwald – der Wickler Pammene giganteana

Pammene giganteana, Deutschland, Nordrhein-Westfalen, Hövelhof, NSG Moosheide, 4. April 2016 (Foto: Dieter Robrecht)

Mittlerweile gibt es eine Vielzahl speziell hergestellter Pheromone für das Monitoring von Kleinschmetterlingen. Eines davon ist das Präparat für Pammene argyrana. Mit diesem sind im zeitigen Frühjahr die Falter von Pammene giganteana in der Nähe von Eichenstandorten nachzuweisen – teils in hohen Anzahlen.

Pammene giganteana, Deutschland, Nordrhein-Westfalen, Ennepetal-Büttenberg, am Pheromon für P. argyrana, 7. März 2022 (Foto: Jonas Mittemeyer)

Die Tiere treten hierbei meist in der bunten Form auf. Hin und wieder sind aber auch dunkle Formen zu finden.

Pammene giganteana, Deutschland, Nordrhein-Westfalen, Ennepetal-Büttenberg, am Pheromon für P. argyrana, 7. März 2022 (Foto: Jonas Mittemeyer)

Mit der Möglichkeit des Anlockens durch Pheromone hat sich in der Vergangenheit vor allem im Bereich der Glasflügler (Sesiidae) einiges getan. So gelang z.B. an vielen Stellen des Arbeitsgebietes der Nachweis des Großen Weidenglasflüglers (Sesia bembeciformis), mit einem Präparat, das eigentlich für die  Bananentriebmotte (Opogona sacchari), entwickelt wurde. Änliches gilt für die zu den Echten Motten (Tineidae) zählende Triaxomasia caprimulgella, die  ebenfalls das Bananenbohrer-Präparat anfliegt (MORAWIETZ & HASLBERGER 2022)

Das spannende am Pheromonpräparat für Pammene argyrana ist nun, dass man daran im Laufe des Jahres fast alle Pammene-Arten erwarten und nachweisen kann. Die Zielart argyrana fliegt einige Wochen nach giganteana, ungefähr ab Mai. Noch einige Wochen später folgt Pammene albuginana, welche im Arbeitsgebiet bislang erst wenige Male beobachtet wurde. Die Raupe von P. albuginana lebt in Eichengallen, die von Gallwespen erzeugt werden.

Eichen-Zwergblattroller – Pammene albuginana D-NRW Ennepetal-Büttenberg, am Pheromon für P. argyrana, 7. Mai 2022 (Foto: Jonas Mittemeyer)

Weiterhin sei auf die beiden Arten Pammene aurana und Pammene aurita im Sommer hingewiesen. Letztere fliegt häufig in die Unitrap-Pheromonfallen ein, die mit verschiedenen Sesiidae-Pheromonen bestückt sind. Mit dem gezielten Einsatz des argyrana-Pheromons sind in der Nähe der jeweiligen Raupenfutterpflanzen auch die Imagines etlicher weiterer Pammene-Arten zu erwarten. Viel Erfolg bei der Suche!

Links und Literatur

Pherobank – Katalog der Präparate und Fallen

MORAWIETZ, B. & A. HASLBERGER (2022): Pheromon-Nachweise von Triaxomasia caprimulgella (STAINTON, 1851) in Bayern (Lepidoptera, Tineidae)
NachrBl. bayer. Ent. 71 (1/2): 14-19

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Neue Glasflügler, Neuer Faunenband, Neue Termine

Felskuppen, Trockenrasen, Weinberge, Fluss. Der Felsenberg bietet tolle Lebensräume und Landschaftsbilder.

Das Nahebergland oberhalb von Bad Kreuznach ist mit seinen Felsbiotopen und Trockenrasen eine der artenreichsten Regionen in Deutschland. Das Gebiet ist eine Modellregion für Biodiversität, am Fluß leben hochseltene Reptilien wie die Würfelnatter, nur wenige Meter weiter fliegen die Segelfalter und zahlreiche entomologische Raritäten.

Wer das Gebiet noch nicht kennt: Der Termin für den nächsten Pflegeeinsatz am Felsenberg bei Schloßböckelheim steht jetzt fest. Am letzten Aprilwochenende (Samstag 29.4. 2023 ab 14:00 Uhr) werden wir dort wie in den vergangenen Jahren versuchen, die Verbuschung der wichtigsten Flächen ein klein wenig zurückzudrängen. Helfer sind immer willkommen, auch wenn sie nur die Pflegetruppe mit Kaffee und Kuchen für die Pause versorgen. Schlehenbüsche haben Dornen, der Felsenberg ist supersteil, deshalb bitte Handschuhe und festes Schuhwerk mitbringen.
Parallel dazu gibt es wieder die Möglichkeit, Lichtfang im TOP-Gebiet der Arbeitsgemeinschaft zu machen, aktuell belegt das Messtischblatt 6112 Waldböckelheim mit 1370 nachgewiesenen Lepidopterenarten Platz 1 in unserer Datenbank (Stand 27.3.2023).
Damit wir den Pflegeeinsatz besser planen können, bitte Anmeldung bei Heinz Schumacher

Stichwort Raritäten: Eine neue Falterart in einem Bundesland nachzuweisen, noch dazu mit einer eleganten Methode, das ist schon nicht schlecht! Glückwunsch an Toni Kasiske, dem das Kunststück im gut untersuchten Niedersachsen gelang. Der Nachwuchsforscher hat im Stadtgebiet von Braunschweig ein offenbar ausgedehntes Vorkommen des Gelblichen Ampfer-Glasflüglers – Pyropteron triannuliformis entdeckt. Der Nachweis gelang mit handelsüblichen Pheromonen. Und wenn es so geht wie mit anderen Arten (z.B. Schneeball-Glasflügler, Großer Weiden-Glasflügler), dann ist das erst der Anfang, und vielleicht folgt nach Niedersachsen bald ein Fund in Westfalen. Nachzulesen ist das Ganze im gerade erschienenen Heft der Melanargia, Jahrgang XXXV, auch der 35. Jahrgang wieder souverän herausgegeben von Schriftführer Günter Swoboda.

Und dann war da noch der Faunenband 20 der Lepidopterenfauna der Rheinlande und Westfalens in der Post!

Die Autoren Rolf Mörtter, Rudi Seliger und Wolfgang Wittland wandeln in kriminalistischer Kleinarbeit auf den Pfaden von Altmeister Willy Biesenbaum ( 17. September 2022)  dem der Band post mortem gewidmet wurde. Peter Stüben steuerte professionelle Farbaufnahmen bei, und viele Mitglieder ihre Funddaten und Belege.

Verschollen und wiedergefunden: Nachweiskarte von Eudonia delunella.

Wieder einmal zeigt sich, daß wir auch in Zukunft nicht um Genitalpräparation oder das mittlerweile etablierte Barcoding herumkommen, wenn wir der Wahrheit z.B. bei den bearbeiteten Zünslerfamilien (Pyralidae und Crambidae) näher kommen wollen.
So können auch mal Arten mangels Beleg oder wegen Fehlbestimmungen wieder aus dem Arbeitsgebiet verschwinden, im vorliegenden Fall z.B. Homoeosoma nimbella, Scoparia ingratella und Eudonia laetella.
Der Faunenband mit 227 Seiten Text, Phänogrammen und Karten enthält Angaben zur Flugzeit und Bestandsentwicklung der behandelten Arten, damit sind dann die Pyraloidea in fünf Faunenbänden komplett. Zweifellos ein Meilenstein der faunistischen Forschung!

Dank gilt neben allen Autoren und Mitarbeitern auch der Nordrhein-Westfalen-Stiftung für die finanzielle Unterstützung bei den Druckkosten!

Exponentielles Wachstum der Beobachtungszahlen (blaue Balken) und Beobachter (orange Linie) bei observation.org seit 2010.

Im Jahr 2022 haben aus unserem Arbeitsgebiet mehr als 4000 (!) Menschen alleine über die Plattform observation.org Nachtfalterbeobachtungen gemeldet, insgesamt waren es mehr als 125.000 Beobachtungen. Daten sind das neue Gold, und so finden sich darunter auch viele spektakuläre Zufalls-Beobachtungen. Nebenbei kann man über diese Citizen Scientist-Projekte praktisch live erleben, wie der Klimawandel manche Arten vor sich hertreibt. Wer hätte zum Beispiel gedacht, dass die Spanische Flagge – Euplagia quadripunctaria einmal bis ins südliche Münsterland verbreitet sein wird, wie jüngst auch in der Arbeit von Karsten Hannig in den Abhandlungen aus dem Westfälischen Museum für Naturkunde nachzulesen?

Das Vereinsleben hat in Corona-Zeiten erheblich gelitten, die Naturbegeisterung, das Interesse in der Bevölkerung an Artenvielfalt, Insekten und Naturschutz hat dagegen stark zugenommen. Und die Laien von heute sind die Kenner von morgen und die Taxonomen von übermorgen. Sie müssen nur an die Hand genommen werden. Deshalb: Bitte meldet alle Termine, Vorträge und Exkursionen etc. über das Kontaktformular oder andere Kanäle! Wir tragen sie dann in den Terminkalender ein, damit Eure Veranstaltungen auch gut besucht werden. In diesem Sinnen wünsche ich Euch eine prallvolle spannende Faltersaison!


Literatur:

 

 

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Pilze sind zum fressen da

Nemapogon clematella, Nordrhein-Westfalen, Lichtenau, NSG Eselsbett, am Licht, 15. Juni 2016 (Foto: Dieter Robrecht)

Aktuell und bis in das Frühjahr hinein lohnt es, Pilze und Baumschwämme nach Kotspuren abzusuchen, denn die Raupen verschiedener Tineidae (Echte Motten) fressen darin. Etwa 20 in Deutschland vorkommende Arten können auf diese Weise mit etwas Glück gefunden werden.

In der Literatur und im Lepiforum werden Zunderschwämme, Trameten, Porlinge, Kohlenbeeren, Kohlenkrusten und Schichtpilze als Nahrung genannt, diese sollten deshalb bei der Suche im Fokus stehen.

Junge Zunderschwämme werden nach meiner Beobachtung von Raupen gemieden. Erst in fortgeschrittenem Verrottungszustand finden sich viele Kotspuren, auch von diversen Käferlarven.

Morophaga choragella, Nordrhein-Westfalen, Oerlinghausen, aus morschem Zunderschwamm an morscher Hängebirke (Betula pendula), eingetragen 15. Februar 2013, sofort ins Haus geholt, Falterschlupf 3. April 2013 (Foto: Dieter Robrecht)

 

Montescardia tessulatellus, Nordrhein-Westfalen, Oerlinghausen, aus morschem Birkenporling an morscher Hängebirke (Betula pendula), eingetragen Ende März 2018, e.p. 5. Mai 2018 (Foto: Dieter Robrecht)

Unser Vereinsmitglied Jonas Mittemeyer hatte im Februar 2023 in einer Whatsapp-Gruppe auf eine Art aufmerksam gemacht, die bislang in unserem Arbeitsgebiet wenig nachgewiesen wurde:  Nemapogon clematella (FABRICIUS, 1781) .

Nemapogon clematella, Nordrhein-Westfalen, Lichtenau, NSG Eselsbett, am Licht, 15. Juni 2016 (Foto: Dieter Robrecht)

Diese Art kann u.a. an der Rotbraunen Kohlenbeere (Hypoxylon fuscum) an Hasel (Corylus) sowie Erle (Alnus) gefunden werden, wobei die Suche nach meiner Erfahrung wesentlich mehr Zeitaufwand erfordert, als bei den vorgenannten Arten. Im toten Holz leben die Raupen des sehr schönen Falters. Die Suche nach den Raupen würde sich als sehr schwer erweisen, fräßen diese nicht an der Oberfläche der Rinde die dortigen Pilze aus. Dabei „verräth sie ihre Anwesenheit durch überwölbte, oft fleckartig erweiterte Gänge auf der Rinde“, wie bereits Schütze 1899 schreibt. Weiter führt er aus:  „Die Raupe selbst wohnt im Holze in einem feinen Gange, welcher desto länger wird, je mehr die Bewohnerin an Größe zunimmt. Von dem Holze selbst nährt sie sich jedoch nicht; Raupen, denen ich weiter nichts gab, als morsches Holz, gingen nach und nach zu Grunde.“

Zwischenzeitlich haben einige Vereinsmitglieder ebenfalls diese Röhren in ihrem Wohnumfeld gefunden, so auch ich:

Rotbraune Kohlenbeere (Hypoxylon fuscum) an Hasel (Corylus avellana): Nordrhein-Westfalen, Stukenbrock, 6. März 2023, zwei ungeöffnete Fraßgänge von Nemapogon clematella (Foto: Dieter Robrecht)

Rotbraune Kohlenbeere (Hypoxylon fuscum) an Hasel (Corylus avellana): Nordrhein-Westfalen, Stukenbrock, 6. März 2023, mit ungeöffnetem Fraßgang von Nemapogon clematella Foto: Dieter Robrecht)

Nemapogon clematella, Geöffneter Fraßgang.Links oben erkennt man den Kopf der Raupe, die den Gang sofort wieder verschließt. Der Gang zwischen den Pilzen ist nur mit Gespinstfäden ausgekleidet und mit Kot und Genagsel überwölbt. Nordrhein-Westfalen, Stukenbrock, 6. März 2023 (Foto: Dieter Robrecht)

Geöffneter Fraßgang von Nemapogon granella. Pfeil links: der Gang im Holz, Pfeil rechts: Austritt zu den Pilzen. ) Nordrhein-Westfalen, Stukenbrock, 6. März 2023 (Foto: Dieter Robrecht)

Es scheint sich vor allem zu lohnen, in feuchten Tälern oder in Gewässernähe an abgestorbenen Ästen und Zweigen von Hasel oder Erle zu suchen. In unserer Vereins-Datenbank sind aus den Jahren vor 2022 etwa genauso viele Imagines verzeichnet, wie seit dem ersten Fund von Jonas Mittemeyer schon an Minenfundorten hinzugekommen sind.

Das Eintragen der oben angeführten Pilzarten sorgt stets für Überraschungen, wie mein nachfolgender Fund belegt:

Archinemapogon yildizae, Nordrhein-Westfalen, Höxter, NSG Ziegenberg, Raupe mit Rotrandigem Baumschwamm (Fomitopsis pinicola) eingetragen am 6. April 2019, Falterschlupf 25. Mai 2019 /Foto: Dieter Robrecht)

Dieser Fund war der Erstnachweis für Nordrhein-Westfalen, im unserer Vereinsdatenbank ist er zudem der einzige Eintrag für unser Arbeitsgebiet.

Literatur:

Gaedike, R. (2015): Tineidae I (Dryadaulinae, Hapsiferinae, Euplocaminae, Scardiinae, Nemapogoninae and Meessiinae). — In: Nuss, M., Karsholt, O. & P. Huemer [edit.]: Microlepidoptera of Europe 7: 1-308; Leiden & Boston (Brill).

Gerhardt, Ewald (1997): Der große BLV-Pilzführer für unterwegs: über 1200 Arten, München

Schütze, [K. T.] (1899): Biologische Mittheilungen über einige Kleinschmetterlinge]. — Stettiner Entomologische Zeitung 60 (3): 163-179.

 

Internet:

https://lepiforum.org/wiki/page/Nemapogon_clematella [Zugriff 16.03.2023]

Aktuelle Nachweise bei observation.org

Aktuelle Nachweise bei Naturgucker.de

 

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Neue Erkenntnisse zu Auswirkungen des Klimawandels auf die Schmetterlinge

Um die Auswirkungen des Klimawandels auf die Schmetterlinge zu untersuchen wurde im Rahmen des Klimafolgenmonitorings der Stadt Düsseldorf auch 2022 wieder die Tag- und Nachtfalterfauna im Eller Forst (Naturraum Niederrheinische Bucht) sowie auf dem Golfplatz Hubbelrath (Bergisches Land) untersucht. Dabei gab es in beiden Gebieten noch zwei Erstnachweise, so dass damit insgesamt seit Beginn der Untersuchungen 359 bzw. 348 Schmetterlingsarten registriert wurden.

Die Erfassungsmethodik erlaubt zwar keine unmittelbaren Jahr-zu-Jahr-Vergleiche, doch lässt sich aus den vorhandenen Daten dennoch schließen, dass die Schmetterlingsfaunen beider Gebiete im Lauf der seit 2009 laufenden Erfassungen weitgehend konstant geblieben sind. Immerhin gab es aber auch einzelne Neubesiedlungen durch Arten, die aktuell ihr Areal erweitern und deren Arealerweiterung sich mit großer Wahrscheinlichkeit auf den Klimawandel zurückführen lässt. Dazu zählen unter anderem der Flussauen-Waldrebenspanner Horisme radicaria und der Silgen-Blütenspanner Eupithecia selinata in Hubbelrath, Dreifleck-Pappelspanner Stegania trimaculata und Großer Eichenkarmin Catocala sponsa in beiden Untersuchungsgebieten sowie der Große Fuchs Nymphalis polychloros im Eller Forst.

Dieses am 26.07.2017 in Düsseldorf-Hubbelrath gefangene Männchen des Dreifleck-Pappelspanners Stegania trimaculata belegt die Ausbreitungstendenz ehemaliger Flachlandarten  in montanere Regionen hinein im Zuge des Klimawandels

Weitere Wärme liebende Arealerweiterer wie der Südliche Zwergspanner Idaea rusticata und das Weißgraue Flechtenbärchen Eilema caniola sind an ihrem Fundort im Untersuchungsgebiet Eller Forst vermutlich gar nicht bodenständig, sondern entstammen eher dem nahe liegenden Siedlungsgebiet, wo sie sich an oder in Häusern entwickeln dürften. Es ist überhaupt auffällig, dass es unter den Wärme liebenden Arealerweiterern relativ viele Arten gibt, die als Kulturfolger im Bereich menschlicher Siedlungen leben. Neben den zwei oben genannten Arten zählen speziell noch die Reingraue Staubeule Caradrina gilva und Kadens Staubeule Caradrina kadenii dazu, bei denen die in Großstädten gegenüber der Umgebung bis 5 Grad höhere Durchschnittstemperatur eine wichtige Rolle bei der Habitatwahl gespielt haben dürfte. Aber auch die auf warmen Ruderalfluren lebenden Eulenarten Ruderalflur-Johanniskrauteule Chloantha hyperici und Kompasslatticheule Hecatera dysodea profitieren von der Urbanisierung. Unter den Tagfaltern sei an dieser Stelle auf den Kleinen Sonnenröschen-Bläuling Aricia agestis und den Karstweißling Pieris mannii hingewiesen, die sich häufig in Gärten entwickeln.

Raupe der Reingrauen Staubeule Caradrina gilva (ex o., Falterfang Aachen 13.6.2020).  Der Falter wurde zwischen 2006 und 2009 alleine 4 mal am leider heute nicht mehr existierenden Uni-Gebäude Kopernikusstraße 16 in Aachen gefunden.

Diese Raupen der Kompasslatticheule Hecatera dysodea fand ich am 6.7.2022 im Hinterhof meines Wohnhauses in der Aachener Innenstadt an Mauerlattich.

Bei der Analyse von Arealverschiebungen ist es wichtig zu berücksichtigen, dass sich die aktuellen Arealerweiterungen ebenso wie die von KARBIENER & TRUSCH (2022) in Baden-Württemberg für 25 TK25-Quadranten belegten Artenverluste selten monofaktoriell erklären lassen. Der Klimawandel ist sicherlich bei vielen Arealverschiebungen ein wichtiger Faktor, doch wirkt er nicht nach einem immer gleichen einfachen Schema. Manchmal spielen dabei z. B. auch Änderungen der Futterpflanzenbindung eine Rolle. Hier seien der C-Falter Polygonia c-album und der Kleine Sonnenröschen-Bläuling Aricia agestis genannt, deren deutliche Arealerweiterung in Großbritannien auch auf eine Erweiterung ihres Futterpflanzenspektrums zurückgeführt wird (BEEBEE 2018).

Des Weiteren kann sich durch das veränderte Klima auch die Habitatbindung einer Art verändern. So waren die eben genannten H. radicaria und S. trimaculata in NRW ursprünglich auf Flußauen beschränkt, also wintermilde Biotope. Inzwischen besiedeln sie aber unterschiedlichste und teils sehr naturferne Standorte ihrer Futterpflanzen, wie z. B. die mit Waldreben bewachsene Schallschutzmauer auf dem Golfplatz bzw. die dortigen Pappelanpflanzungen. Dabei liegt die Vermutung nahe, dass womöglich die milderen Winter den beiden Arten diese Erweiterung ihres Habitatspektrums erst ermöglicht haben.

Der am 3.5.2018 im Hausflur meines Wohnhauses in der Aachener Innenstadt gefundene Falter des Flussauen-Waldrebenspanners Horisme radicaria ist ein Indiz für die im Zuge des Klimawandels erfolgte Besiedlung urbaner Lebensräume durch gewisse Wärme liebende Arten

Auch die Geschwindigkeit der Auswirkungen des Klimawandels auf einzelne Arten ist nicht immer gleich, da seine Wirkung, besonders bei den „Klimaverlierern“, zeitlich verzögert auftreten kann (BEEBEE 2018). Momentan kann man bei Auswertung der Roten Listen der Makrolepidopteren (incl. Hepialidae, Cossidae, Limacodidae und Zygaenidae) in NRW einen Artenanstieg beobachten: gab es nach der Roten Liste 2010 (SCHUMACHER et al. 2011) nur 909 aktuell in NRW vorkommende Makrolepidopterenarten, so waren es nach der Roten Liste 2020 (SCHUMACHER & VORBRÜGGEN 2021) 933 – also genauso viele wie nach der Roten Liste 1999 (DUDLER et al. 1999). Dieser Anstieg ist primär die Folge davon, dass es vor allem im letzten Jahrzehnt – also seit 2010 – vermehrt zu Einwanderungen neuer Arten gekommen ist sowie zum Wiederauftauchen ausgestorbener Arten. Weiterlesen

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Späte Weihnachts-Überraschung

Endlich hat das Wünschen doch noch geholfen, wenn auch erst kurz nach Weihnachten: Auch die aktuelleren Nachweise von Tag- und Nachtfaltern  werden nun online in den Verbreitungskarten der Arbeitsgemeinschaft angezeigt!

Unser Portal http://nrw.schmetterlinge-bw.de/ ist zwar immer noch dasselbe gute alte und sieht old-fashioned aus, zeigt jetzt aber endlich wieder Verbreitungskarten mit vielen aktuellen Funden bis 2022 – es stützt sich auf immerhin 1,2 Millionen Datensätze, gut 120.000 mehr als beim letzten Stand.

Man konnte ja nicht sehen, was sich im Hintergrund alles tat. Die Access-Vereinsdatenbank, in der wir die Beobachtungsdaten aus unserem Arbeitsgebiet sammeln und pflegen, wurde von InsectisS8 auf das neuere InsectIS10 umgestellt. Das hatte aber leider erst einmal zur Folge, dass damit die alte online-Karte nicht mehr mit neuen Funden versorgt werden konnte. Schon 2021 konnte nur noch ein Teil der gelieferten Daten hochgeladen werden, 2022 praktisch gar keine mehr. Die sichtbaren Verbreitungskarten waren also nicht mehr up to date. Es musste etwas geschehen.

Der Vorstand hat daher beschlossen, ein neues Portal in Auftrag zu geben. Ein Portal, das neuer, moderner und nutzerfreundlicher ist.

Unser Entwurf für die Titelzeile des neuen Portals (Fotomontage: Jörg Siemers)

Keine Überraschung ist, dass dieses wie so viele EDV-Projekte trotz intensiver Arbeit länger dauert als gehofft. Daher wollen wir das alte Portal doch noch einer Aktualisierung unterziehen, haben dafür nun die Voraussetzungen geschaffen und gerade erstmals umgesetzt.

Immerhin haben wir nun die – plausibilisierten bzw. validierten – Daten unserer Mitglieder, soweit sie uns bis Weihnachten schon direkt aus lokalen Anwendungen, aus Naturgucker.de oder aus Observation.org aus unserem Arbeitsgebiet geliefert wurden, nach und nach in die Datenbank eingespeist. Sie sind nun ins alte Portal hochgeladen – noch nicht ganz komplett, aber zu einem wesentlichen Teil, nebst einer Reihe von Korrekturen älterer Daten und älteren Datenschätzen, die bisher gar nicht angezeigt wurden. Also schauen Sie / schaut selbst!

Mit Spannung warten wir nun auf das neue Portal, in dass wir sehr viel vorbereitende Arbeit gesteckt haben. Lassen Sie sich / lasst Euch überraschen!

Wir freuen uns über viele weitere Datenmeldungen!

In diesem Sinne alles Gute für das neue Jahr, viel Freude draußen und viele schöne Funde
wünschen Ihnen und Euch allen
für das Melanargia-Team
Heinz Schumacher, Brigitte Schmälter und Jörg Siemers

Intensive Arbeit am Portal! (Foto: Brigitte Schmälter)

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